Gesellschaft | Gastbeitrag
Vergewaltigung des freien Denkens
Foto: upi
Der „Gesunde Menschenverstand“ oder „Hausverstand“ ist eine raffinierte Mischung aus vernünftigem Denken, Gefühl und Intuition, auf die wir gerade in außergewöhnlichen Situationen zurückgreifen sollten.
Wenn die Vernunft schon in normalen Zeiten allzu oft ausfällt, dann ist es speziell mit den Gefühlen und der Intuition in von Stress geprägten Zeiten eine ganz besondere Sache. Erst recht, wenn zur Domestizierung ganzer Staatsvölker der Angst mitunter auch ein wenig auf die Sprünge geholfen wird.
Was wir in den vergangenen Monaten beobachten und über uns ergehen lassen mussten, war ganz einfach mit einem gesunden Menschenverstand oftmals nicht erklärbar.
Sowohl politisch Verantwortliche, als auch so manche Bürger haben, in dieser Stresstestsituation der Corona-Krise, vernünftiges Handeln oftmals vermissen lassen.
Speziell wir Bozener – aber nicht nur wir – wurden über Wochen mit einer sehr unlogischen 200-Meter-Ausgangssperreregelung gegängelt.
So haben es die für die Stadt Bozen Verantwortlichen doch gleich in mehreren Interviews wiederholt zustande gebracht, uns zu erklären, dass in einem dicht besiedelten urbanen Gebiet es notwendig sei, den Bewegungsraum der Menschen auf einen kleinen Radius von 200-Meter zu begrenzen, damit die Ansteckungsgefahr (im Freien!) so weit wie möglich gebannt wäre.
Was wir in den vergangenen Monaten über uns ergehen lassen mussten, war ganz einfach mit einem gesunden Menschenverstand oftmals nicht erklärbar.
Auf diejenigen, die ihrem Bewegungsbedürfnis auch während der Quarantäne durch Joggen (innerhalb des 200-Meter Radius) nachgekommen sind – haben es so manche übermotivierte Verantwortliche und Bürger ganz besonders abgesehen … an die w/irren Beschimpfungen wird man sich wohl noch lange erinnern.
Die Logik ist halt nicht jedermanns Sache, offensichtlich schon gar nicht, wenn man plötzlich auf Kosten der fundamentalsten Freiheitsrechte der Bürger Sherif spielen darf.
Medizinisch längst schon untermauerte Argumente wie die Notwendigkeit der Stärkung von Psyche und Körper, und damit des Immunsystems durch Bewegung und Sonnenlicht im natürlichen Ambiente, fanden erst gar keinen Ansatz einer Erwägung.
Und so ist es auch weiter nicht verwunderlich, dass bis vor wenigen Tagen im sog. „Schwimmbad für die Besseren“ in Meran doch tatsächlich zunächst auch der Mund-Nasen-Schutz in den Schwimmbecken im Freien erforderlich gewesen sein soll.
Es nun höchst an der Zeit, dass unsere Gesellschaft zu einer dem humanen Wesen angemessenen Normalität zurückkehrt.
Der Mund-Nasen-Schutz - für Viele eine Vergewaltigung der freien Atmung und damit auch des freien Bewegens und Denkens – muss so Manchem besonders ans Antlitz gewachsen sein, ansonsten kann man sich nicht erklären, weshalb man Menschen sieht, die alleine im Auto fahrend, oder in ländlichen, durchwegs menschleeren Gegenden, ihren Spaziergang absolvierend, eine Maske tragen.
Es mag wohl an einer Mischung aus Bequemlichkeit (man lässt lieber andere denken), aus vorauseilendem Gehorsam, aus dem irrigen Gefühl jedenfalls „etwas Gutes zu tun“ bzw. „etwas zur Pandemiebekämpfung beizutragen“ (obwohl man u.U. der eigenen Gesundheit schadet und damit wiederum volkswirtschaftlich dem Kollektiv), aus dem Bedürfnis „dazu zu gehören“ (Herdentrieb) liegen, weshalb Verhaltensweisen ohne vernünftige Begründung an den Tag gelegt werden.
