Politik | Frauen

Von Applaus allein kann niemand leben

Die SVP-Frauenvertreterinnen Renate Gebhard und Magdalena Amhof fordern eine bessere Entlohnung und mehr Sichtbarkeit für die Frauen, die derzeit den Laden schmeißen.
Frauen in der Sanität
Foto: Pixabay

Die aktuelle Ausnahmesituation macht sichtbar, was (allzu) oft unsichtbar ist: die Menschen, die das System am Laufen halten – auch in Krisenzeiten. Und in vielen Fällen handelt es sich dabei um Frauen. Sie ernten weltweit Applaus, viel Lob und Dank. “Das schmeichelt zwar der Seele, aber kaufen können sich die Frauen davon leider nichts”, werfen nun Renate Gebhard und Magdalena Amhof ein. Die SVP-Frauenchefin und -Arbeitnehmervorsitzende nehmen die Corona-Krise zum Anlass, um auf den Wert der Frauen für Gesellschaft und Wirtschaft hinzuweisen und fordern eine Besserstellung ein – vor allem in finanzieller Hinsicht.

Verkäuferinnen und Kassierinnen, Kranken- und Altenpflegerinnen und Familienmanagerinnen: Es sind vielfach die Frauen, die in dieser Corona-Krise den Laden schmeißen”, schreiben Gebhard und Amhof in einer Aussendung. “Sie pflegen kranke Patienten in den Intensivstationen und auf den Infektionsabteilungen und sie garantieren die Versorgung mit lebensnotwendigen Dingen vor Ort. Dazu sind es meist die Frauen, die ihre älteren Familienangehörigen versorgen, mit den Kindern den Schulstoff pauken und im Homeoffice ihrem Arbeitgeber die Stange halten.”

Im Alltag würden diese Aufgaben oft als selbstverständlich hingenommen, doch “gerade in diesen Tagen der Isolation und der Quarantäne werden wir uns neu bewusst, wie wertvoll diese Frauen für unsere Gesellschaft sind”, so Gebhard und Amhof. Sie fragen sich “Werden wir auch nach dieser Krise den Wert dieser Berufe anerkennen und diese Arbeit mehr zu schätzen wissen?”, und fordern neben der öffentlichen Wertschätzung dieser Berufssparten auch eine bessere Entlohnung. “Vielleicht ist die Corona-Krise ein guter Anlass für uns als Gesellschaft zu hinterfragen, wieso uns beispielsweise Fußballer mehrere Millionen wert sind, während Menschen in Gesundheits- und Pflegeberufen oft nur prekäre Arbeitsverhältnisse haben und einen geringen Lohn beziehen. Nützen wir diese Chance und zeigen wir unsere Anerkennung jenen Menschen, die gerade jetzt den Laden am Laufen halten.”

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gorgias Mo., 06.04.2020 - 12:37

>Verkäuferinnen und Kassierinnen, Kranken- und Altenpflegerinnen und Familienmanagerinnen:<

Und was ist mit Ärztinnen? Oder sind wir jetzt wieder zurückgefallen in Rollencliches von Arztserien aus den 80zigern mit Oberarzt und Krankenschwester?

Und was ist mit den Männern? In Supermärkten arbeiten auch Männer. Ich habe Männer gesehen, die alleine mit ihren Kindern rausgehen oder mit ihren Kindern. Zuhause werden die sich wohl auch mit Kindern und Haushalt beschäftigen. Und was ist mit jenen Personen, die in der (lokalen) Lebensmittelindustrie arbeiten? Dort sind es sogar vorwiegend Männer. Während man vom Gesundheitspersonal und das Personal im Detailhandel dauernd hört, wird diese essentielle Berufsgruppe für die Nahrungsmittelversorgung nicht einmal erwähnt.

Mo., 06.04.2020 - 12:37 Permalink
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Salto User
Sepp.Bacher Mo., 06.04.2020 - 14:05

Antwort auf von gorgias

...auch an die Fahrer und Zusteller denken!
Ja die Familienmanagerinnen? Sind da die "gschaftigen Weiber" gemeint? Diese managen meistens auch noch den Mann und sagen dann, sie hätten nichts zum Sagen?! Familienmanagerinnen: ein angesehenes Ehrenamt?

