Der Ötzi-Gipfel
“Am Gipfelkreuz stehen und den atemberaubenden Rundblick auf die Bergwelt genießen, wie Ötzi es schon vor 5.300 Jahren getan hat.” So bewirbt die Schnalstaler Gletscherbahnen AG ihr neuestes Projekt. Hoch oben über dem Schnalstal, auf 3.251 Metern Meereshöhe, hat der Seilbahn- und Skigebietbetreiber auf der Grawand – ein Berg der Ötztaler Alpen – eine Aussichtsplattform errichten lassen.
Voraussichtlich am 18. Juli wird die Konstruktion am Gipfelkreuz der Grawandspitze eröffnet. Entworfen und errichtet wurde die Stahlkonstruktion von Südtiroler Technikern und Unternehmen und wird über eine Treppe in zehn Minuten von der Bergstation der Seilbahn erreichbar sein, erklärt die Schnalstaler Gletscherbahnen AG auf ihrer Webseite:
“Oben angekommen entdeckt man das glitzernde Schneefeld des Similaun (3.606 m), an dessen Fuße am 19. September 1991 die älteste und berühmteste Gletscher-Mumie der Welt entdeckt wurde: Ötzi. Zudem erhascht man einen Blick auf den Hochjochferner und die Wasserscheide, die gleichsam die Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien bildet: einmal fließt das Wasser von hier oben ins Schwarze Meer, einmal in die Adria. Auch der Pfad der Transhumanz ist von der Plattform aus zu sehen. Diese Jahrhunderte alte Tradition zählt seid kurzem zum immateriellen Welterbe der UNESCO.”
Getauft hat man die Aussichtsplattform auf den Namen “Iceman Ötzi Peak” (zu deutsch etwa: “Eismann-Ötzi-Gipfel”).
Bei den Heimatpflegern des Landes blickt man nun entsetzt ins Schnalstal. “Viele der Aussichtsplattformen im ganzen Land sind schon an und für sich auf ihre Sinnhaftigkeit hin zu hinterfragen, zumal diese gewollte Inszenierung der Berge mit allerlei Kunstbauten in der Regel das landschaftliche Erscheinungsbild mindert”, schicken Claudia Plaikner, Obfrau, und Johannes Ortner, Vorstandsmitglied des Heimatpflegeverbandes in einer Stellungnahme voraus. “In Bezug auf die Nützlichkeit fragt man sich beim Beispiel in Schnals zudem: Wo bitte ist der Unterschied zwischen der Aussicht vom Grawand-Spitz und der neu errichteten Plattform mit dem – natürlich – englischen Namen ‘Iceman Ötzi Peak’? Und damit sind wir beim Bergnamen: Der eingebürgerte und sich am örtlichen Erscheinungsbild orientierende Bergname ‘Grawand’ (graue Wand) wird durch diese neue englische Bezeichnung für die Plattform in das Abseits gedrängt.”
Bergnamen seien “identitätsstiftende Sprachzeichen”, wie der Tiroler Sprachwissenschaftler Gerhard Rampl 2014 feststellte, “und sollen als solche erhalten bleiben”, mahnen Plaikner und Ortner,
Beim Heimatpflegeverband fragt man sich: “Wem gehören unsere Berggipfel – den Geschäftemachern oder uns allen? Dürfen Berge Ware sein? Und ebnet man mit dieser Benennung nicht den Weg für weitere sprachliche ‘Updates’?”
Die Berge brauchen keine
Die Berge brauchen keine Geschmacksverstärker.
Antwort auf Die Berge brauchen keine von Peter Kasal
Der ist gut.
Der ist gut.
Den vorhergehenden
Den vorhergehenden Kommentatoren kann ich nur zustimmen.
Die Industrialisierung der Landschaft in den Alpen schreitet voran.
Die Verstädterung des ländlichen Raumes ist scheinbar nicht auf zu halten. Auf dem einen Berg Museen, auf den anderen Aussichtsplattformen oder Spielplätze, die man sicher und ohne Anstrengung erreichen kann.
Alles wird, wenn irgendwie möglich, zu Geld umgewandelt. Und damit es den »Gästen« auch bei Schlechtwetter, zwischen dem einen Gipfel und dem anderen, nicht langweilig wird soll mitten in der Stadt Brixen ein »Event-Garten« dem Amüsement dienen.(https://www.salto.bz/de/article/26062020/hofburggarten-corona-kosten) Und den einschlägigen Betrieben und der Kirche Gewinn bescheren.(https://openspacebx.org/2020/06/27/die-dioezese-leiht-sich-geld-bei-der…)
....die Eigentümer, sprich
....die Eigentümer, sprich Aktionäre, sollten, sofern sie heimatbewusste Südtiroler sind, bei der Direktion und Marketingabteilung der Gesellschaft vorsprechen und diesen sprachlichen Blödsinn abstellen. Der sogenannte Sommerschisport ist durch den Klimawandel schon lange gestorben und das aktuelle Coronavirus füllt auch nicht so leicht Seilbahnkabinen. Es wäre sinnvoller, wenn sich Direktion und Marketingabteilung der Schnalser Gletscherbahnen vernünftigere Gedanken über die Zukunft dieses "Sommerschigebietes" machen würden. An fehlenden Werbemöglichkeiten wird es, mit einem mächtigen Medienkonzern im Rücken, sicher nicht liegen. Eine win win Situation!
