Umwelt | Fahrverbote

„Schritt in die richtige Richtung“

Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider lobt im Spiegel die Tiroler Fahrverbote. Der Dachverband hofft nun auf konkrete Schritte. Kritik hingegen vom Unternehmerverband.
Passfahrer
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Fahrverbote für besonders laute Verkehrsmittel in Südtirols Passstraßen- diese Forderung hört man schon lange nicht nur von Seiten der Anrainer. Der Südtiroler Dachverband für Natur- und Umweltschutz etwa fordert seit Jahren Maßnahmen zur Eindämmung der Lärm- und Verkehrsbelastung auf den Pässen. Darüber wird zwar schon lange in der Politik diskutiert, eingeführt wurden bisher aber keine Maßnahmen. Zumindest nicht in Südtirol. Anders sieht die Situation im Nachbarland Tirol aus. Dort wurden ende Mai beliebte Bergstraßen für besonders laute Motorräder gesperrt. Laut Zulassung sind jene Motorräder betroffen, die einen Nahfeldpegel von über 95 Dezibel aufweisen. Bis Ende Oktober soll die Regelung in Kraft bleiben. 

Viele verwechseln unsere kurvenreichen Passstraßen mit Rennstrecken, deswegen halten wir die Tiroler Fahrverbote für einen Schritt in die richtige Richtung. Alfreider

Genau diese Tiroler Bestimmung lobte am 13. Juli der Südtiroler Landesrat für Mobilität Daniel Alfreider gegenüber der deutschen Onlinezeitung Der Spiegel: „Viele verwechseln unsere kurvenreichen Passstraßen mit Rennstrecken, deswegen halten wir die Tiroler Fahrverbote für einen Schritt in die richtige Richtung", so Alfreider im Spiegel.

 

Darüber freut sich besonders der Südtiroler Dachverband und hofft nun, dass den Worten Alfreiders auch konkrete Schritte folgen werden: „Wir hoffen nach diesen Aussagen von Landesrat Alfreider, dass die Verkehrsverbote demnächst auch in Südtirol kommen werden.“ Zwar würde man die untragbare Situation nicht alleine durch Fahrverbote für besonders laute Motorräder in den Griff bekommen, aber es sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Man muss ihn nur endlich machen!“ 

Seit die Bevölkerung während der Coronazeit einen Einblick ins Paradies der stillen Pässe erhalten, und eine Vorstellung davon bekommen hat, wie angenehm es in den Tälern ohne lauten Verkehr sein kann, hat die Debatte rund um Fahrverbote und Lärmeindämmung neuen Aufwind bekommen. Im Schweizer Nationalrat zum Beispiel wurde erneut eine Initiative eingebracht. Auch in Deutschland begehren in betroffenen Landkreisen Bürgerinitiativen und Lokalbehörden auf.

Saubere und leise Fahrzeuge müssen ohne Einschränkungen oder Mehrkosten fahren können. Unternehmerverband

Doch auch auf der anderen Seite melden sich Stimmen. Der Unternehmerverband findet, die Bestimmungen Tirols beträfen den Warenverkehr besonders hart und beschränkten LKWs unverhältnismäßig stärker wie Motorräder: „Für den Warentransport gelten bereits viel strengere Regeln: LKWs dürfen seit Jahren die 80 Dezibel nicht überschreiten und sind trotzdem von Verkehrslimitierungen betroffen“, betont Thomas Baumgartner, Präsident der italienischen Frächtervereinigung ANITA und Vize-Präsident der Sektion Transport im Unternehmerverband Südtirol. 

 

Gerade in dieser Zeit habe man erkannt, dass Mobilität und Warenverkehr unverzichtbar seien, so Baumgartner weiter. Der Unternehmerverband fordert deshalb, die bestehenden Verbote für moderne und emissionsarme LKWs abzuschaffen. Besonders die Nachtfahrverbote seien kontraproduktiv, da sie tagsüber zu Stau führten, welcher eine Zusatzbelastung darstelle: „Saubere und leise Fahrzeuge müssen ohne Einschränkungen oder Mehrkosten fahren können: dies würde auch einen flüssigeren Verkehr untertags ermöglichen“, so Baumgartner. Unternehmen seien offen, mit neuen Technologien einen Beitrag für die Umwelt zu leisten, wettvewerbsverzerrende Verbote seien hingegen der falsche Weg. Laut dem Unternehmerverband, wurde in einer vor kurzem stattgefundenen Aussprache zwischen dem Generalrat des Unternehmerverbandes und dem Südtiroler Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider diese Position „von allen Beteiligten untermauert“. 

Lösungsansätze für den Verkehr auf den Dolomitenpässen werden Landesrat Alfreider und sein Amtskollegen Roberto Failoni am kommenden Donnerstag in Wolkenstein vorstellen. "Zusammen mit Vertretern des Landes sowie der Provinz Trient und der Region Veneto arbeiten die interessierten Gemeinden an einer ganzheitlichen Lösung: Sie wollen die sanften Mobiliätsformen verstärkt vernetzen und einen attraktiven, nachhaltigen Erlebnisraum schaffen", heißt es in der Pressemitteilung.