Das Ehrenzeichen
Nun sollten die Corona-Scheinheiligen vor das Ehrengericht der Partei.
Schon das Wort "Ehrengericht" ist trügerisch. Ein Gericht, das entscheidet zwischen Gut und Böse, zwischen Recht und Unrecht, zwischen Unschuld und Vergehen. Und nun spielt die Ehre eine entscheidende Rolle. Was hat es denn mit dieser Ehre auf sich? Es ist der verdiente Respekt und die Anerkennung außerordentlicher Leistungen, es ist das "Mehr" in der Bemühung eines Menschen um das Gemeinwohl. Dadurch verdient er sich Ehre und wir sagen nicht umsonst: Ehre, wem Ehre gebührt. Denn gerade die Richtlinie für diese Ehrerweisung wackelt in der heutigen Zeit. Viel zuviel Theater und Unwahrheit, viel zuviel Show und Weihrauch kommt ins Spiel. Wie oft werden Leute vergessen, die im Stillen gearbeitet haben und kein Aufsehen erregt haben, um die verdiente Ehre zu erlangen. Sie sind ganz einfach Leute, die es als Bürgerpflicht ansehen, sich so zu benehmen, wie sie es eben tun. Andere hingegen werden hochgespielt und aufgeblasen, wie die Luftballons am Jahrmarkt.
Vor diesem Hintergrund haben wir nun bald eine "Rechtssprechung" vor dem Ehrengericht. Richtigerweise sagte der Parteiobmann gestern, die Konsequenzen lege der Parteiausschuss fest, erst dann komme das Ehrengericht zum Zuge. Man kann gespannt sein. Das Volk ist aufgebracht. Das hat der Parteiobmann am Hochunserfrauentag genügend zu spüren bekommen. Die Ortsobmänner stehen im Wahlkampf zu den bevorstehenden Gemeindewahlen ganz schön im Hemdchen da, denn die Hosen haben sie runterlassen müssen. Sowas hat es in der Geschichte einer Partei noch nicht gegeben. Wohl fast kein Witz mehr, dass sich ein Pfarrer an die Polizei gewandt hat, weil Landtagsabgeordnete sich auffällig in der Nähe des Opferstocks aufgehalten haben.
Wir wissen alle, spätestens seit dem Rentenskandal, dass die Politik ein Selbstbedienungsladen geworden ist. Aber selbst beim "Stehlen" gibt es moralische Unterschiede. Und in einer Krisensituation, wie es Corona eine ist, wird die Sache schon sehr brenzelig. Die Leute sind angespannt, täglich geplagt durch Horrormeldungen, Falschinformationen usw. Hin- und hergerissen zwischen Wahrheit und Lüge, Schwindel und Skandal, verängstigt durch Notsituationen und tristen Zukunftsperspektiven. Und da langen die Volkvertreter zu und nehmen aus einem Topf, der den Ärmsten und Krisengeschüttelten der Nation vorbehalten sein sollte. Ich wiederhole den Ausdruck eines guten Freundes im Dialekt: " Iaz hot's teiflisch weit oargschniebm ". Besser lässt sich diese Entrüstung nicht beschreiben.
Nachdem aber Enttäuschungen bekanntlich nur Wahrheiten in Verspätung sind, schließe ich aus dieser Situation nur Folgendes: Entscheidet der Parteiausschuss oder das Ehrengericht für den sofortigen Rücktritt der Betroffenen, dann ist die Affäre Geschichte. Ansonsten wird das "Ehrengericht" des Volkes im Jahre 2023 tagen und das Urteil ist heute schon ziemlich klar absehbar. Ich denke, dann aber mit viel größerem Schaden für die Partei, welche mit den Scheinheiligen zusammen, der Demokratie und der Ehre einen Dolchstoß versetzt haben. Gott verzeiht, aber das Volk nicht.
Eher wohl: Gott verzeiht,
Ich möchte Ihnen vollkommen zustimmen, nur den letzten Satz würde ich etwas umschreiben: Gott verzeiht, aber das Volk vergisst. Leider.
Antwort auf Eher wohl: Gott verzeiht, von Manfred Gasser
Danke Manfred, kann dir
Danke Manfred, kann dir leider nicht widersprechen, mir fehlen großteils die Beweise. Ich werde oft von Wunschdenken begleitet, drum habe ich auch Paul Köllensperger vor einem Jahr noch als den nächsten Landeshauptmann propagiert. Ich armer Tor, bin jetzt endgültig klüger als zuvor.
Sebastian, ich glaube nicht
Sebastian, ich glaube nicht dass es um Rechtssprechung geht, denn das Gesetz hat das beschriebene Fehlverhalten ja zugelassen. (Ironie) Eine Hilfe für die armen Bauern, die durch Corona ja so eingeschränkt waren in ihrer Arbeit und so große finanzielle Einbußen erleiden mussten!! Und Bauern sind in Südtirol gewohnt zuzugreifen, wenn ihnen aus Brüssel, Rom oder Bozen etwas angeboten wird! Ähnlich ist es bei den Unternehmern, die - wenn sie nicht Politiker wären - noch eher in finanzielle Schwierigkeiten gekommen sind durch die Einschränkung ihrer Tätigkeiten .
Es geht im Grunde um Ethik, Moral und um die Standesehre. Und es ist gut, wenn jetzt darüber diskutiert wird, denn in der Politik gibt es ein zu geringes Unrechtsbewusstsein!
Antwort auf Sebastian, ich glaube nicht von Sepp.Bacher
Lieber Sepp Bacher, ich habe
Lieber Sepp Bacher, ich habe doch genau auf diesen Punkt hingewiesen. Deshalb eröffne ruhig die Diskussion. Ich gehe davon aus, dass es in der Politik schon lange nur mehr ein einziges Bewusstsein gibt, nämlich das der eigenen Tasche. Gerade die Politk hätte die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Bauern und Unternehmer sich nicht unrechtmäßig bereichern. Aber das wird eben geradezu gefördert. Schließt die Politik etwa daraus, dasselbe tun zu dürfen? System Südtirol - es lebe der Freistaat. (Ironie)