Politik | Interview

“Ich habe ein reines Gewissen”

Eppan steuert auf Neuwahlen zu. “Nicht wegen mir”, betont Bürgermeister Wilfried Trettl. Aber alles gefallen lassen müsse er sich nicht, sagt er.
Wilfried Trettl
Foto: Bürgerliste Eppan

Dass es nicht ganz einfach werden würde, wusste Wilfried Trettl. Doch nach seiner Wiederwahl zum Bürgermeister von Eppan – mit 62,5 Prozent und über 4.000 Stimmen – standen ihm mehrere Optionen offen. Sogar eine Mehrheit ohne den bisherigen Regierungspartner SVP, die auf elf Sitze im Gemeinderat kommt. Trettls Bürgerliste Eppan hat acht, die Ökosoziale Liste des Grünen Co-Sprechers Felix von Wohlgemuth Pro Eppan-Appiano fünf und Trettls gesetzter Bündnispartner Appiano Unito drei Sitze. Es sollte eine Koalition zu viert werden – jetzt steht Trettl ohne Mehrheit da. Weil sich Pro Eppan und SVP vom Verhandlungstisch zurückgezogen haben.

salto.bz: Herr Trettl, es scheint, als wolle niemand mit Ihnen regieren.

Wilfried Trettl: Es schaut ganz danach aus, ja. Ich habe heute (Montag, Anm.d.Red.) von der SVP die Mitteilung erhalten, dass sie sich nach all den Gesprächen, die wir gehabt haben, nicht an der Mehrheit beteiligen will.

Zuvor hat schon Pro Eppan den Verhandlungstisch verlassen. Momentan stehen Sie also mit der Liste Appiano Unita von Vizebürgermeister Massimo Cleva alleine da. Ihre Bürgerliste hat acht Gemeinderäte, Appiano Unita drei. Bei elf SVP-Räten und fünf von Pro Eppan ist das keine Mehrheit. Warum haben Sie die nicht zusammenbekommen?

Dazu möchte ich vorwegnehmen, wie alles gestartet ist. Denn ich glaube, dass man, wenn man den gesamten Ablauf kennt, auch versteht, was Pro Eppan und SVP dazu bewogen hat – oder vielleicht versteht man es eben nicht.

Verstehen Sie es?

Nein, ich verstehe es nicht. Als ich die Aussendung der SVP gelesen habe, habe ich mir gedacht, es kann doch nicht sein, dass man mit solchen Aussagen an die Öffentlichkeit geht. Entweder wurde die Aussendung von jemandem geschrieben, der bei den Verhandlungen nicht dabei war. Oder jemand wollte, dass bestimmte Dinge unbedingt drinstehen.

Haben Sie vor den Medien gewusst, dass sich auch die SVP zurückzieht?

Ich habe vorher, gegen 8.45 Uhr, von der SVP ein Schreiben erhalten. Darin stand, ich darf ihre Mandatare, die ich für den Ausschuss vorgeschlagen habe, bei der Gemeinderatssitzung nicht zur Abstimmung bringen.

Wir haben heute andere Probleme – und dann geht man her und spielt solche Spiele?

Was ist nach den Gemeinderatswahlen vom 20. und 21. September in Eppan passiert?

Ich bin mit 4.113 Stimmen und somit einem großen Vertrauensvorsprung zum Bürgermeister gewählt worden und habe die verantwortungsvolle Aufgabe erhalten, einen Ausschuss zu bilden. Angesichts der Tatsache, dass Pro Eppan zugelegt hat, habe ich mir überlegt, dass es interessant sein könnte, zu viert in die Regierung zu gehen. Somit habe ich Pro Eppan und die SVP zu Gesprächen eingeladen.

Ein Gemeinderat ohne Opposition?

Wir hätten uns zusammenraufen und zu viert in den Ausschuss gehen können. Am Samstag, 26. September, habe ich Pro Eppan den Vorschlag unterbreitet. Von ihrer Seite hieß es, sie fühlten sich geehrt. Meinerseits habe ich festgehalten, dass ich in Felix von Wohlgemuth eine sehr kompetente Person sehe, die als Referent Raum und Landschaft übernehmen könnte, also Raumordnung bzw. Bauamt und privates Bauwesen.

Sie wollen die Urbanistik einem Grünen anvertrauen?

