"Die Zeit ist reif"
Es ist ein Novum in der Ahrntaler Gemeindepolitik. Für die Teldra Bürgerliste stellt sich die dreifache Mutter, Koordinatorin der gynäkologischen Abteilung im Krankenhaus Bruneck und leidenschaftliche Sängerin Barbara Nöckler der Wahl zum Bürgermeister. Als „eingefleischte“ aber weltoffene Teldrarin, will sie den Dialog im Ahrntal wiederbeleben. Aber nicht nur reden, sondern tun, lautet die Devise.
salto.bz: Frau Nöckler, Sie gehen bei den Gemeinderatswahlen im September als Bürgermeisterkandidatin der Teldra Bürgerliste ins Rennen, die 12 Frauen und 7 Männer aufstellt. Wie haben Sie den Weg in die Gemeindepolitik gefunden?
Barbara Nöckler: Eigentlich durch Kleinigkeiten, die im Alltag oft störend sind für jemanden, der wenig Einblick in das politische Geschehen hat. Ich habe mir immer gewünscht, hinter die Kulissen schauen zu können. Ich will die Sachen gerne besser verstehen, möchte Entscheidungen die gefällt werden, nachvollziehen können. Das vermisse ich in der aktuellen Ahrntaler Gemeindepolitik. Natürlich ist reden einfach, etwas tun schon schwieriger. Aber genau darum geht es: Ich möchte mitgestalten und - gemeinsam mit anderen - etwas bewegen. Als dreifache Mutter und voll berufstätig, war es mir zeitlich nicht eher möglich, mich einzubringen. Aber jetzt ist die Zeit reif.
Sie haben einige Jahre als Krankenpflegerin und jüngst auch als Koordinatorin im Krankenhaus von Bruneck gearbeitet. Was hat Sie diese Zeit, insbesondere auch die letzten Monate, im Hinblick auf Ihr mögliches politisches Engagement gelehrt?
Diese Zeit hat mich darin bestärkt, dass man wirklich etwas schaffen kann. Wir Frauen sind oft so selbstkritisch: Schaffe ich das überhaupt? Die Erfahrung in der Koordination einer komplexen Struktur wie der traumatischen Abteilung des Brunecker Krankenhauses hat mich darin bestärkt, dass ich das kann, und dass ich mich der politischen Herausforderung stellen möchte.
Natürlich ist reden einfach, etwas tun schon schwieriger. Aber genau darum geht es: Ich möchte mitgestalten und - gemeinsam mit anderen - etwas bewegen.
Der Beruf des Krankenpflegers und ganz allgemein die Berufe im Gesundheitsbereich sind weiblich dominiert, Führungspositionen bekleiden aber mehrheitlich Männer. Auch in Privatwirtschaft und Politik. Lediglich elf Bürgermeisterinnen gibt es in Südtirol. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Eine große Rolle spielt da einfach der Faktor Zeit. Solange eine Frau kleine Kinder hat, mit Beruf, Familie und Haushalt, oft auch noch einem Ehrenamt, reichen die Zeit und die Energie einfach nicht. Und ich glaube, wie auch schon vorhin gesagt, die Frauen sind per se ein bisschen selbstkritischer, sie brauchen manchmal vielleicht etwas länger, bis sie sich eine Aufgabe zutrauen, aber dann sind sie umso entschlossener in der Umsetzung. Jemand, der den ganz alltäglichen Wahnsinn zwischen Beruf, Familie, Beziehung und anderem mehr managt, hat immer schon gewisse Qualitäten, die Sachen überblicken zu können, finde ich. Frauen jonglieren täglich ihre Zeit und ihre Ressourcen, und genau diese praktischen Ansätze braucht es verstärkt in der Politik. Aber wir werden von Mal zu Mal mutiger, so viel ist sicher.
Sie sind die erste Frau im Ahrntal, die für das Amt des Bürgermeisters kandidiert. Wie habt ihr es geschafft, so viele Frauen für ein politisches Engagement zu gewinnen?
Ich bin bei der Kandidatensuche sehr überlegt vorgegangen. Wir haben nicht zufällig oder wahllos ausgewählt, sondern immer wohlüberlegt, wer für die Kandidatur auf unserer Bürgerliste in Frage kommt. „Diese und jene sind die Fähigkeiten, die ich in dir sehe, möchtest du sie nicht in die Zukunft deines Heimattales investieren?“, war eine Frage mit der ich mögliche Kandidat*innen angesprochen habe. So ist es relativ gut gelungen, die Frauen zu motivieren. Frauen können es. Sie brauchen nur einen Schubs, damit sie sich das auch zutrauen. Heute ist auch die Unterstützung der Partner und des Umfelds wichtig. Das hat sich geändert in letzter Zeit, dass das auch vermehrt akzeptiert wird, wenn die Frau in die Politik geht.
Hatte Ihre Kandidatur da einen Einfluss, die anderen Kandidatinnen und Kandidaten zum Mitmachen zu bewegen?
Das glaube ich schon, und das wurde mir auch gesagt. Das war sicher auch einer der Gründe. Weil ich mich als Frau bereit erklärt habe, diese verantwortungsvolle Position übernehmen zu wollen, haben sich andere sicher auch leichter zu einem Ja durchgerungen.
