Politik | Meran

Kurys Abschied

Cristina Kury kandidiert nicht mehr. Die Grüne scheidet nach 30 Jahren aus der aktiven Mandatspolitik aus. „Ich weiß Meran in guten Händen“, begründet sie ihren Schritt.
Cristina Kury weiß wie politisches Markting funktioniert.
Immer wieder werde ich gefragt, ob ich nochmals kandidiere. Hier die Antwort: Dreißig Jahre aktive Politik im Landtag und im Gemeinderat von Meran sind genug. Es ist Zeit für eine Übergabe. Madeleine Rohrer, die tüchtige Stadträtin in einem schwierigen Ressort, wird die Liste Rösch/Grüne in die Wahl führen. Ich kandidiere nicht mehr, werde aber – falls gewünscht – weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen“, lässt sie gleich zu Beginn ihrer Aussendung die Bombe platzen.
Cristina Kury, Grande Dame der Südtiroler Grünen, verlässt nach 30 Jahren die aktive Mandatspolitik. In einem Abschiedbrief teil sie am Freitag die Entscheidung öffentlich mit. Gleichzeitig bläst für die anstehenden Gemeinderatswahlen Wind auf die Segel der gemeinsamen Liste um Paul Rösch, Madeleine Rohrer und Andrea Rossi.
Cristina Kury schreibt:
 
„Manchmal ist es schwer, einen Schlussstrich zu ziehen. Mir ist die Entscheidung dagegen leicht gefallen: Ich weiß, auf die Stadt ist in den letzten 5 Jahren gut geschaut und wichtige Weichen für eine zukunftsfähige Entwicklung sind gestellt worden.
Politische Entscheidungen sind nur dann tragfähig sind, wenn die BürgerInnen miteinbezogen werden und damit Mitverantwortung tragen. Dies ist das beste Rezept gegen Populisten und Rattenfänger.
Die scheidenden Mitglieder unserer Liste im Gemeinderat, allen voran Bürgermeister Paul Rösch, aber auch Stadträtin Madeleine Rohrer und Vizebürgermeister Andrea Rossi – vor 5 Jahren allesamt Politneulinge – haben bewiesen, dass sie das schwierige Handwerk der Stadtverwaltung rasch und gut gelernt haben. Und sie haben vor allem gezeigt, dass es möglich ist, auch in der Politik respektvoll miteinander umzugehen, ein offenes Ohr für die Anliegen der BürgerInnen zu haben und auch jene nicht zu vergessen, die nicht laut schreien.
 
 
Neu sind auch die inhaltlichen Akzente, die sie gesetzt haben: Meran langfristig krisenfest zu machen, war das erklärte Ziel. Anstelle von Versprechungen, großen Ankündigungen und den schnellen Erfolg hatte man bei allen Entscheidungen die großen Herausforderungen der Zukunft im Blick: den Klimawandel, die Überalterung der Gesellschaft, die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich, die Ungleichheit der Chancen in verschiedensten Bereichen. Dabei brauchte es Mut, auch unpopuläre, aber notwendige Maßnahmen zu setzen, die Bereitschaft, über den Tellerrand hinauszublicken und von anderen zu lernen. All dies ist in der Politik keine Selbstverständlichkeit, aber unverzichtbar für das Gemeinwohl.
Dieses Verständnis von „Politik“ gibt Mut und Zuversicht, auch wenn nicht alles gelungen ist.
Dieses Verständnis von „Politik“ gibt Mut und Zuversicht, auch wenn nicht alles gelungen ist. Ich werde mein Bestes dazu beitragen, dass dieser Weg weitergeführt werden kann.
Madeleine Rohrer wird die Liste Rösch/Grüne in die Wahlen führen. Sie hat in den letzten 5 Jahren, wo immer möglich, ihre Überzeugung gelebt, dass politische Entscheidungen nur dann tragfähig sind, wenn die BürgerInnen miteinbezogen werden und damit Mitverantwortung tragen. Dies ist – auch nach meiner Einschätzung – das beste Rezept gegen Populisten und Rattenfänger.
Vielleicht ist mir die Entscheidung, nicht mehr zu kandidieren, ja auch deshalb so leichtgefallen: Ich weiß Meran in guten Händen. Und das ist letztendlich, was zählt."
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Martin Daniel Fr., 07.08.2020 - 14:20

Das Timing der Stabübergabe könnte besser kaum sein - mit einem amtierenden Bürgermeister voller Elan und Weitblick und einer jungen Stadträtin, die nach 5 Jahren hervorragender Arbeit eine Leadership übernimmt, für die sie dank ihrer charakterlichen und professionellen Eigenschaften bestens geeignet ist.
Danke Cristl Kury für jahrzehntelangen unermüdlichen Einsatz im Interesse der Umwelt und Gemeinwohls!

Fr., 07.08.2020 - 14:20 Permalink
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Greta Karlegger Fr., 07.08.2020 - 14:36

Die Grünen waren in Südtirol nach Alexander Langer durch Cristina Kury sichtbar.
Beide waren und sind großartig und keine Nervensägen (im Gegensatz zu anderen nicht näher Genannten). Sondern kluge Köpfe und einfach nette Menschen.
Mit politischem Puls!
Die grüne Zukunft hingegen ist ungewiss. Der ökologische Gedanke ist mittlerweile landläufig. Und das ist gut so. Grünes Charisma hingegen ist eher selten. Rösch hat das Zeug dazu. Etwas progressiver sein, sich nicht wegen jeder Lappalie rechtfertigen, immer gerade aus nach vorne, dann klappt es auch mit dem Bürgermeisteramt.

Fr., 07.08.2020 - 14:36 Permalink
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Salto User
Hubert Frasnelli Fr., 07.08.2020 - 19:02

...Jedes Gesetz, jeden Artikel, jeden Absatz, jede Zeile, jedes Wort kannte sie, nichts entging ihr, von niemanden ließ sie sich aufs Glatteis führen: Dies alles schien ihr mühelos zu gelingen; aber nein, einen unglaublichen, ununterbrochenen, auch kraftraubenden Arbeitseinsatz leistete sie all die Jahre: für das Gemeinwohl, mit all seinen auch südtirolspezifischen Aspekten. Danke Christl, Lehrmeisterin für politisches Handeln...

Fr., 07.08.2020 - 19:02 Permalink
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Sebastian Felderer Sa., 08.08.2020 - 07:06

Kann mich den lobenden Worten nur anschließen und mit einer tiefen Verneigung das zur Kenntnis nehmen, was wir vor Jahren schon auf Landesebene erlebt haben und jetzt auch in Meran passiert. Cristina tritt ab, weil sie fühlt, das es der beste Moment ist. Ihr Gespür soll sie nicht täuschen. Sie würde sich diese Genugtuung zumindest in Meran verdienen. Cristina war eine ganz Große, so wie von Hubert beschrieben. Dem möchte ich nur hinzufügen, dass die jahrelange Zusammenarbeit und Freundschaft weit über die Politik hinausgeht. Cristina ist eine Diva, trotzdem bescheiden und herzlich. Ihre Spuren werden noch lange sichtbar sein. Danke Cristina. Küss die Hand.

Sa., 08.08.2020 - 07:06 Permalink