Dies war und ist natürlich auch durch eine vermutlich bewusst zurückhaltend differenzierte sprich klare Informationskommunikation der politisch Verantwortlichen zusätzlich gefördert worden.
Nach Monaten der gekappten sozialen Beziehungen, der unterbundenen physischen Kontakte, des ständigen Einflusses von Horrormeldungen bis hin zur Verbreitung echter Verschwörungstheorien (… wozu objektiv nachvollziehbare Kritik und Hinterfragung von Maßnahmen nicht gehören!) ist es nun höchst an der Zeit, dass unsere Gesellschaft zu einer dem humanen Wesen angemessenen Normalität zurückkehrt.
Vielleicht lässt dies den gesunden Menschenverstand ja wieder auferstehen … im besten Falle sogar gestärkt und gegen weitere pandemische Angriffe immunisiert.
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Danke, Sie schreiben das
Danke, Sie schreiben das nieder, was viele, wirklich viele denken. Ich hoffe und ich würde mich freuen, wenn unsere Politiker endlich wieder mit Hausverstand unser Land verwalten und ihre Augen öffnen vor dem ganzen psychischen und physischen Leid, welche diese Maßnahmen mit sich gebracht haben.
Ich sehe das überhaupt nicht
Das freie Denken wird in meinen Augen eher von süßen oder scharfen Verschwörungs-Technikern gebremst. Von Vergewaltigung des Hausverstandes kann nicht die Rede sein - momentan sind Straßen und Plätze die Bühnen für viele Menschen mit geschärftem Hausverstand und berechtigten Zukunftsängsten. Leider marschieren in diesem Sammelsurium auch Extremisten, Fanatiker und totale Ignoranten (ohne Input) mit, deren Hausverstand tatsächlich und trotzig vernebelt oder ad acta gelegt ist. Die Wahrnehmungen dieser Menschen sind monokausal und wissenschaftliche Fakten und Daten werden als 'reiner Schwindel' abgetan. Auch eine Art Hybris!
Die im Beitrag gelisteten Fehler(quellen) stimmen leider. Viel ist in meinen Augen entschuldbar, weil es die erste Seuchen-Dynamik war/ist, mit der sich die Politik dieses Jahrhunderts auseinandersetzen muss/te.
Die Intransparenz stört mich (und viele andere) am meisten.Würde ich oder andere in meinem/unserem Beruf so intransparent handeln... dann hätte/n ich/wir baldigst den Vorgesetzten am Hals - im schlimmsten Falle eine saftige Klage.
Was gehört zuallererst zum
Was gehört zuallererst zum gesunden Hausverstand?
Vorsicht, Prävention, Gemeinsinn - lange vor „Joggen“.
Das Problem mit dem
Das Problem mit dem Hausverstand ist, dass er auch dort das Sagen haben will, wo keine Häuser stehen.
Ceterum censeo geht es in diesem Beitrag aber offensichtlich sowieso weniger um eine konstruktive Diskussion zu den Corona-Maßnahmen, als um reinen Wahlkampf ...inklusive teurer "Traueranzeige" in der Tageszeitung...
Antwort auf Das Problem mit dem von Felix von Wohlgemuth
Genau richtig Felix.
Genau richtig Felix. Wahlkampf und Flugabwehr bis zum Umfallen. Aber wir werden uns nicht kleinkriegen lassen. Unser Hausverstand gepaart mit Standfestigkeit wird uns weiterbringen, mitten durch die Heckenschützen durch.
Antwort auf Das Problem mit dem von Felix von Wohlgemuth
Ja die Traueranzeige ist
Ja die Traueranzeige ist genauso peinlich wie der andauernde Wahlkampf hinter dem Corona-Schleier. Es wurde immer mal wieder nachgetreten...
Die Grünen haben deutlich mehr Fingerspitzengefühl bewiesen.
