Umwelt | Fahrverbote

„Schritt in die richtige Richtung“

Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider lobt im Spiegel die Tiroler Fahrverbote. Der Dachverband hofft nun auf konkrete Schritte. Kritik hingegen vom Unternehmerverband.
Passfahrer
Foto: (c)Pixabay

Fahrverbote für besonders laute Verkehrsmittel in Südtirols Passstraßen- diese Forderung hört man schon lange nicht nur von Seiten der Anrainer. Der Südtiroler Dachverband für Natur- und Umweltschutz etwa fordert seit Jahren Maßnahmen zur Eindämmung der Lärm- und Verkehrsbelastung auf den Pässen. Darüber wird zwar schon lange in der Politik diskutiert, eingeführt wurden bisher aber keine Maßnahmen. Zumindest nicht in Südtirol. Anders sieht die Situation im Nachbarland Tirol aus. Dort wurden ende Mai beliebte Bergstraßen für besonders laute Motorräder gesperrt. Laut Zulassung sind jene Motorräder betroffen, die einen Nahfeldpegel von über 95 Dezibel aufweisen. Bis Ende Oktober soll die Regelung in Kraft bleiben. 

Viele verwechseln unsere kurvenreichen Passstraßen mit Rennstrecken, deswegen halten wir die Tiroler Fahrverbote für einen Schritt in die richtige Richtung. Alfreider

Genau diese Tiroler Bestimmung lobte am 13. Juli der Südtiroler Landesrat für Mobilität Daniel Alfreider gegenüber der deutschen Onlinezeitung Der Spiegel: „Viele verwechseln unsere kurvenreichen Passstraßen mit Rennstrecken, deswegen halten wir die Tiroler Fahrverbote für einen Schritt in die richtige Richtung", so Alfreider im Spiegel.

 

Darüber freut sich besonders der Südtiroler Dachverband und hofft nun, dass den Worten Alfreiders auch konkrete Schritte folgen werden: „Wir hoffen nach diesen Aussagen von Landesrat Alfreider, dass die Verkehrsverbote demnächst auch in Südtirol kommen werden.“ Zwar würde man die untragbare Situation nicht alleine durch Fahrverbote für besonders laute Motorräder in den Griff bekommen, aber es sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Man muss ihn nur endlich machen!“ 

Seit die Bevölkerung während der Coronazeit einen Einblick ins Paradies der stillen Pässe erhalten, und eine Vorstellung davon bekommen hat, wie angenehm es in den Tälern ohne lauten Verkehr sein kann, hat die Debatte rund um Fahrverbote und Lärmeindämmung neuen Aufwind bekommen. Im Schweizer Nationalrat zum Beispiel wurde erneut eine Initiative eingebracht. Auch in Deutschland begehren in betroffenen Landkreisen Bürgerinitiativen und Lokalbehörden auf.

Saubere und leise Fahrzeuge müssen ohne Einschränkungen oder Mehrkosten fahren können. Unternehmerverband

Doch auch auf der anderen Seite melden sich Stimmen. Der Unternehmerverband findet, die Bestimmungen Tirols beträfen den Warenverkehr besonders hart und beschränkten LKWs unverhältnismäßig stärker wie Motorräder: „Für den Warentransport gelten bereits viel strengere Regeln: LKWs dürfen seit Jahren die 80 Dezibel nicht überschreiten und sind trotzdem von Verkehrslimitierungen betroffen“, betont Thomas Baumgartner, Präsident der italienischen Frächtervereinigung ANITA und Vize-Präsident der Sektion Transport im Unternehmerverband Südtirol. 

 

Gerade in dieser Zeit habe man erkannt, dass Mobilität und Warenverkehr unverzichtbar seien, so Baumgartner weiter. Der Unternehmerverband fordert deshalb, die bestehenden Verbote für moderne und emissionsarme LKWs abzuschaffen. Besonders die Nachtfahrverbote seien kontraproduktiv, da sie tagsüber zu Stau führten, welcher eine Zusatzbelastung darstelle: „Saubere und leise Fahrzeuge müssen ohne Einschränkungen oder Mehrkosten fahren können: dies würde auch einen flüssigeren Verkehr untertags ermöglichen“, so Baumgartner. Unternehmen seien offen, mit neuen Technologien einen Beitrag für die Umwelt zu leisten, wettvewerbsverzerrende Verbote seien hingegen der falsche Weg. Laut dem Unternehmerverband, wurde in einer vor kurzem stattgefundenen Aussprache zwischen dem Generalrat des Unternehmerverbandes und dem Südtiroler Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider diese Position „von allen Beteiligten untermauert“. 

