„So bunt wie noch nie“
Die Vorstellungsrunde der SVP-Kandidatenliste für die Gemeinderatswahlen in Bozen war in vielfacher Hinsicht außergewöhnlich. Am heutigen Montag (10. August) stellte die SVP die 45 GemeinderatskandidatInnen sowie 22 StadtratskandidatInnen im Bozner Minigolfplatz Ahoi vor. Dabei zeigte sich die Partei in einem neuen sozialen Gewand und erweiterte ihren sonst eher eng gefassten Minderheitenbegriff auch auf Bürgerinnen und Bürger aus, die nicht in der Region geboren sind. Zur krönenden Überraschung tauchte auch noch Ex-Landeshauptmann Luis Durnwalder mit inspirierender Ansprache im Bozner Minigolfplatz auf.
Bereits die Auswahl des Ortes, das vom Grünen Spitzenkandidaten geführte Ahoi, ließ vermuten, dass die SVP in Bozen progressivere Töne einschlägt. Diese kamen am heutigen Montag (10. August) deutlich zum Ausdruck. Bei der Vorstellung der Kandidatenliste legte Bozens Vizebürgermeister Luis Walcher Augenmerk auf Kandidatinnen, die das soziale Element der Partei stärken. So etwa betonte er bei Sabine Eccel vom Vinzimarkt, der Menschen in Not mit Lebensmittel ausstattet: „Sie ist ein starkes Signal für das soziale Gewissen Bozens, das die Stadt ganz dringend nötig hat.“ Auch bezeichnete Walcher die Erfahrung von Renate Unterhofer, Gemeindebedienstete in den Sozialbetrieben, als besonders wichtig weil „gerade hier hat die SVP einen großen Aufholbedarf.“
Gerade im sozialen Bereich hat die SVP einen großen Aufholbedarf
Außerdem mit auf der Liste: zwei peruanische Kandidatinnen, Rita und Zenaida Hurtado, die beide im Pflegesektor tätig sind. Auch hier unterstrich Walcher die soziale Ader der SVP, und betonte, die Partei wolle ebenso jene Berufsgruppe abdecken, die mit älteren Menschen in Bozen arbeiten. „Wir haben in den vergangen Jahren Agenten gehabt, mit denen wir viel im Bereich Raumordnung, Wirtschaft oder Kultur mitgestalten konnten. Doch im sozialen Bereich waren wir immer wenig vertreten.“ Laut Walcher läge das daran, dass die SVP bei politischen Verhandlungen nie den nötigen Spielraum bekommen habe. Deshalb sei es dieses Jahr wichtig gewesen Kandidaten aufzustellen, die Solidarität leben und nicht nur darüber sprechen. Außerdem werde die SVP bei den politischen Verhandlungen in diesem Jahr mehr Fokus auf diesen Bereich legen. „Denn es braucht eine Politik, die dafür sorgt, dass die soziale Schere nicht größer wird.“
Multikulturelles Edelweiß?
Besonders für die multikulturelle Realität der Landeshauptstadt zeigte sich die SVP offen. Als Walcher die ungarische Historikerin und Chefin des Vereins der Ungarn in Südtirol Melinda Kindl als Kandidatin vorstellte, sagte der Vizebürgermeister: „Wir haben diesmal vier Personen auf der Liste, die nicht in Bozen geboren sind. Die SVP ist seit jeher eine Partei der deutschen und ladinischen Minderheit, wir wollten aber auch einen neuen Hintergrund abbilden.“ Der überraschend offene Minderheitenbegriff wurde dann aber doch noch in die üblichen Bahnen gelenkt, denn es wurde die Integrationsfähigkeit statt kulturelle Bereicherung der neuen Kandidatinnen betont: „Diese Menschen haben sich deutsch erklärt, schicken ihre Kinder in die deutsche Schule und können sich mit unseren Werten identifizieren.“
Dennoch, die heurige Kandidatenliste der SVP ist „so bunt und breit gefächert wie noch nie“, sagt Stadtobmann Dieter Steger. Dies gelte sowohl für die Geschlechter (12 Frauen von 45 Gemeinderatskandidaten), als auch für die Berufsgruppen und Generationen. „Wahrscheinlich ist das eine der besten Listen, die die SVP je vorstellen hat können,“ freut sich Steger.
