Gesellschaft | Das Corona-Drama

Dreht die Schraube bitte fester!

Folgt unseren Führern. Zweifelt nicht an ihren Verordnungen, auch wenn sie völlig sinnlos erscheinen. Wir verstehen sie nur nicht. Unsere Führer aber wissen, was sie tun.
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Ich leide wegen der Ausgangsverbote. Hab aber vollstes Verständnis. Deshalb richte ich mir einen dieser blöden Köter, welche die ganze Zeit irgendwohin brunzen und kotieren. Um die ganze Kacke immer sachgerecht zu entsorgen, nehme ich natürlich überall Plastikhandschuhe und Säckchen mit. Ich bin und will ein guter Bürger sein, so wie es mir unsere Landes- und Staatsführer und ihr Anhang bravourös vorschreiben. Zum Glück sieht das Krisenmanagement die täglich inszenierte Pressekonferenz mit souveränen Leaders und stets dramatischen Neuigkeiten vor. Ein Lichtblick. Wie es sich gehört, wird verordnet. Das gefällt mir! 

Gemäß Anordnung gehe ich also den ganzen Tag nur wegen des Köters schwacher Blase innerhalb der 200 erlaubten Meter spazieren, aber auch zu den verschiedenen Tabaktrafiken hin, wo ich jeweils um möglichst viele Halstücher bitte. Die Gratisdinger da. Um als strammer Südtiroler die italienischen Vorgaben zu übertrumpfen, hat unser weitersichtige Landeshauptmann das Tragen dieser Lappen nicht nur empfohlen, sondern zu Recht auf Strafe befohlen. Das Volk darf man nicht selbst entscheiden lassen, jawoll. Als braver Soldat habe ich selbstverständlich auch selbst eine Menge dieser Fetzen genäht und sogar all meine Schals halbiert, um gerüstet zu sein. Muslimische Frauen und Terroristen - alles eins - haben's leichter. Trotzt Verhüllungsverboten können die jetzt straffrei Burka und Sturmkappen tragen. Die hab ich nicht. Mir tun's die geilen Gratislappen. Für die vielen Pinkelgänge meines ständig bellenden Köters benötige ich einfach viele davon. Doch nicht nur deswegen. Wie der Messner sein Schneuztuch auf dem Everest hisste, markiere ich mit meinen durchfeuchteten Fetzen nun alle Orte, wo ich egoistische und asoziale Gesetzesbrecher mit meiner Handykamera festhalte. Nachdem ich die tollsten Bilder meines korrekten Tuns als "#ibleibdahoam" oder „#ichbleibezuhause“ schon oft dankbar und solidarisch an alle möglichen Medien zwecks sozialem sharings gemailt habe, sende ich die Aufnahmen mit eingekreisten Paragleitern, Wanderern, Radfahrern, und so weiter selbstverständlich an das Kasblatt,  damit sich auch alle anderen korrekt verhaltenden Gutbürger und Vielkommentatoren - la gente per bene - an diesen schwarzen Schafen aufregen können. Als weißes Lamm besteht natürlich meine Hoffnung, dass die hochaufgelösten Bilder unseren zum Glück allgegenwärtigen Ordnungshütern aller Couleur die Fratzen der Verbrecher am Boden und in der Luft verraten, und unsere tollen Verwaltungen sie dann so richtig abstrafen. 

Die von diesen Übeltätern ausgehende Gefahr ist absolut enorm: die virusinfizierte Spucke eines einsamen Gleitschirmfliegers könnte  einen unbescholtenen Bürger treffen, ein einsamer Skitourengeher könnte am Gipfelkreuz den lieben Gott, den Herrgott, infizieren. Deshalb, jawoll, haben schon 200.000 Kriminelle die gute harte Hand der hochgepriesenen Putz, Förster und der Staatsmacht zu spüren bekommen; und viel Geld in die Kassen unserer bedachten Landes- und Staatskassen geschwemmt. Damit werden die versprochenen Moneten finanziert, die wie immer unbürokratisch und mañana an alle begründet Ansuchenden verteilt werden.

Werden! 

Anders als im benachbarten Nordtirol, wo der dortige Landeshauptmann den lockdown zu spät entschieden und die notwendigen Ausgangssperren schon jetzt voreilig gelockert hat. Aber wir Südtiroler sind eben keine Tiroler, weshalb die Schraube bei uns vernünftigerweise noch einmal angezogen wird. Schaut die Todesraten an: 1 zu 10. Tragisch, dass bei uns so viele Kranke mehr sterben, aber logo, bei all den Unterschieden zwischen Nord- und Süd-Tirol. Und alle anderen Erklärungen sind nichts als Verschwörungstheorien. Da fällt mir ein, wie fahrlässig die da draußen aber wirklich sind. Die müssen die Mundlappen nur in Supermärkten tragen. Schrecklich. Bei uns immer, denn Sicherheit und Gesundheit gehen vor. Also natürlich auch allein im Auto, allein im nahen Wald, allein beim Joggen ums Haus. Und wie gut, auch alle Kinder ab 2. Die Armen noch jüngeren, sie bleiben so sehr gefährdet.

Sogar die Hilfsgelder soll man jenseits des Brenners teilweise übereilt und ohne penibler Kontrolle wie bei uns an die Ansuchenden überwiesen haben. Unverantwortlich! Mann soll das Volk nicht verwöhnen.  Der Plebs kennt sich ja nicht aus in einer kafkaesken Welt. Deshalb danken wir unseren erprobten Kapitänen und ihren strengen Zügeln. Es gibt sie nicht überall. Ich jedenfalls werde K&C und ihre weisen Apostel zu meinen Schutzpatronen wählen und ihnen immer die Stange halten.