Als Rechtsanwalt liest sich Felix schnell und gut in Gesetze ein, er saß die letzten fünf Jahre durchgehend in der Baukommission und hat Erfahrung in diesem Bereich. Und als Grüner, so glaube ich, liegen ihm Landschaft und Raum sehr, sehr nahe. In den letzten Jahren ist ziemlich viel Kritik von seiner Seite gekommen, zum Beispiel bei der Mercanti-Kaserne. Als Assessor könnte er allerhand bewegen, sich einbringen. Das habe ich ihm schmackhaft gemacht. Denn ich sehe ehrlich – ehrlich – mit Felix den richtigen Menschen in diesem Assessorat. Die SVP hat das nicht so gesehen. Ob er das wusste oder nicht, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls hat die SVP gesagt, sie könnten sich vorstellen, gemeinsam eine Regierung zu bilden.

Wie wollten Sie Ihren Ausschuss besetzen?

Pro Eppan wollte eine paritätische Zusammensetzung des Ausschusses: jeweils zwei Referenten für Pro Eppan, Bürgerliste und SVP sowie einen für Appiano Unita. Damit war die SVP nicht einverstanden, meinte, sie müsse unbedingt drei Referenten haben. Dann hätte Pro Eppan halt einen, ebenso Appiano Unita und die Bürgerliste zwei. Das wäre mir auch gut gegangen.

Worum ging es bei den Verhandlungen?

Wir haben über viele Themen gesprochen, natürlich auch über die finanzielle Lage der Gemeinde. Die ist ein gewaltiger Dorn im Auge.

Sowohl Pro Eppan als SVP behaupten, Sie wollten dazu keine Auskunft geben.

Ausgegangen ist alles vom Gemeindesekretär: Er wollte klipp und klar schriftlich festhalten und kommunizieren, dass es nicht angeht, dass von allen Seiten, die die Gemeinde regieren wollen, große Versprechungen gemacht werden, für die aber das Geld fehlt. Der vorherige Sekretär hat es immer mündlich gesagt: Es nützt nichts, große Sprünge machen zu wollen – am Ende sind die Einnahmen die, die sie sind und das ist dann möglich auszugeben, mehr geht nicht. Nun hat der Gemeindesekretär das halt niedergeschrieben. Aber jetzt meint man, Eppan haust auf.

Stimmt das?

Das ist absolut nicht der Fall! Wir haben noch immer eine Bilanz präsentiert, die stimmt und die Zahlen ganz klar dargelegt – und die SVP war ja mit in der Regierung. Alle bestätigen, dass die Finanzreferentin Sonja Donat wirklich gute Arbeit geleistet hat.

Ich bin wirklich überaus überrascht, dass ein Felix von Wohlgemuth nicht mitmacht.

Wie sind die Koalitionsgespräche verlaufen?

Wir haben uns auf einen Ausschuss 3-2-1-1 geeinigt und uns Schritt für Schritt durch die Themen gearbeitet. Am 15. Oktober dann, vergangenen Donnerstag, hat sich Pro Eppan zurückgezogen.

Mit welcher Begründung?

Sie hätten im Ausschuss gerne die Bereiche Jugend, Umwelt und Kultur gehabt. Da habe ich gesagt, passt auf, wenn ihr euch schon die Rosinen herauspicken wollt, dann kann ich euch Wirtschaft und Kultur geben – die beiden Ressorts haben wir zusammengelegt – oder ihr nehmt mit Kultur, Umwelt, Mobilität und Abfall die Bereiche, die euren Kern ausmachen. Aber dann sähe ich Greta Klotz als die kompetentere Person als Felix von Wohlgemuth. Pro Eppan hat sich dann für eine Beratung zurückgezogen und nach einer Viertelstunde hat es geheißen: Wir haben es uns reiflich überlegt und es waren tolle Gespräche, aber wir steigen aus und bleiben lieber in der Opposition.

Die Urbanistik wollte man gar nicht? Weil man sich daran, auch aufgrund des neuen Raumordnungsgesetzes, leicht die Finger verbrennen kann?

Es ist natürlich ein riesengroßer Aufgabenbereich. Aber man kann nicht immer nur alles als falsch kritisieren und den Bauernbund ankreiden – wenn man das tut, muss man auch sagen ok, dann packe ich an und mache es anders. Kritik ist ja richtig und positiv, aber dann muss man auch imstande sein zu sagen, jetzt habe ich die Gelegenheit, mich zu beweisen und ergreife sie. Dazu kommt, dass ich in fünf Jahren sicher nicht mehr Bürgermeister werde (bei Trettl greift 2025 die gesetzliche Vorgabe, laut der Bürgermeister nach drei aufeinanderfolgenden Amtsperioden nicht mehr als solche kandidieren dürfen, Anm.d.Red.) und Felix könnte sich eine schöne Chance aufbauen, wenn er sich jetzt gut darauf vorbereitet.

