Umwelt | Abdrift

Auch Pestizide kennen keine Grenzen

In der Schweiz wurden Pflanzenschutzmittel aus dem Vinschgau nachgewiesen. Die Kantonsverwaltung beruhigt: Für die menschliche Gesundheit bestehe kein Grund zur Sorge.
Biosfera Val Müstair
Foto: Claudio Daguati

Die Natur kennt keine Grenzen. Auch nicht, wenn es um die Abdrift von Pestiziden geht. Und so ist das jüngste Ergebnis einer in Graubünden durchgeführten Studie nicht verwunderlich: Dort, genauer gesagt in der Grenzregion Val Müstair wurden Pflanzenschutzmittel aus den Vinschger Obstanbaugebieten nachgewiesen.

Laut Auskunft des Kantons Graubünden wurden die Messungen vergangenes Jahr vom Bündner Amt für Natur und Umwelt durchgeführt und zeigten, “dass Pestizide, die beim Obstbau im Südtirol eingesetzt werden, durch den Wind bis in die 14 Kilometer entfernte Bündner Ortschaft Valchava verfrachtet werden”. Die Messungen waren angeordnet worden, nachdem eine Untersuchung des Umweltinstituts München 2018 ergeben hatte, dass Pflanzenschutzmittel aus dem Vinschger Obstbau zum Teil kilometerweit durch die Luft transportiert werden.

“Dabei nimmt die Belastung mit zunehmender Distanz zum Vinschgau deutlich ab”, heißt es vonseiten des Kantons. “Die Gesamtbelastung der 2019 gemessenen Pflanzenschutzmittel war im Bereich der Landesgrenze zehnmal, in Müstair 30 Mal und in Valchava 100 Mal kleiner als die im Vorjahr gemessene Gesamtbelastung in Kortsch im Vinschgau.”

Die Wahrscheinlichkeit, dass die im Val Müstair gemessenen Pestizid-Konzentrationen schädlich sind, sei gering – “hinsichtlich der menschlichen Gesundheit geben die Messungen somit keinen Anlass zur Sorge”, teilt die Kantonsverwaltung mit.

Dennoch hat man auf Schweizer Seite Bedenken. Das Val Müstair, ist als regionaler Naturpark anerkannt und setzt stark auf die Biolandwirtschaft. “Es ist überhaupt nicht erfreulich, dass in einem Naturpark Pestizide gemessen werden”, sagt David Spinnler, Geschäftsführer des Naturparks Biosfera Val Müstair, der die Messungen gemeinsam mit dem Amt für Natur und Umwelt vorgenommen hat, zum SRF.

Man könne den Südtirolern ja nicht befehlen, was sie tun und lassen sollen, sagt Naturpark-Geschäftsführer David Spinnler. «Wir wissen aber, dass im Südtirol über eine Bio-Region oder auch über ein Biosphärenreservat diskutiert wird», sagt Spinnler. Diese Anstrengungen in Richtung mehr Nachhaltigkeit wolle man unterstützen. (Quelle: SRF)

Neben den Südtioler Pestiziden wurden auch Pflanzenschutzmittel aus dem Münstertaler Ackerbau nachgewiesen.