Chronik | Masken-Affäre

Der Brief der Ärztekammer

Die Präsidentin der Südtiroler Ärztekammer, Monica Oberrauch, fordert in einem Schreiben an die Regierung eine Inspektion des Gesundheitsministeriums in Südtirol.
Monica Oberrauch
Foto: LPA/Barbara Franzelin
Monica Oberrauch dürfte wissen, dass man in Rom lange, ausufernde Schreiben meistens „archiviert“.
Die Präsidentin der Südtiroler Ärztekammer fasst deshalb in rund 30 Zeilen die Affäre um die Südtiroler Schutzmasken prägnant zusammen. Dann folgt eine Forderung, die in der Südtiroler Politik die Wogen hochgehen lassen wird.
Monica Oberrauch schreibt:
 
„Pertanto lo scrivente Ordine si vede costretto a segnalare la mancanza di idonei dispositivi di protezione a disposizione del personale sanitario operativo in Provincia di Bolzano, e chiede di voler effettuare con urgenza un’ispezione presso l’Azienda Sanitaria dell’Alto Adige al fine di accertare eventuali responsabilità degli Amministratori.“
 
Das Schreiben ging am Freitag an den Gesundheitsminister Roberto Speranza, den Regionenminister Francesco Boccia und den Präsidenten der gesamtstaatlichen Ärztekammer (FMOMCeO) Filippo Anelli.
Der Brief ist die erste offizielle Stellungnahme der Südtiroler Standesvertretung zur Affäre um die chinesischen Schutzmasken. Bereits im ersten Satz des Schreiben kommt dabei klar zum Ausdruck, was jene von den „angeblich zu 100prozent sicheren Atemschutzmasken“ (Landesrat Thomas Widmann) halten, die sei vornehmlich tragen müssen.
Die schreibende Südtiroler Ärztekammer möchte Ihnen hiermit einen erschütterten Vorfall zur Kenntnis bringen, der die Ärzte der autonomen Provinz Bozen in Sachen der persönlichen Schutzausrüstung in eine prekäre Situation gebracht hat“.
Die Ärztekammerpräsidentin beschreibt dann in klaren Worten den Ankauf der 1,5 Millionen Schutzmasken durch den Sanitätsbetrieb bei dem Unternehmen Oberalp. Die Testergebnisse der deutschen Dekra und des Wiener Amtes für Rüstung und Wehrtechnik, „die gezeigt haben, dass diese Masken als Schutz nicht geeignet sind“.
 
 
 
 
Monica Oberrauch führt aber auch aus, dass diese Tatsachen dem Sanitätsbetrieb bereits am 27. März bekannt waren. Anders als in Nordtirol, wo die Auslieferung aber sofort gestoppt wurde, „hätte die Spitze des Sanitätsbetriebes diese Prüfergebnisse einfach missachtet.
Dann verweist die Vorsitzende der Südtiroler Ärzte auf die Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft Bozen. Zudem legt sie dem Schreiben an die zwei zuständigen Minister, zwei brisante Dokumente bei.
Zum einen das Rundschreiben des Sanitätsbetriebes zum „richtigen Tragen der Masken“, in dem von einer Freigabe durch die Uni Klinik Innsbruck die Rede ist, die es in Wirklichkeit nie gegeben hat.
Und zum anderen ein Dokument, das bisher kaum öffentlich bekannt ist. Es handelt sich um das Gutachten des staatlichen Arbeitsversicherungsinstitutes INAIL, das die Zertifikate der Südtiroler Masken geprüft hat. Das Ergebnis: Man sehe sich außerstande die Echtheit der Gütezeichen zu prüfen. Deshalb erklärte das INAIL auch, dass die Masken nicht ausgeliefert werden dürfen.
Es wird sich zeigen, ob dieser Hilferuf der Südtiroler Ärzte in Rom Gehör finden wird.
Sicher ist: Die Betroffenen, die die Schutzmasken tragen müssen, sehen und beurteilen einiges anders als jene, die sie bestellt und organisiert haben.
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Salto User
Andreas Berger Sa., 11.04.2020 - 11:36

Dieses Schreiben liest sich wie von der Gewerkschaft ANAAO diktiert. Eine Präsidentin der Südtiroler Ärztekammer, die nach staatlichen Inspektionen ruft.... ob sie damit dem Gesundheitswesen einen Dienst erweist, wage ich zu bezweifeln.