Hat Pro Eppan nie ein Veto gegen eine Regierungsbeteiligung der SVP eingelegt? Schließlich würde sich auch eine Mehrheit ohne sie ausgehen.

Nein, im Gegenteil. Als die SVP gesagt hat, dass sie in die Opposition gehen würde, falls der Vorschlag von jeweils zwei Referenten für Bürgerliste, Pro Eppan und SVP nicht vom Tisch kommt, hat Felix von Wohlgemuth gemeint, dass man es nicht zulasse, dass sich die SVP in die Opposition zurückzieht und dort ausraste. Da habe ich ihm gesagt, Obacht, es könnte zum Eigentor werden, wenn er von ausrasten in der Opposition redet – denn das gilt dann morgen für ihn, falls er aussteigen sollte.

Wozu es dann effektiv gekommen ist. Wie ist es weitergegangen?

Noch am selben Abend, am 15. Oktober, hat mir die SVP angesichts der völlig neuen Situation mitgeteilt, ich solle ihnen einen Vorschlag für den Ausschuss unterbreiten. Das habe ich tags darauf getan – und natürlich bereits die Personen nominiert, die ich gerne darin haben würde.

Reinhard Zublasing hat mir gesagt, er könne nicht verantworten, dass ein “Walscher” das Bauamt übernimmt

Wer waren diese Personen?

Ich hatte gedacht, Lorenz Ebner mit hineinzunehmen und ihn gefragt, ob er die Urbanistik übernimmt. Er hat sich bedankt, aber ausgeschlagen, weil er aufgrund seiner beruflichen Situation nicht genügend Zeit für ein Assessorat hätte. Der Sprecher der SVP, Reinhard Zublasing, hat mir klipp und klar gesagt: Seine Partei übernimmt auf keinen Fall das Bauamt. Aber er möchte unbedingt die Finanzen haben. Ich habe ihm gesagt, dass ich mit “meiner” Sonja Donat sprechen werde, ob sie auf die Finanzen verzichtet, und dass ich jemanden für das Bauamt brauche. Seine Antwort: Das müsste unbedingt ich als Bürgermeister übernehmen.

Warum wollen Sie das nicht?

Für mich wäre das neben meiner großen Aufgabe in dieser großen Gemeinde zu viel. Ich habe mir gesagt, falls ich niemanden finden würde, würde ich es übernehmen. Sonst nicht. Ich habe dann mit meinem bisherigen Vizebürgermeister Cleva gesprochen, der Ingenieur ist, früher auch in der Baukommission war und sich bis heute um die öffentlichen Bauaufträge gekümmert hat. Er hat mir gesagt: “Wilfried, lo prendo io. E tu mi dai una mano durante tutto il periodo di carica.” Also habe ich ihn in meinen Vorschlag aufgenommen. Zugleich habe ich Sonja Donat überzeugt, die Bereiche Vermögen und öffentliche Bauaufträge zu übernehmen; Monika Hofer Larcher sollte ihre Bereiche Soziales, Jugend, Senioren, Bildung behalten; von der SVP sollte Roland Faller weiter für Infrastrukturen und Bauerhaltung zuständig sein; als dritte Frau sollte Heidi Felderer Wirtschaft und evtl. Kultur übernehmen – und der dritte SVP-Assessor wäre Reinhard Zublasing, dem ich die Finanzen übergeben wollte. Das war der Vorschlag, den ich der SVP gemacht habe. Die Reaktion: Es waren schöne Gespräche – aber mit zwei Punkten haben wir ein Problem.

Die da wären?

Zum einen könne es nicht sein, dass das Bauamt und damit die Urbanistik beim Vizebürgermeister liegt. Das sei die Aufgabe des Bürgermeisters. Also: Sie übernehmen das Amt nicht, bestimmen aber, wer es übernehmen muss und der Bürgermeister mit über 4.000 Stimmen darf nicht mitreden?

