Wenn sich jemand für sein Weltbild (unabhängig davon, ob es ein gutes der schlechtes ist) entschuldigt, ist das eine nichtige Entschuldigung. Wenn jemand eine Aussage über seine Sicht der Dinge tätigt, und sich dann dafür entschuldigt, ist es für die Betroffenen natürlich schwer, das so hinzunehmen - denn man kann davon ausgehen, dass der Herr Locher sich das nächste mal besser ausdrücken wird, aber wird er seine Sicht auf die Dinge ändern? Wer weiß. Eine Diskussion über solche Sachen ist auf jeden Fall gut.

Ist es ein Kompliment, wenn ich Ihnen sage "ich finde, Sie sind super im Schreiben, weil eigentlich dachte ich, dass Sie zu blöd zum Schreiben seien"? Oder spezifischer: würden Sie sich als Mann geschmeichelt fühlen, wenn eine Frau zu Ihnen sagt: "Es überrascht mich, wie er mit dieser Materie zurechtkommt. Es ist halt Erziehung und wäre eigentlich eine Frauensache. Das ist eine empathische Geschichte, doch der Johann Bernhard hat sich – als Mann, das muss man wirklich sagen – unglaublich etabliert und ist manches Mal ziemlich weich geblieben. Manchmal zeichnet das auch die Männer aus."? Also ich nicht. Käme mir wie ein seltsames Kompliment vor. Ich will gelobt werden, weil ich etwas gut mache, nicht weil ich es im Vergleich zu allen anderen Männern gut mache

Man kann jemandem ein Kompliment machen, wenn er sich einer für ihn schwierigen Sache annimmt und Erfolgt hat. Wenn es für die Frau Kuenzer persönlich schwer ist, sich mit Technik zu befassen, weil sie halt andere Talente hat - dann hat Sie das Kompliment verdient. Aber das aus der Ansicht herzuleiten, dass ja alle Frauen eh nix von Technik verstünden, ist ein überkommenes Klischee.