Antwort auf Ja die Traueranzeige ist von Elisabeth Garber
Also, wenn ich das richtig
Also, wenn ich das richtig verstehe, dann joggt Herr Gasser mit Maske, Herr Felderer findet das ebenfalls richtig und reiht dies unter gesundem Hausverstand ein und Frau Garber macht Wahlkampf für die "Grünen". Ich habe einen kleinen Betrieb, 3 Monate ohne Gehalt gelebt mit unsicheren Zukunftsaussichten und verfüge natürlich nicht über die Intelligenz dieser drei Schreiber. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es sich hier um drei Fix-Lohn-Empfänger oder Rentner handelt, die von der Krise nichts abbekommen haben. Die Maskenpflicht wird Mitte Juni fallen und jeder ist frei, sie weiter zu tragen. Das nennt man Demokratie, aber dieses Wort ist in den letzten Monaten zu einem Fremdwort geworden, leider auch in so "scheinbar" gebildeten Kreisen.
Antwort auf Also, wenn ich das richtig von evelin tschenett
Sie sind der Ansicht, dass
Sie sind der Ansicht, dass persönliche Angriffe hilfreich sind, und wer ein Gehalt bezieht, in Sachen Gesundheit und zu öffentlichen Themen zu schweigen hat? Also auch jeder Arzt und jede Krankenschwester im öffentlichen Gesundheitswesen und auch alle Politiker - alle haben zu schweigen?
Warum glauben Sie, dass ich mit Maske joggen müsste?
Demokratie bedeutet doch, liebe Frau Tschenett, dass man respektvoll mit der Ansicht anderer umgeht, und diese weder wegen ihres Alters noch wegen ihres Berufes diskriminiert.
Sie erinnern sich noch an die vielen Bilder von Ärzten und Krankenpflegern, die darum gebeten haben, zu Hause zu bleiben und Masken zu tragen? Alles undemokratische Deppen?
Hoffen wir das Beste für uns alle, besonders auch für Sie - und bedenken wir auch, dass man in Israel die geöffneten Schulen bereits wieder schliessen muss, da die Infektionszahlen wieder ansteigen.
Vergessen Sie nicht, dass noch vor wenigen Wochen das Südtiroler Sanitätssystem kollabiert ist.
Es geht um Prävention und den Schutz aller, als Frau besonders und als Unternehmerin wissen Sie, dass Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist.
Wir sind noch immer am Beginn der Pandemie, das Virus ist da, und es wird mit den offenen Grenzen und den eingeladenen Lombarden wieder zunehmen.
Hoffen wir, besonders für Sie, dass diese derzeitige Gradwanderung zwischen Pandemie und Ökonomie gutgeht, und nicht grad der Ökonomie letztendlich noch mehr schaden wird.
Antwort auf Sie sind der Ansicht, dass von Peter Gasser
Herr Gasser, im Gegenteil.
Herr Gasser, im Gegenteil. Jeder ist frei seine Meinung zu sagen. Aber es scheint so, als hätten hier bestimmte Menschen die Weisheit gepachtet. Mittlerweile gibt es viele Opfer aufgrund der Maßnahmen und viele Ärzte aus Italien, Deutschland, Österreich usw. raten den Politkern endlich Kurs zu wechseln. Anfangs waren die Bestimmungen sicher berechtigt, aber wollen wir wirklich ewig so weiter machen? Ich nicht und viele andere auch nicht. Und das ist eine frei geäußerte Meinung, das hält sie aber nicht davon ab, weiterhin mit Maske zu joggen oder in Quarantäne zu leben.
Antwort auf Herr Gasser, im Gegenteil. von evelin tschenett
Noch einmal: weder jogge ich
Noch einmal: weder jogge ich mit Maske, noch lebe ich in Quarantäne, dies sind Zustände, welche *Sie* mir zuschreiben, warum auch immer Sie dies tun.
Und noch Mal: weder habe ich Ihnen Vorschriften gemacht, noch Sie in Ihrer Meinung abgewertet, was Sie sich allerdings und sehr wohl erlaubt haben.
Zum Dritten: wünschen wir uns, dass der - in meinen Augen - leichtfertige Umgang in Bezug auf das nahe Trentino und die nahe Lombardei gut geht, und Ihnen wirklich hilft, und nicht - am Ende - uns allen mehr schadet.