Die 45 GemeinderatskandidatInnen deckten ein besonders breites Feld an unterschiedlichen Berfusgruppen ab, betont auch Vizebürgermeister Walcher: „Wir haben in den unterschiedlichsten Bereichen Leute in den Listen vertreten, die über enormes Wissen verfügen.“ Und das gilt besonders für einige Neuzugänge und Themenbereiche, die sich die SVP traditionsgemäß nicht auf die Fahne schreibt. So etwa die Direktorin des Schulsprengels Bozen/Europa Heidi Niederkofler, die sich für mehrsprachige Schulen einsetzt und als Direktorin der Grundschule Pestalozzi und Mittelschule Schweizer multikulturelle Bildungsrealitäten jeden Tag erlebt. Genauso Rupert Rosanelli, ehemaliger Präsident der SEAB und laut Walcher Fachmann für Umwelt: „Über Umwelt reden alle gerne. Aber es braucht dazu Fachwissen,“ betont Walcher. “Rosanelli weiß Bescheid über Müllwirtschaft, über energetische Einsparungen. Und hier muss in Zukunft die Reise hingehen.“ Als Landwirt wisse Walcher, was Klimawandel bedeute, er wolle daher vermehrt den Fokus darauflegen. Ein weiterer Neuzugang mit Fachwissen: Andreas Berger, Winzer in Haslach. Laut Walcher könne er bedeutend zum Thema Landwirtschaft mit seiner Expertise beitragen.
"Mitgestalten, nicht nur mitstimmen"
Doch auch traditionsbehaftetere Kandidaten sind in der SVP-Liste für den Bozner Gemeind- und Stadtrat vertreten, wie Arthur Bacher, Schützenhauptmann der Schützenkompanie Bozen und Mitarbeiter der Etschwerke. Viele Personen, die bereits im Gemeinderat sitzen, kandidieren für die diesjährigen Wahlen wieder, zum Beispiel Stefan Konder, Stadtrat für Wirtschaft, Handel, Tourismus und Stadtmarketing; Peter Warasin Gemeinderat und Teil der Landesabteilung Landwirtschaft, oder Sylvia Hofer die bereits seit 15 Jahren im Gemeinderat sitzt und heuer für den Stadtviertelrat kandidiert.
Die gewohnten Werte der SVP wurden ebenso genannt: Stabilität, Sicherheit und Lebensqualität. „Das sind Werte, die gerade nach einer Pandemie essentiell sind“, betonte Walcher. Mit Sicherheit meine er aber nicht nur sichere Straßen rund um den Bahnhofspark. „Ich meine damit, die Sicherheit der Dienstleistungen, die funktionieren müssen und die Sicherheit, dass die Stadt in der Lage ist, Projekte voranzubringen,“ so der Vizebürgermeister.
Es braucht eine Volkspartei, die auch in Bozen weiterhin gestaltet und nicht nur im Stadtrat mitstimmt
Die SVP zeigte sich bei der Listenvorstellung selbstsicher: „Wir wollen das Bürgermeisteramt nicht nur anstreben, sondern wir wollen es machen,“ sagte Walcher. Denn es brauche eine Volkspartei, die auch in Bozen weiterhin gestaltet und nicht nur im Stadtrat mitstimmt,“ so der Vizebürgermeister. Dabei nannte er das Schlagwort „Gemeinschaft“, auf as die SVP setze: „Wir wollen miteinander in Bozen etwas voranbringen, und für etwas kandidieren, nicht gegen jemanden,“ sagte Walcher und bedauerte, dass in letzter Zeit Kandidaten aus anderen Parteien öfters betont hätten, was die SVP alles falsch gemacht hätte.
Bei seiner Motivationsrede am Ende bekräftigte Ex-Landeshauptmann Luis Durnwalder Walchers Worte: „Wenn man immer nur kritisiert, aber nie tut, dann passiert auch nicht. Deshalb danke ich euch für eure Begeisterung, etwas zu verändern, anstatt nur zu bemängeln, was nicht gut ist.“ Am 21. September wird sich zeigen, ob die Stimmen ausreichen, um mehrheitsfähig zu sein, und gemeinsam das zu verändern, was nicht gut ist.
"So bunt wie noch nie" aber
"So bunt wie noch nie" aber Hauptsache keine Italiener auf der Liste. Chapeau!
Antwort auf "So bunt wie noch nie" aber von Tommaso Marangoni
Con un italiano si rischia di
Con un italiano si rischia di avere anche un mandato e non solo voti.
Motivationsrede und Ex LH
Motivationsrede und Ex LH Durnwalder, das macht alles so bunt wie nie, ich würde auch noch einen Ex LR Laimer wegen der progressiveren Töne mit einschließen und den Titel ändern: so kunterbunt wie noch nie.
Mir persönlich würde auch das Zweit- und Drittbeste völlig reichen
Jahrelang hat sich die
Jahrelang hat sich die deutsche Svp uber die Abwesenheit und die fehlende Unterstützung des AltLH beschwert und in der Stadt Bozen aber auch gar nichts voranging. Jetzt bekommt er auch noch Redezeit. Fast schon eine Provokation.