Lösungsansätze für den Verkehr auf den Dolomitenpässen werden Landesrat Alfreider und sein Amtskollegen Roberto Failoni am kommenden Donnerstag in Wolkenstein vorstellen. "Zusammen mit Vertretern des Landes sowie der Provinz Trient und der Region Veneto arbeiten die interessierten Gemeinden an einer ganzheitlichen Lösung: Sie wollen die sanften Mobiliätsformen verstärkt vernetzen und einen attraktiven, nachhaltigen Erlebnisraum schaffen", heißt es in der Pressemitteilung.

 

 

 

Bild
Profil für Benutzer Stefan T
Stefan T

Die Diskussion wird, wie so oft, irreführend geführt. Tirol zieht, zurecht in der Kritik wie ich finde, das Standgeräusch und nicht das Fahrgeräusch als gesetzliche Grundlage heran. Das wird aber weder den Anwohnern, die ich nur zu gut verstehen kann, noch den Motorradfahrern gerecht. Das wahre Problem ist, dass geltende Gesetze von einigen Motorradfahrern bewusst nicht eingehalten werden (Stichwort unerlaubtes Entfernen des berühmten dB-eaters/Endschalldämpfers). Und solange solche Verstöße nicht wie in Teilen Österreichs oder Deutschlands mit der konsequenten Stilllegung der Maschine, dem Erlöschen der Betriebserlaubnis und teuren Strafen und Abschleppkosten verbunden sind, wird sich auch nichts ändern. Meine 20 Jahre alte BMW, eine Sportmaschine, hat beim Fahrgeräusch 80dB mit der originalen Anlage von BMW. Und das, obwohl auf einem Sportmotorrad bei weitem nicht soviel Platz und Gewicht für die Dämpfung im Abgastrakt und rund um den Motor zur Verfügung steht, wie bei Herrn Baumgartner's LKWs! Der Vergleich von NFZ und Motorrad hinkt technisch gesehen sowieso umfänglichst... Dass zu viel Verkehr über Südtirols Bergstraßen rollt ist weiters sowieso eine andere Diskussion, die nicht einzig auf Motorräder beschränkt geführt werden sollte. IMHO

Di., 14.07.2020 - 12:13 Permalink

Seit die Bevölkerung während der Coronazeit einen Einblick in stille Paradie der Alpenpässe erhalten hat und und,wer hat diesen Satz geschrieben. In Coronazeiten durften wir die Dörfer nicht verlassen, also haben wir nichts gehört und gesehen. Die Umweltschützer haben sich sichert nicht an die Regeln gehalten, für diese Gruppe von Personen gelten sicher Sonderregeln.
Von was sollen die Betrieb entlang der Passstrassen leben, haben sie mal nachgedacht, wass Urlauber und Touristen an Wertschöpfung hinterlassen?? Dass man gegen den Lärm etwas unternimmt ist in Ordnung, nur darf man nicht alle ztu Umweltsünder erklären. Wie Herr Baumgartner sagt LKW sind nicht Umweltverschutzer und den Stau machen sich die Länder selbst durch das Nachfahrverbot.

Di., 14.07.2020 - 14:43 Permalink

In der Coronazeit durfte man also kein Fenster aufmachen? Man durfte nicht im eigenen Garten liegen? Man musste die Ohren zusperren?

Wovon reden Sie überhaupt? Meine Eltern leben neben einer recht stark befahrenen Straße, und wenn da jemand behauptet, das ist ja egal, ob da lauter Verkehr durchfährt, der hat keine Ahnung und lebt weltfremd.

Aber ich vergaß - während Corona durfte man ja keine Fenster aufmachen.

"Dass man gegen den Lärm etwas unternimmt ist in Ordnung, nur darf man nicht alle ztu Umweltsünder erklären."
Das tut auch niemand. Hätten Sie den Artikel gelesen, wüssten Sie, dass sich die geplanten Verbote wohl gegen Motorrädern über 95 Dezibel richten werden. Und diese können, mit Verlaub, den heimischen Wirten gestohlen bleiben. Das sind nur Störenfriede, in geringer Zahl, aber mit lange nachtönenden Spuren - an denen hängt keine wirtschaftliche Existenz. Und es bringt auch niemandem etwas, dauernd Umwelt und Bevölkerung gegen die Wirtschaft auszuspielen. Wenn die Wirtschaft dauernd Vorrang hat, dann will ich sehen, wie der Planet in 50 bis 100 Jahren noch lebenswert sein soll. Irgendwann muss man einsehen, dass nicht jede Wertschöpfung unbedingt sein muss. Es gibt so viele Bereiche, in denen man "gutes" Wirtschaftswachstum erzeugen könnte, aber man nimmt sich ja lieber die schmutzigen Bereiche, weil es einfacher und schneller ist. Resultat? Zermürbte, belastete und verbaute Natur. Bravo.

LKWs wären von einem Verbot, das Motorräder und/oder Passstraßen betrifft, wohl kaum betroffen. Aber das ist ein Problem des Artikels, der diese beiden Sachen vermischt.