Frauen jonglieren täglich ihre Zeit und ihre Ressourcen, und genau diese praktischen Ansätze braucht es verstärkt in der Politik. Aber wir werden von Mal zu Mal mutiger, so viel ist sicher.
Welche Erfahrungen, nicht nur politischer Natur, bringen die Kandidaten der Teldra Bürgerliste mit?
Ich glaube, unsere Kandidatinnen und Kandidaten verbindet die Liebe zum Ahrntal. Sie spüren, was wir als Teldra Gemeinschaft gerade in diesen herausfordernden Zeiten brauchen, um eine gute Zukunft für unser Tal zu gestalten. Es sind eine Reihe junger Leute mit dabei, die mitdenken und mitgestalten wollen. Mir war es wirklich wichtig, die Jugend ins Boot zu holen, und deren Fähigkeiten mit der Erfahrung der Älteren zu verbinden. Von politischen Neulingen und Quereinsteigern, bis hin zu sehr erfahrenen Lokalpolitikern ist bei uns alles dabei. Diese Vielfalt macht uns stark.
Das Ahrntal und seine Bewohner sind authentisch, kraftvoll und zäh, sagen Sie auf der Homepage der Bewegung. Welche Themen liegen den Teldrarinnen und Teldran am Herzen?
Ich habe festgestellt, dass es die alltäglichen Themen sind, die das Ahrntal beschäftigen. Momentan besonders aktuell sind die Versorgung der Kinder und unserer älteren Generation. Da wäre zum Beispiel das Seniorenheim, das zu den ersten Prioritäten zählt, die ich gerne angehen würde. Bereits im vergangenen Jahr wurden in der Bevölkerung zahlreiche Unterschriften gesammelt für den dringend benötigten Um-bzw. Neubau dieser wichtigen Struktur. Zusätzlich dazu brauchen wir im Tal auch alternative Wohn-und Betreuungsangebote, wie z.B. ein Mehrgenerationenhaus, wo junge und ältere Menschen unter einem Dach leben und sich gegenseitig im Alltag unterstützen. Weiters sind wir im Ahrntal in strategisch wenig vorteilhafter Lage, da weit entfernt von der Landeshauptstadt. Umso wichtiger ist deshalb eine flächendeckende Internetverbindung für die Wirtschaft und allgemein. Andere wichtige Themen, die die Leute bewegen und wo es einiges zu tun gibt sind, die Sicherheit im Straßenverkehr, die Förderung regionaler Kreisläufe und der lokalen Auftragsvergabe.
Was ist die größte Herausforderung in den nächsten Jahren?
Allen voran steht für mich die Wiederbelebung des politischen Dialogs im Ahrntal. Ich habe den Eindruck, die politischen Fronten sind seit einigen Jahren etwas verhärtet und ich möchte unbedingt, dass die politischen Lager untereinander, aber vor allem mit den Bürgerinnen und Bürgern wieder mehr reden, dass Ideen und Vorschläge wertgeschätzt werden, egal aus welcher Richtung sie kommen. Der Stärkung des Miteinanders, der Transparenz und der aktiven Einbindung aller wird meine ganze Aufmerksamkeit gelten.
Bei den letzten Gemeindewahlen konnte die Teldra Bürgerliste sechs der 18 Mandate für den Gemeinderat erringen. Wie lautet das Ziel für die kommende Wahl?
Unser erklärtes Ziel ist es, als regierungsfähige Mehrheit ins Rathaus einzuziehen, und idealerweise stellen wir auch die Bürgermeisterin. Nur wer große Ziele hat, kann Großes erreichen.
Ich habe den Eindruck, die politischen Fronten sind seit einigen Jahren etwas verhärtet und ich möchte unbedingt, dass die politischen Lager untereinander, aber vor allem mit den Bürgerinnen und Bürgern wieder mehr reden, dass Ideen und Vorschläge wertgeschätzt werden, egal aus welcher Richtung sie kommen.
Was wollen Sie als mögliche Bürgermeisterin besser machen, als Ihr Vorgänger?
Ich nehme mir eines ganz fest vor: mehr Präsenz zu zeigen. Aus den zahlreichen Gesprächen, die ich aktuell führe, geht dieser Wunsch der Ahrntaler Bevölkerung klar hervor. Die Menschen wollen besser und transparenter informiert werden, der Dialog im Ahrntal, den es zurzeit einfach nicht gibt unter Fraktionen und Bürgern, soll wiederbelebt und der Gemeinderat aufgewertet werden. Die wichtigen Entscheidungen müssen im Gemeinderat diskutiert werden. Wenn ich zur Bürgermeisterin gewählt werde, ist für mich klar, dass die Aufgaben und Verantwortungen nach Kompetenzen, also fraktions- und parteiübergreifend vergeben werden. Zu diesem Angebot stehe ich heute schon, und dann werden wir sehen, ob die politischen Mitbewerber mitspielen.
frischer Wind! Ob die Teldra
frischer Wind! Ob die Teldra bereit dafür sind?
Antwort auf frischer Wind! Ob die Teldra von ceteris paribus
Wir hoffen, dass die
Wir hoffen, dass die TeldraInnen das Angebot annehmen und der Veränderung eine Chance geben