Politik | ohne vorsicht

Wenn die Maske fällt

Philipp Achammer feiert den Wahlsieg des Pfattner Bürgermeisters ohne Maske und Abstand. Wie der SVP-Obmann und Landesrat reagiert.
Atemschutzmaske
Foto: Claudio Schwarz on Unsplash

In Zeiten wie diesen reicht ein Foto, um sich den Volkszorn oder gar – wenn man wie Landeshauptmann Arno Kompatscher mächtige Feinde hat – eine Schelte aus der obersten Etage der größten Tageszeitung des Landes zuzuziehen. Von Politikern wird erwartet, Vorbilder zu sein. Und dass sie sich an die Vorgaben, die sie immer wieder anmahnen, selbst auch halten. An die Masken- und Abstandspflicht etwa. Nach Arno Kompatscher, der sich beim Besuch des deutschen Bundespräsidenten ohne Maske und Abstand zu den anderen Personen ablichten ließ, ist nun Philipp Achammer in Bedrängnis.

Als SVP-Parteiobmann gratulierte Achammer am Dienstag dem neu gewählten Bürgermeister von Pfatten. Der SVPler Elmar Oberhofer ist der erste deutsche Bürgermeister der Nachkriegszeit der Gemeinde. Am Mittwoch macht dann ein Foto die Runde, das Achammer und Oberhofer zeigt, die sich umarmen, an den Händen halten und in die Kamera strahlen.

Weniger als Parteifunktionär denn vielmehr als deutscher Bildungslandesrat wird Achammer dafür heftig kritisiert. “So sehr beachtete unser Landesrat für Schule gestern die Bestimmungen zur Eindämmung des Coronavirus. Die Schüler und Schülerinnen dürfen in der Schule nicht einmal einen Radiergummi weitergeben, geschweige sich freundschaftlich so nahe kommen”, schreibt eine Facebook-Userin, deren Post in 24 Stunden über 400 Mal geteilt und mit viel Kritik an Achammer kommentiert wird.

 

Am Mittwoch Nachmittag kontaktiert salto.bz den Landesrat über Whatsapp und fragt nach, ob er zum Foto Stellung nehmen will. Das mache er – innerhalb der nächsten Stunde, so die Antwort. Es vergeht keine halbe Stunde bis die Stellungnahme da ist. Allerdings hat sich Achammer entschieden, diese auf Facebook zu posten und nicht gegenüber salto.bz abzugeben. Einzig den Screenshot des Facebook-Posts lässt er zukommen.

Darin schreibt er: “Ich trage grundsätzlich immer Maske und das aus Überzeugung! Gestern (Dienstag, Anm.d.Red.) ist mir bei meinem Besuch beim neuen Bürgermeister in Pfatten in der Euphorie des Wahlergebnisses in einem Moment der Unachtsamkeit ein Fehler passiert. Ich weiß, dass ich Vorbildwirkung habe und es gibt für mich dabei auch nichts schönzureden. Bitte macht es besser und achtet nach wie vor darauf, Abstand einzuhalten und Mund und Nase zu bedecken! So wie auch ich es nach diesem Fehler noch mehr tun werde…”

Die Flucht nach vorne entpuppt sich als Schuss nach hinten. Zwar gibt es in der Kommentarspalte einiges Verständnis – “niemand ist ohne Sünde bzw. Fehler”, “es zeugt von politischer und menschlicher Größe, Fehler einzugestehen und Demut zu zeigen” –, doch die allermeisten Reaktionen fallen erneut negativ aus. In den Kommentaren kommen Unverständnis, aber auch Boshaftigkeit und Gehässigkeit zum Vorschein. Eine Userin sieht es mit Ironie: “Wie gut, dass in Zeiten wie diesen die Abstandsregel gilt: Jeder hat die Möglichkeit, zu jeder Zeit, sich selbst den Spiegel vorzuhalten, sich zu beobachten, zu bewundern und zu sehen, wie vorbildlich man sich doch verhält!”

Ein Kommentar wird Philipp Achammer jedoch wohl erspart bleiben. Jener des namenlosen “krah” aus dem ihm wohlgesonnenen Hause Athesia. Im August hatte der Autor in den Dolomiten wegen des Steinmeier-Fotos mit dem Landeshauptmann abgerechnet – unter dem Titel “Wasser predigen und Wein trinken – Beispiele aus der Politik”. Es darf angenommen werden, dass “krah” seinerseits die Maske, die er sprichwörtlich schon längst fallen gelassen hat, nicht wieder aufsetzt – und Achammer im Gegensatz zum ungeliebten Kompatscher verschont.