Sie betreiben ein Gästehaus, insofern ist Ihre Sorge und Ihre „Wut“ (auf das Virus) verständlich, aber auch Ihnen ist nicht geholfen, wenn es aufgrund mangelnder Vorsicht zu einem erneuten Lock-down kommen sollte.
Warum glauben Sie, sei ab heute das Virus inaktiv und würde sich nicht weiterverbreiten, wenn wir alle Vorsichtsmaßnahmen beenden? Was bestärkt Sie zu so einer Einschätzung? Ich kann der Trump‘schen Meinung, es würde „einfach verschwinden„, nichts abgewinnen.
Wie kommen Sie zu der Aussage, dass es richtig ist, wenn Sie Ihre Meinung sagen und dass das auch jeder darf, dass es aber, wenn diese eine andere als die Ihre ist, bedeute, der andere „habe die Weisheit gepachtet“?
Augenhöhe und gegenseitiger Respekt erfordert anderes.
Antwort auf Das Problem mit dem von Felix von Wohlgemuth
Felix, stimmt genau. Und das
Felix, stimmt genau. Und das Paradoxe daran ist, dass gar nicht mal so viel Hausverstand erfoderlich ist, um das zu erkennen.
"Was wir in den vergangenen
"Was wir in den vergangenen Monaten über uns ergehen lassen mussten, war ganz einfach mit einem gesunden Menschenverstand oftmals nicht erklärbar."
Wenn das stimmt, dann habe ich einen "kranken" Menschenverstand. Mein Hausverstand geht auf jedem Fall mit vielen Entscheidungen (auch einigen rückblickenden Fehlentscheidungen) konform. Und es werden noch viele weitere richtige und falsche Entscheidungen folgen. Das ist menschlich!
Und damit wäre ich schon wieder bei: "Wer Recht hat oder nicht, zeigt euch gleich das Licht" ... auf das angehende "Lampele" müssen wir leider noch etwas warten.
Frau Holzeisen war ja unter
Frau Holzeisen war ja unter denen, die den "schwedischen Weg" durch die Corona-Krise überaus eifrig "promoviert" hatten. Möge es ihr mit ihrer Trauer um den "Hausverstand" besser ergehen, als es dem "Schwedischen Weg" gegangen ist. PS. Zum - überstrapazierten, der Ärmste! - "Hausverstand": "Ein Gewinn ist sein Gebrauch vor allem dort, wo er sich auskennt". Tatsächlich aber muss der "Hausverstand" immer dort herhalten, wo jemand sich eben gerade nicht auskennt, bzw. der Sachverstand fehlt. Der Hausverstand wäre dann die populistische Variante des Verstands (und ist groß geworden in der Corona-Krise)
Antwort auf Frau Holzeisen war ja unter von Sylvia Rier
Heute hat der Chef-Virologe
Heute hat der Chef-Virologe Schwedens öffentlich eingestanden, dass er - in Anbetracht der viel zu vielen zu früh verstorbenen Menschen - rückblickend anders gehandelt hätte, dass der Schwedische Weg falsch war.
Antwort auf Heute hat der Chef-Virologe von Peter Gasser
Ja genau. Dabei ist Herr
Ja genau. Dabei ist Herr Tegnell sogar ein überaus Sachverständiger, und lag doch so (tragisch) falsch in seiner Einschätzung (ich mag lieber nicht darüber spekulieren, wie die Dinge liefen oder stünden, hier oder dort, wenn der "Hausverstand" das Sagen hätte)
Antwort auf Frau Holzeisen war ja unter von Sylvia Rier
Die Gegenüberstellung
Die Gegenüberstellung Hausverstand - Sachverstand finde ich sehr gelungen. Es wäre oft besser man Orientiert sich mehr am Sachverstand von Experten als an dem eigenen Hausverstand. Besonders wenn diese plausible und klare Erklärungen zu bieten haben.
Der gesunde Menschenverstand macht aus manchem zum Universalgelerten, der zu einer lückenlosen Welterklärung befähigt:
https://www1.wdr.de/fernsehen/dittsche/index.html
Antwort auf Frau Holzeisen war ja unter von Sylvia Rier
Daumen hoch für diese
Daumen hoch für diese Einschätzung.