Felsregion – Gletscher:
Felsregion – Gletscher:
Diese Zonen umfassen alle Gletscher und jene Flächen, die mit Schnee ganzjährig bedeckt sind, sowie Felsregionen, Geröllhalden, Bergrutsche und Schluchten.
Jegliche Bautätigkeit ist untersagt, mit Ausnahme der Erweiterung von bestehenden Schutzhütten im Sinne der Bestimmungen des Landesgesetzes vom 7. Juni 1982, Nr. 22.
Diese Formulierung ist doch wohl klar und verständlich?
Es handelt sich um einen
Es handelt sich um einen illegalen Bau, der die Landschaft und unsere Sprache verschandelt. Hier haben sehr viele alle Augen zugedrückt (oder die Hand aufgehalten?).
Selten liest man so
Selten liest man so einhellige Kommentare. Nur, die Grawandspitze ist an sich ein sehr trister Ort. Kein vernünftiger Mensch würde sich freiwillig dorthin begeben, um sodann die sommerliche Aussicht auf graue Moränenrücken, tauenden Permafrost und mit Plastikplanen abgedeckte Skipistenreste zu genießen. Insofern besitzt diese Konstruktion auch eine in sich geschlossene Logik, denn sie gibt dem visionslosen Auge des Tagestouristen einen Anhaltspunkt, spendet ihm Raum für seine sozialmediatisch- fotografische Selbstinszenierung. Und dies alles für einen Schnäppchenpreis, aus ökologischer Sicht, ohne dafür einen schützenswerten Teil alpinen Lebensraumes zu opfern. Wo der Schaden schon angerichtet ist, kann nicht mehr viel zerstört werden. Also seht das alles mal positiv: auch der Lemming braucht eine Klippe von der er sich stürzen darf.
Antwort auf Selten liest man so von Christoph Tappeiner
Bravo. Ihrem Kommentar kann
Bravo. Ihrem Kommentar kann ich nur zustimmen. Ein sehr nachvollziehbarer Gedankengang.
Antwort auf Bravo. Ihrem Kommentar kann von Eduard Gruber
Weiter gedacht, neue
Weiter gedacht, neue Attraktion, mehr Besucher (Asiaten, Stöckelschuh und Sandalensockenträger) = artgerechte versiegelte Parkplätze + weitere Gastronomie und Souvenierlädle + mehr Verkehr, perfekt für die ohnehin stark belastete Vinschgau Str.
Wann wird die MeBo verlängert?
Antwort auf Weiter gedacht, neue von Stefan S
Ihre Sorgen sind natürlich
Ihre Sorgen sind natürlich auch die meinen. Aber gerade die Sorte Touristen, die einen "Iceman Ötzi Peak" als Attraktion empfinden, sollten wirklich in ihrem sterilen Ambiente bleiben können, ohne in ihren Moonboots andernorts den Enzian zertrampeln zu müssen. Insofern kann die Parkplatzwüste in Kurzras von mir aus auch noch versiegelt werden, sofern andere Ecken des Tales in Ruhe gelassen werden. Dem Herrn Reinhold Messner kommt übrigens die Rolle eines Pioniers für diese Sorte von Bergtourismus in unserem Lande zu, denn mit seinen MMMs hat er genau die Sorte von Attraktionen geschaffen, welche dem Franciacorta- schlürfenden Lombarden oder dem Cappuccino- süchtigen Piefke so gut behagen. Dass der wirklich qualitativ hochwertige und entsprechende Preise bezahlende Tourismus sich mittlerweile ganz andere Ziele auserkoren hat (Beispiel die Boutique Glurns) hat genau damit zu tun, dass diese Orte in den goldenen Jahren des Booms nicht über die Finanzkräfte verfügten, ihre historischen Ortskerne niederzureißen und mit Hotelburgen zu verschandeln. Heute profitieren sie davon, und die Herrschaften mit den Drahtseilvisionen werden dies früher oder später auch noch einsehen müssen. Bis dahin kann man nur versuchen, den von ihnen angerichteten Schaden so gering wie möglich zu halten.
Ich denke mal für diese
Ich denke mal für diese Konstruktion wird es eine Baukonzession geben. ? Daher ist die Frage zu diesem Zeitpunkt gegenstandslos