Lehrerwunderland
Im Beitrag der Redaktion "Schule im Ausnahmezustand - Petition Lehrerwunderland" vom 24.9.20 fehlen mir die effektiven Forderungen von „Lehrerwunderland Südtirol“. Ich kann nicht ganz glauben, dass es nur um einige Laptops und etwas mehr Anerkennung des Lehrberufs geht. Zudem kann ich die 40% anonymen (schamhaften) Unterzeichner/innen nicht ganz verstehen. Und dann wird auch noch auf die eigene Gewerkschaft draufgehaut.
Es sollte ein Kommentar auf diesen genannten Beitrag werden, aber als solcher wäre er wohl zu lang ausgefallen.
Ich darf gestehen, dass ich mit den Leistungen und dem Verhalten vieler Lehrerinnen und Lehrer meiner Kinder sehr zufrieden war und bin. Und ich bin sehr, sehr dankbar dafür. Es hat aber auch Probleme gegeben. Lehrer/innen die ihrem Auftrag nicht nachgekommen sind oder schlicht überfordert waren. Nicht ganz so schlimm; Überall wo Tausende einem Beruf nachgehen, wird ein gewisser Prozentsatz „so-so-la-la“ sein = die immer wieder zitierten Schwarzen Schafe mit denen niemand in den Topf will, aber die das Ansehen der Berufsgruppe nicht unbedingt fördern ... wie überall.
Politik: Freilich ist es problematisch wenn ein Wirtschaftslandesrat auch für Bildung zuständig ist. Aber Entscheidungen werden schlussendlich in einer Regierung (dann demokratische Vertretung) getroffen und sind diversen Gesetzen, Vorgaben und auch öffentlichen Meinungen unterworfen. Es mag auch richtig sein „aufzumotzen“ - Wirtschaftsverbände und speziell Bauern tun es ja auch. Aber vielerorts wird gejammert auf sehr hohem Niveau. Und das, liebe Initiatoren, scheint mir auch hier der Fall zu sein. Warum? Weil alle oder viele Lehrerinnen und Lehrer die ich persönlich kenne mit ihrer Situation recht zufrieden scheinen, angemessen Geld verdienen und sich des Öfteren fast schämen wenn wieder die eine oder andere Forderung durch die Presse schießt (sind das die Anonymen?).
Ich würde in diesem Sinne um etwas Demut bitten, zu vergleichen wie es vielleicht anderen geht und nachzufragen welchen Lohn und Anerkennung diese für ihre Leistung erhalten.
Nota bene:
- Die Wirtschaftsförderung wurde zumindest für kleinstrukturierte Betriebe seit Jahren massiv zurück gefahren. Außer für jene die vorgeben in „Forschung 4.0“ zu investieren.
- Auch andere Sektoren erhalten bei dieser Inflationslage und der jetzigen Haushaltssituation kaum „Aufbesserung“. Ganz im Gegenteil! Ich gehe sogar davon aus, dass mehr als 3015 Lohnabhängige in der Privatwirtschaft seit Monaten auf ihren Lohnausgleich, also ihren gesamten (zudem reduzierten) Lohn, warten. Ganz zu schweigen von jenen Betrieben (sind auch Menschen) die nicht monatlich 200€ weniger erhalten, sondern X-tausende, schwer verdiente und versteuerte Euros für Laufende Fixkosten ausgeben, ohne dass auf der anderen Seite etwas vernünftiges herein kommt.
In der prioritätsmäßigen Warteschlange ist also ziemlich weit hinten noch Platz. Sorry!
Für mich gibt es nur einen
Für mich gibt es nur einen Grund mich in diesem Zusammenhang (Petition, von der ich erst durch salto.bz erfuhr) für meine Berufsgruppe zu schämen, nämlich dass so viele anonym unterschrieben haben. Wobei ich für Supplenten* mehr als 100%iges Verständnis habe.
Ansonsten warte ich als Reaktion auf diesen Beitrag auf Stimmen aus meiner Zunft, und zwar mit Klarnamen, Stammrolle und zugewiesenem Dienstsitz. Sollte keine derartige Stellungnahme abgegeben werden, hat Klemens Riegler mit seinem Beitrag "Lehrerwunderland" recht.
@Elsa Leitgeb; wie kommen Sie
@Elsa Leitgeb; wie kommen Sie darauf, dass ich ein "Vertreter der tatsächlichen Wirtschaft" wäre? Ich bin ein kleiner Unternehmer - Ja! Aber "Vertreter" bin ich sicher keiner. Ich bin sonst eher auf der anderen Seite anzutreffen. Und mein Beitrag ist auch nicht ganz so polemisch wie Ihr Kommentar hier. Ich habe nur zur Mäßigung und etwas Demut aufgerufen. Damit hat es sich schon. Oder anders herum: Nicht alle LehrerInnen im Lande dürften voll und ganz hinter gewissen Forderungen (oder auch dieser Petition) stehen.