Sa., 11.04.2020 - 11:36 Permalink
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Florian Ties So., 12.04.2020 - 22:21

Antwort auf von Andreas Berger

@Andreas Berger:
Warum sollte man eine Behörde nicht "inspizieren", wenn es einen Verdacht auf ein Fehlverhalten gibt?
Warum sollte damit dem Gesundheitswesen kein Dienst erwiesen werden? Wenn alles in Ordung ist, dann hat ja niemand etwas befürchten. Und falls sich herausstellt, dass etwas nicht in Ordnung ist, dann zeigt das doch, dass eine gründliche Untersuchung richtig war.

Und so eine Untersuchung kann nur dann unabhängig sein, wenn sie von einem politisch unabhängigen Organ von außerhalb vorgenommen wird.
Oder sollte man etwa einen potentiellen Wilderer zum Jagdaufseher ernennen?

So., 12.04.2020 - 22:21 Permalink
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Hartmuth Staffler Sa., 11.04.2020 - 14:55

Die von Frau Oberrauch geforderte staatliche Inspektion ist wie das Meiste, was diese Frau von sich gibt, ziemlich unsinnig. Der Maskenskandal muss in Südtirol geklärt werden, und zwar so schnell wie möglich.

Sa., 11.04.2020 - 14:55 Permalink
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Harry Dierstein Sa., 11.04.2020 - 15:16

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Herr Staffler, es mag vielleicht außerhalb Ihrer Vorstellungskraft liegen, aber ein über Jahrzehnte gewachsenes, mafiöses Inzestsystem wie Südtirol ist völlig außerstande, so etwas alleine zu regeln.

Es braucht hier dringend eine übergeordnete Macht, die dem hiesigen Filz endlich Einhalt gebietet und professionelle Kommissare einsetzt, bevor hier noch mehr Medizinpersonal und Patienten zu Schaden kommen.

Sa., 11.04.2020 - 15:16 Permalink
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Profil für Benutzer Harry Dierstein
Harry Dierstein Sa., 11.04.2020 - 17:55

Antwort auf von Paul Schöpfer

Wenn man bei Google nach "Antikorruptionstelle Südtirol" sucht, dann erhält man quasi null Treffer. Reicht das als Erklärung?

Weshalb kümmert sich eigentlich Paul Schöpfer nicht stattdessen um die Einhaltung demokratischer bzw. zivilisatorischer Grundprinzipien?
Teil des Systems, kleines Rädchen im Ebnerschen SVP-Getriebe?

Sa., 11.04.2020 - 17:55 Permalink
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Markus Lobis So., 12.04.2020 - 15:37

Ich bewundere Frau Dr. Oberrauch für ihren Mut. Mit diesem Schritt kommt sie aber auch ihrer Aufgabe nach, die Südtiroler Ärzte zu vertreten und den Berufsstand zu schützen.
Hätte sie dieses Schreiben nicht geschrieben, würde sie sich dem Vorwurf aussetzen, gebotene Handlungen zu unterlassen und eine Vertuschungsaktion zu decken, die kein gutes Licht auf die hochgelobten Verwaltungsabläufe und das heldenmütige Handeln unserer Besten wirft.

So., 12.04.2020 - 15:37 Permalink
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Salto User
Andreas Berger Di., 14.04.2020 - 12:51

@ Florian Ties: Die Sanitätoberen in Rom warten ja nur darauf, uns ihr überbürokratisches und ineffizientes System überzustülpen. Dort zählt nur die Paragrafenreiterei, wer glaubt denn ernsthaft, dass von dort etwas Gutes kommen kann?

Di., 14.04.2020 - 12:51 Permalink