Übrigens möchte ich Sie darum bitten, an Ihrer Rechtschreibung zu arbeiten.

Mi., 15.07.2020 - 16:58 Permalink

Wa sie da von sich geben, ist alles verwirrt und sehr realitätsfern.
Wenn sie selbst nichts mitbekommen, ist das eine Sache. Die Betroffenen haben die Ruhe sehr wohl mitbekommen und genossen. Ihr falscheer Vorwurf gegen böse Umweltschützer ziegt zudem, wie unsachlich alles ist, was sie da von sich geben.
Auch das Gequatsche zur "Wertschöpfung" ist leider falsch. Zum Gardasee durchfahrende Auto- und Motorradfahrer hinterlassen keine Wertschöpfung, sondern nur Lärm und Dreck.
Was sie zu den LKW sagen ist leider auch alles falsch und absurd.

Do., 16.07.2020 - 09:35 Permalink

Was hat der Verkehr von Motorrädern auf Passtraßen, über 95 Dezibel laut, mit dem LKW-Verkehr im Tal zu tun, nicht lauter als 80 Dezibel? Der Artikel tut so, als hinge das zusammen, tut es aber nicht.

Der Standard bei salto.bz sinkt weiter.

Mi., 15.07.2020 - 16:49 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Stefan T
Stefan T

Ich muss gestehen, dass ich den Vergleich zwischen Motorrad und LKW auch etwas befremdlich finde. Die Maßnahmen die erforderlich wären aus technischer und regulatorischer Sicht, für die Entlastung der Bevölkerung, sind überwiegend anderartig in Bezug auf die notwendigen Maßnahmen.
Auch die Aussage von Herrn Alfreider ist unsachgemäß und populistisch, einzig allein, weil die Forderung oder Umsetzung einer Obergrenze für das Standgeräusch von Motorrädern von 95 dB(A) vielleicht auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, aber beide genannten Probleme nicht lösen wird. Auch betrifft sie nur einen sehr geringen Anteil der bspw. in Österreich zugelassenen Motorrädern. De facto ist die Aussage als Irreführung der Bevölkerung zu bezeichnen. Es wird bewusst eine Maßnahme vorgeschlagen, welche völlig wirkungslos ist, um nach außen die harte Hand zu zeigen, ohne wirklich was verändern zu müssen. Für die Anrainer zählt einzig und allein das Fahrgeräusch der an ihnen vorbeifahrenden Fahrzeuge. Deshalb schreibt die Richtlinie 97/24/EG auch keine Obergrenze für das Standgeräusch fest, sondern für das Fahrgeräusch von 79 dB(A).*1 Das Standgeräusch in den Fahrzeugpapieren dient einzig und allein der Exekutive, um in einer vor Ort Untersuchung eine manipulierte Abgasanlage durch die Standgeräuschmessung zu identifizieren. Im Übrigen einer der häufigsten Gründe, warum Motorräder in der Wahrnehmung völlig zu laut sind. Und wer diesbezüglich keine Scham hat das Gesetz zu brechen, wird sie wohl beim Fahrverbot auch nicht haben. In manchen Fällen könnte die Strafe für die Überschreitung des Standgeräusches auf diversen Landesstraßen mit Verbot sogar günstiger sein als die für eine manipulierte Abgasanlage, solange diese nicht messtechnisch festgestellt wird und die Exekutive nur das eingetragene Standgeräusch überprüft.
Auch für das Problem der Fahrweise und Geschwindigkeitsüberschreitungen, die auf eine Rennstrecke und nicht in den öffentlichen Straßenverkehr gehört, gibt es bereits eine ausreichende Gesetzteslage. Exekutiert muss sie eben werden, sonst ist sie zahnlos. Wie jedes Gesetz, das nicht ausreichend geahnt wird.
Wenn man über eine Entlastung der Bevölkerung reden will, so wird man um das unbeliebte Thema der Einschränkung des Verkehrsaufkommens nicht herumkommen. Alles andere ist populistisch und unsachgemäß.

*1: wen es genauer interessiert sei hier verwiesen auf eine detaillierte Erklärung, durchaus kritisch, zu den europäischen RL und den Prüfverfahren und deren Schwachstellen:
https://www.motorradonline.de/ratgeber/euro-4-und-auspuffklappen-aufkla…

Do., 16.07.2020 - 13:57 Permalink

Ich habe den Eindruck, dass Sie sich in der Materie auskennen. Danke für diesen klärenden Kommentar!
Bezüglich Ihres letzten Absatzes: Meines Erachtens muss man beides tun, das Verkehrsaufkommen einschränken aber auch den Lärm reduzieren; am Land und auch in der Stadt! Ein Fahrgeräusch von 79 dB leuchtet mir eher ein als Standgeräusch von 95 dB.

Do., 16.07.2020 - 16:45 Permalink