Politik | Vinschgerwind

Paukenschlag in Naturns

Als Vertreter der Umweltverbände hat Peter Erlacher seinen Rücktritt von der Baukommission erklärt. Auslöser: eine nachträgliche Abänderung des Durchführungsplanes.
Peter Erlacher
Foto: vinschgerwind

Peter Erlacher ist in Südtirol kein Unbekannter: In zahlreichen Vorträgen und Interviews macht Erlacher als Dozent und Fachmann für Baubiologie und Bauphysik, auch als Klimahausexperte, seit Jahrzehnten auf nachhaltiges Bauen in Südtirol und weit darüber hinaus aufmerksam. Seine Stimme hat Gewicht. Erlacher sitzt in der zweiten Periode für die Umweltverbände in der Gemeindebaukommission von Naturns. Nun reicht’s ihm. Am 16. April 2020 hat er seinen Rücktritt von der Baukommission erklärt. Die Gründe dafür sind im Rücktrittsschreiben minutiös aufgelistet. Es geht um eine Hotelerweiterung, für die die Gemeinde einen auf das Projekt zugeschnittenen Durchführungsplan erstellt und genehmigt hat. Darin festgehalten auch ein Grenzabstand von 5 Meter zu einer Gemeindstraße und 20 Meter zu den Nachbargebäuden. Beide Abstände sind nicht eingehalten worden. Dies festgestellt und das widerrechtliche Bauen vom Bauherren schriftlich festgehalten  hat der Bürgermeister eine Abbruchverfügung für die widerrechtlichen Bauwerke ausgestellt. Soweit so gut.

 

Nun sucht allerdings der Bauherr um eine erneute Abänderung des Durchführungsplanes an. Diese ist nur möglich, wenn die Gemeinde Naturns auf den Grenzabstand von 5 Metern verzichtet, ebenso die Nachbarn auf den Gebäudeabstand von 10 Metern. „Das kann ich nicht mittragen“, schreibt Erlacher. Bürgermeister Andreas Heidegger habe in einer Baukommissionssitzung versichert, dass die Gemeinde unter keinen Umständen auf den Grenzabstand von 5 Meter verzichten wird. Nun soll es anders kommen. In der Gemeindebaukommission hat sich der Bürgermeister und sein Vize Helmut Müller durchgesetzt, auch mit der Stimme des Gemeindetechnikers Norbert Barbolini. „Ich möchte daher mit meinem Rücktritt ein Zeichen setzen, dass es so keinen Sinn macht, in der Baukommission dabei zu sein“, schreibt Erlacher. Erlacher sagt, dass Bausachen in Naturns politisch gelöst würden. Unabhängig von Gesetzen und Bestimmungen.

 

Kein Verständnis für den Rücktritt hat Vizebürgermeister Helmut Müller. Man setze sich für die Leute ein, immer im gesetzlich zulässigen Rahmen, sagt Müller. Man habe lange abgewogen bei der Erweiterung des Lindenhofes. Es stimme, dass eine Abbruchverfügung erstellt worden sei, allerdings bringe die niemandem etwas.  Mit einer weiteren Änderung des Durchführungsplanes sei man rechtlich in Ordnung.

Richtig Peter, punktgenau! Das einizig richtige Zeichen in einer Gemeinde, die glaubt, dem Tourismus auch noch das Wasser der Etsch zu opfern. Restwasser, wohlgemerkt. Ein Mann, der sein Handwerk versteht, kann es in einem sochen Scheingremium nicht länger aushalten. "Wasserschösse der Demokratie" hat Peppi Feichtinger einmal den Schulrat genannt, ich glaube die Baukommissionen fallen auch in dieser Kategorie. Und ein Vizebürgermeister vom Berg sollte wenn möglich seine Almwege instandhalten, wenn wir schon die ganzen Baggerarbeiten in Nachtschicht bezahlt haben. Würde ihm eher zustehen, als einen Experten zu kritisieren. Keine Sorge Peter, das macht jetzt schon corona !!!!! Corona sei Dank.

Mi., 06.05.2020 - 13:43 Permalink

Bravo, Peter! ein klarer Schritt! Aber wie soll "es" weitergehen? Wir werden wieder großes Gejammer von "unverschuldet Verschuldeten" zu hören bekommen, haben jahrzehntelang erlebt wie gematscht und reich geerntet wurde und stehen mit der Coronakrise vor dem Fakt: in Zukunft wird der Massentourismus wegfallen, vor allem wegen der Verarmung der europäischen Kunden! Ganz zu schweigen von den einzuschlagenden Maßnahmen wegen der Klimakrise!? Und das sollen die BürgerInnen weiterhin hinnehmen?

Mi., 06.05.2020 - 15:34 Permalink

Bravo Peter, man darf die Gesetze und Vorschriften nicht nach Bedarf biegen! Hoffentlich hinterlässt dein Rücktritt auch klare Zeichen. Wie soll das weitergehen, wenn die Gemeinden in Zukunft noch mehr Kompetenzen im Bauwesen bekommen und dadurch auch noch mehr dem Druck persönlicher Interessen ausgesetzt sein werden?

Do., 07.05.2020 - 17:19 Permalink

Naturns ist nicht die einzige Gemeinde im Vinschgau welche auf Tousismus ausgerichtet ist,so wie Naturns Durchführungspläne zurecht gebogen werden ist keine Neuigkeit,leider,der kleine Bauherr wird schikaniert und der Grosse kann machen was er will,so läuft das Spiel.
Herr Erlacher , Sie haben lange gebraucht um zu verstehen wie der Hase läuft.
Ihr Rücktritt wird den regierenden freuen, ein Problem weniger.

Do., 07.05.2020 - 19:22 Permalink