Mo., 06.04.2020 - 14:05 Permalink
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gorgias Mo., 06.04.2020 - 17:12

Antwort auf von Sepp.Bacher

Im Grunde ist es herabwürdigend und möglicherweise auch ein Zeichen von versteckter Verachtung, der man sich sogar selbst nicht bewußt ist, wenn man jene die als Haupttätigkeit sich um Haushalt und Familie kümmern, nicht einfach als Hausfrau und Mutter bezeichnet, und statt dessen sich eines peinlichen Euphemismus bedient, der das ganze noch ins Lächerliche zieht.
Aber so was fällt wohl einem nur ein, wenn man selbst den Luxus hat, Haushalt und Kinderbetreuung zu einem guten Teil an Dritte auslagern zu können und sich von jenen, die das selbst tun (müssen), innerlich distanziert hat.

Mo., 06.04.2020 - 17:12 Permalink
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Peter Gasser Mo., 06.04.2020 - 13:40

Die Frau von heute ist zu Hause nicht mehr “Frau” und “Mutter”, sondern “Familienmanagerin”... jetzt muss ich auch mal protestieren, was zu viel ist ist zu viel - “Management” von morgens bis abends, statt gemeinsam zu leben.
.
Dass Frauen nicht nur den afrikanischen Kontinent am Leben halten, sei trotzdem ausdrücklich erwähnt.

Mo., 06.04.2020 - 13:40 Permalink
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Salto User
Sepp.Bacher Mo., 06.04.2020 - 13:58

Das ist sicherlich eine wichtige Wortmeldung. Personen in genannten Pflegeberufen haben sicher Anrecht auf eine Zulage oder eine deutliche Gehaltserhöhung. Wer aber die Familienmanagerinnen bezahlen soll, schreiben die beiden Politikerinnen nicht.
Präzisieren Sie diesen Vorschlag und überlegen, von wo das Geld dafür herkommen soll? Man könnte an eine Art Lebensminimum denken gestaffelt nach der Anzahl der Familienmitglieder, die zu versorgen, erziehen oder zu pflegen sind. Und den die Weiterbezahlung der Rentenbeiträge während unbezahlter Elternzeiten.

Mo., 06.04.2020 - 13:58 Permalink
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Elisabeth Hammer Mo., 06.04.2020 - 17:31

Drehen wir doch den Spieß einfach mal um: ab sofort übernehmen die Männer zuhause die Pflege der älteren Angehörigen, pauken mit den Kindern den Schulstoff und machen nebenher ihr Homeoffice. Dann würden sich sicherlich ganz schnell Ressourcen finden, diese Family-Manager entsprechend zu entschädigen.
Dabei spreche ich bewusst nur den Bereich der Nicht-Erwerbsarbeit an. Was den Equal-Pay-Gap in der Erwerbsarbeit anbelangt, muss man Italien zuerkennen, dass das Land da im internationalen Vergleich nicht mal allzu schlecht da steht. Einer aufgeklärten, partnerschaftlichen Gesellschaft entspricht es allerdings leider nicht, dass immer noch meist die Frau in Teilzeit geht bzw. ihre Erwerbsarbeit völlig aufgibt, um sich um die Kinder zu kümmern. Ich würde z.B. anregen, Kindererziehungszeiten teilen zu müssen, die Firmen würden sich sehr schnell darauf einstellen und den Frauen im gebärfähigen Alter würde ein großer Hemmschuh genommen. So mancher Arbeitgeber bevorzugt aus diesem Grund im Zweifelsfall die Einstellung eines Mannes.
Der Virus zeigt hier eigentlich nur ein strukturelles und kulturelles Problem auf.

Mo., 06.04.2020 - 17:31 Permalink
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Peter Gasser Mo., 06.04.2020 - 17:44

Antwort auf von Elisabeth Hammer

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch:
ich habe lediglich den Ausdruck "Familienmanagerin" kritisiert: so wie ich Mann und Vater zuhause bin, so möchte ich, dass es auch "Frau" und "Mutter" zu Hause gibt - und nicht - unternehmerisch - eine Familienmanagerin.
Familie besteht aus Zuneigung und Liebe und persönlichen Beziehungen.
Ich unterschreibe sofort jede Gesetzesantrag, der Hausfrau und Mutter Entlohnung und soziale Absicherung gibt.
Letzthin hat man den Eindruck, dass "Mutter" nichts Erstrebenswertes mehr ist, antiquiert, dass es nur noch um Karriere geht, dass die Frau gleich dem Manne zu 100% aus dem Haus und der Familie heraus entfremdet und der Wirtschaft geopfert werden soll... ein Konzept, in Teilen auf Kosten der gesunden Entwicklung von Kindern... aber das geht jetzt off topic...

Mo., 06.04.2020 - 17:44 Permalink