Wirtschaft | Zukunft Südtirol

Vision Südtirol 2030

Nachdem im Jahre 2019 die Jugendlichen vieler Länder begonnen hatten für den Klimaschutz zu protestieren und im Jahre 2020 die Coronavirus-Pandemie fast die gesamte Welt
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Vision Südtirol 2030

Nachdem im Jahre 2019 die Jugendlichen vieler Länder begonnen hatten für den Klimaschutz zu protestieren und im Jahre 2020 die Coronavirus-Pandemie fast die gesamte Welt zum Stillstand gebracht hatte kann man von Südtirol, jetzt 10 Jahre später (wir befinden uns im Jahre 2030) behaupten, dass es aus diesen Krisen gelernt und den Umbruch in vielen Lebensbereichen geschafft hat.

Die Wirtschaft hat sich grundlegend verändert: an die Stelle von Wachstum sind ganz andere Faktoren in der Vordergrund getreten: Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Ökokompatibilität, ökosoziale Aspekte, sparsamer Umgang mit Ressourcen, Wiederverwertbarkeit fast aller Produkte.

Jede neue Investition wurde auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft.

Die Straßen wurden weder ausgebaut, noch wurden neue Umfahrungsstraßen errichtet; der öffentliche Verkehr hat weiter zugenommen (Busse, Züge, Umlaufbahnen in den großen Städten). Alle Autos und LKW’s die noch zirkulieren haben umweltfreundliche Elektro- oder Wasserstoff-Antriebe (Benzin- und Dieseltankstellen gibt es nicht mehr). Der Warenverkehr auf der Straße hat um 50% abgenommen; der Brennerbasistunnel befördert die meisten Waren.

Die Landwirtschaft produziert nicht mehr hauptsächlich Äpfel und Trauben sondern jene Nahrungsmittel die im Lande benötigt werden.

Das Müllproblem wurde durch 2 Maßnahmen gelöst: 1. Müllvermeidung hat die Hälfte der Müllberge reduziert; 2. der restliche Müll wird zu 90% recycelt.

Das Land fördert nur mehr Investitionen in die Green-Economy.

Im Bauwesen ist jedes neue Gebäude (von denen es sehr wenige gibt, da Grund und Boden gespart werden) ein Null-Energie-Gebäude. Die Sanierung der alten Bausubstanz macht aufgrund der öffentlichen Förderungen 90% des Bauvolumens aus. Im Umweltbereich sind viele neue Arbeitslätze entstanden.

Der Tourismus hat durch den Bettenstop 2 wertvolle Entwicklungen beschleunigt: 1. Der überbordernde Verkehr wurde reduziert und dies hat die Attraktivität der Destination Südtirol erhöht. Immer mehr Gäste möchten in Südtirol ihren Urlaub verbringen, aufgrund der intakten Landschaft, der geringen Luftverschmutzung, des wenigen Verkehrs, der Ruhe, des guten Essens wegen. 2. Da aber die Erhöhung der Bettenanzahl gestoppt wurde, konnten alle Tourismustreibenden ihre Preise erhöhen (mehr Nachfrage aber weniger Angebot). Davon profitiert letztendlich jeder Arbeitnehmer da die Gehälter parallel zu den Hotelpreisen gestiegen sind. Durch die Erhöhung der Gehälter sind die meisten Arbeitsplätze auch bei den Einheimischen sehr begehrt. Dies hat zur Folge dass im Land Vollbeschäftigung herrscht und der Südtiroler, der nur mehr 30 Stunden pro Woche arbeitet, auch eine intakte Umwelt für seine Freizeitaktivitäten schätzt.

Als Folge muss immer weniger auf Arbeitskräfte aus dem Ausland zurückgegriffen werden.

Schöne Vision, Herr Senoner! Im großen und ganzen würde ich es mir auch so wünschen. Aber wer sorgt dafür, dass es so kommt? Dafür bräuchte es evtl einen Diktator oder zum ersten Mal eine Diktatorin - und wollen wir eine/n solche/n? Die gewählten Politiker machen das, was populär ist, und was die Lobbys und Verbände wollen.
Vielleicht haben Sie - Herr Senoner - auch eine Idee oder Vision, wie man es bewerkstelligen kann, die Lobbys umzustimmen und die geforderten Maßnahmen populär zu machen?

Fr., 01.05.2020 - 10:48 Permalink
Bild
Profil für Benutzer gorgias
gorgias

>Die Wirtschaft hat sich grundlegend verändert: an die Stelle von Wachstum sind ganz andere Faktoren in der Vordergrund getreten<

. . . weil man sich endlich umfassend und fundiert mit dem strukturimmanenten Wachstumszwang des aktuellen Wirtschaftssystem auseinandergesetzt hat. Denn die entscheidende Frage war nicht, wie man endlich die Wachstumsideologie durchbricht, sondern wie man den Zwang zum Wachstum im Wirtschaftssystem überwindet, so dass das ganze System nicht zusammenbricht wenn es nicht wachsen kann, wie es in den 1930ern passiert ist und dass man es wie 2008 durch Symtombekämpfung vorübergehend das hinausgezögert kann.
Es hatte sich endlich in den Wirtschaftswissenschaften durchgesetzt, dass sowohl die neoklassische als auch die keynsianische Schule keine Antwort auf diese zentrale Problemstellung besitzen.

Fr., 01.05.2020 - 10:54 Permalink