Der Bär, der Wolf, der Landeshauptmann: So das Triumvirat des Schreckens, die Dreifaltigkeit des Grauens, derer sich das „Tagblatt der Südtiroler“ (sic!), ganz auf Schutz und Wohlergehen seiner Leser (Weiblein bitte immer mitdenken) bedacht, annimmt. Doch während Schimpf und Schande über die tierischen Widersacher stets namentlich gekennzeichnet sind, kommt ein Rabenvogel zum Einsatz, wenn es darum geht, dem LH die Leviten zu lesen. Und „krah“ spart nicht mit Hohn: Einmal nennt er Kompatschers Werken ein „stolperndes Geholpere“, dann wirft er ihm vor, dass er „Land und Leute wegen eigener Befindlichkeiten Gefahren aussetzt“, und zuletzt soll der LH gar das Ansehen des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier beschmutzt haben, indem er ein Pressefoto verbreiten ließ, das beide ohne Mundschutz und ohne Sicherheitsabstand zeigt. Au weh. Des Vogels Schnabel ist gewetzt und hackt scharf, und hackt er auch nicht immer grammatikalisch richtig, so hackt er doch umso beharrlicher auf immer dasselbe Opfer ein. Da nützt auch die (endlich geäußerte) Entrüstung von Seiten der Partei nichts, ja nicht einmal die mahnenden Worte des Katholischen Forums zeigen bei der Krähe aus doch so frommem Nest Wirkung. Im Gegenteil: Jede Form der Widerrede scheint dem Federvieh erst so richtig Wind unter den Flügeln zu machen. So erschien als Reaktion auf genannte Einsprüche in der Samstagsausgabe der „Dolomiten“ ein ganzseitiges (!) Potpourri von Meldungen aus deutschsprachigen Medien unter dem Titel „Kompatschers Bild und die Auswirkungen auf Bundespräsident Steinmeier“.
Wieso, lieber krah, suchst du dir nicht ein anderes Hobby, pickst fröhlich Körner, ziehst friedlich ein paar Würmer aus der Erde oder putzt mal dein Gefieder, das ob der obsessiven Hackerei schon arg in Mitleidenschaft gezogen wurde?
Im Text dazu die Anmerkung, „der Skandal“ werde von den Verteidigern Kompatschers „verniedlicht“, und das Einzige, worin der LH Können bewiesen habe, sei gewesen, Steinmeier in „große Schwierigkeiten“ zu bringen. Nun gehe ich, obwohl ich mit dem LH nicht näher bekannt bin und stille Wasser ja bekanntlich tief sind, dennoch nicht davon aus, dass er fürs Pressefoto dem Steinmeier die Maske gewaltsam entrissen hat („Tua or, de Lorv, Frank-Walter!“), und auch nicht davon, dass die fröhliche Ziachorglfrau rechts von Steinmeier ihm auf Geheiß Kompatschers mit Stilett im Rücken daran hinderte, die Maske wieder aufzusetzen. Dafür wirkt der Bundespräsident doch eine Spur zu unbeschwert. Von daher ist anzunehmen, dass alle Anwesenden hier einfach nur nachlässig waren. Tadelnswert ja, skandalös weniger. Dass das Bild an die Öffentlichkeit gelangte, ist zwar unangenehm für Steinmeier, aber wiederum wäre mir nicht bekannt, dass er deshalb habe abtreten müssen oder vom Mob gelyncht worden sei. Vielmehr zeigt das Bild: Ja, auch wir machen Fehler, auch wir blamieren uns. Macht es bitte besser. Nicht anders übrigens, als die Bilder von Menschen auf Veranstaltungen, ohne Maske und Schulter an Schulter, die das Tagblatt tagtäglich publiziert: Den Warnhinweis, dass dies nicht okay sei, den habe ich dort noch nie gefunden, ebenso wenig wie das Eingeständnis, dass die Veröffentlichung dieser Bilder die Menschen bloßstelle, weil sie sich eben offensichtlich nicht an die Regeln halten. Es muss mir wohl entgangen sein.
Wieso also dieses Brimborium? Wieso, lieber krah, suchst du dir nicht ein anderes Hobby, pickst fröhlich Körner, ziehst friedlich ein paar Würmer aus der Erde oder putzt mal dein Gefieder, das ob der obsessiven Hackerei schon arg in Mitleidenschaft gezogen wurde? Nein, stolzer Vogel bist du keiner, schon eher ein räudiger, und Ehre kann ich auch keine erkennen in deinem Unterfangen, wenn du immer und immer wieder demselben Schaf (pardon) die Augen aushacken willst. Ich duze übrigens, weil ich, anders als mein Umfeld, nicht den ehrenwerten Herrn Chefredakteur hinter „krah“ vermute, aber nein. Zum einen würde sich ein Mann von Format doch niemals hinter einem Pseudonym verstecken um Kritik anzubringen, das machen doch nur Feiglinge, zumindest in diesem Metier. Zum anderen deuten Schreibstil, Grammatik und Wortwahl doch eindeutig auf eine*n unbeholfene*n Praktikant*in hin, der oder die wohl nie ein Auskommen in der schreibenden Zunft finden wird: So viel Üben kann man gar nicht um diesen Mangel an Talent auszugleichen. Wie der oder die Praktikant*in es allerdings hinkriegt, dass seine oder ihre Schmähschriften veröffentlicht werden, ja sogar eine ganze Seite einnehmen dürfen, das ist mir ein Rätsel. Höchstwahrscheinlich hackt er oder sie sich in die „Dolo“-Software ein (die Jungen haben ja die Skills) und bringt im letzten Moment das ganze Layout durcheinander – im Druck ist es dann schlichtweg schon zu spät, und die Ausgabe muss so raus. Würde auch erklären, wieso ein so anständiges, den christlichen Werten verpflichtetes Medium es zulässt, dass solch ein Letten darin erscheint: Der Chefredakteur kann es einfach nicht mehr verhindern.
Bedenke, lieber „krah“, der Dreck, den du wirfst, er fällt zuletzt auf dich selbst zurück und macht aus einem stolzen Rapp ein lächerliches Robnbratl.
Bleibt die Frage nach dem Wieso: Was hat der LH dir, lieber „krah“, angetan, dass du so wüten musst? Das Ganze erinnert mich in Ton und Dramaturgie an einen Teenie-Film, der Titel ist mir leider entfallen, in dem die Cheerleader-Queen wider Erwarten nicht vom Captain des Football-Teams umworben wird, so wie sie es eigentlich gewohnt ist. In ihrer Eitelkeit gekränkt, streut sie fortan Halbwahrheiten und Gehässigkeiten vom Typ „leere Hose“ über den Captain unter ihren Hofstaat. Dieser nimmt die Giftpfeile zunächst begierig auf, reagiert dann aber zunehmend irritiert und schließlich angeödet, als die Tiraden gar nicht mehr enden wollen – sagen sie doch schlussendlich mehr über die Verschmähte als über den Geschmähten aus, mag er auch seine unbestreitbaren Fehler haben. Bedenke, lieber „krah“, dass es sich so auch bei dir verhält, und deine Leser*innen möglicherweise klüger sind, als du denkst: Sie können sehr wohl zwischen sachlicher Kritik und persönlicher Fehde, in die sie mithineingezogen werden sollen, unterscheiden. Der Dreck, den du wirfst, er fällt zuletzt auf dich selbst zurück und macht aus einem stolzen Rapp ein lächerliches Robnbratl. Krah krah.