Zum zweiten hieß es, die Aufteilung der Zuständigkeiten gehe so nicht gut, weil die SVP auf diese Weise zu wenig Sitze im Ausschuss habe – nur drei, während die Bürgerlisten zusammen vier Assessoren hätten. Da habe ich gesagt, Moment mal: Massimo Cleva ist mit seiner eigenen Bürgerliste angetreten und ich wurde nicht als Bürgerliste, sondern als Bürgermeister gewählt. Die Wähler haben meinen Namen auf den Wahlzettel geschrieben. Ganz abgesehen davon sieht es das Gesetz vor, dass die italienische Sprachgruppe bei zwei gewählten Vertretern Anrecht auf eine Vertretung im Ausschuss hat und bei Gemeinden über 13.000 Einwohnern wie es Eppan ist, wo der Bürgermeister deutsch erklärt ist, der Italiener automatisch Vizebürgermeister wird. Die SVP aber hat vier Referenten für sich gefordert. Für mich kommt das nicht in Frage. Ich habe über 4.000 Stimmen erhalten, die Bürgerliste knapp über 2.100 – das heißt, dass ich 2.000 Stimmen von Wählern anderer Parteien bekommen habe, SVP inklusive. Mit diesem Vertrauensvorschuss wird es mir wohl zustehen, den Ausschuss so zusammenzusetzen, wie ich ihn mir vorstelle und zwei Bürgerlisten-Vertreter hineinzuberufen.

Wie hat die SVP reagiert?

Sie hat ihre Forderung weiter bekräftigt. Ich habe gesagt, ich bleibe dabei und werde die vorgeschlagenen Personen für den Ausschuss nominieren. Am Sonntag Vormittag habe ich ein Gespräch mit Reinhard Zublasing geführt. Dabei hat er mir gesagt, er könne nicht verantworten, dass ein “Walscher” – das war sein Ausdruck – das Bauamt übernimmt. Ich habe klargestellt, dass ich damit an die Öffentlichkeit gehe, denn das lasse ich mir nicht gefallen: Im Jahr 2020 noch von einem Italiener – er hat halt “Walscher” als Ausdruck genommen –, so von einem kompetenten Menschen sprechen, der schon zehn Jahren im Ausschuss und fünf Jahre lang Vizebürgermeister war und von dem man weiß, wie er tickt. Man muss von Glück reden, dass man einen solchen Menschen hat, der eine solche Aufgabe übernimmt!

Heute (Montag, Anm.d.Red.) hat mir die SVP dann zurückgeschrieben: “In einem nachfolgenden Gespräch” – jenem mit Reinhard Zublasing – “wurden unsere Argumente und Anliegen nicht in Erwägung gezogen und uns wurde mit Nachdruck zu verstehen gegeben, dass am Gesamtvorschlag nicht mehr gerüttelt wird”. Natürlich ist nicht mehr daran zu rütteln! Wenn ihr das Amt übernehmen wollt, können wir gerne diskutieren – aber nicht, wenn ihr es nicht übernehmen wollt und mir vorschreibt, wer es zu übernehmen hat. Das lasse ich mir nicht gefallen.

Ich werde die Namen am Donnerstag vorschlagen – wenn es scheitert, scheitert es eben.

Wie wollen Sie jetzt weitermachen?

In ihrem Schreiben an mich hat die SVP ganz klar festgehalten, dass sie eine Minderheitsregierung unterstützen möchte: “Daher ersuchen wir, dass unsere Mandatare bei der kommenden Gemeinderatssitzung nicht für den Ausschuss vorgeschlagen werden. Im Sinne unserer Gemeinde und der Fortführung der Verwaltung steht es für uns natürlich außer Frage, dass wir den Ausschuss bei seiner Arbeit von außen unterstützen werden.” So ist die momentane Situation.

Die nächste Gemeinderatssitzung findet am Donnerstag, 22. Oktober statt. Was werden Sie da tun?

Ich werde die Namen am Donnerstag angeben und jeden der Vorgeschlagenen fragen, ob er oder sie die zugewiesenen Assessorate annehmen will. Und wenn es scheitert, scheitert es eben.

Sie könnten von der SVP ablassen und noch einmal das Gespräch mit Pro Eppan suchen?

Mich würde es – Stand heute – wundern, wenn das passieren würde. Schließlich haben wir bereits ausführlich gesprochen, jede Menge Sitzungen gehabt. Ich habe schon einen Moment lang mit dem Gedanken gespielt, und vielleicht möchte man auch, dass wir das tun. Aber ich muss mich mit meinem Vizebürgermeister beraten.

Anfangs sah es so aus, als könnte das Experiment Allparteienkoalition in Eppan gelingen. Bedauern Sie, dass es nicht dazu kommt?

Programmatisch gab es während der Gespräche, abgesehen von einigen Punkten, wo die Positionen auseinander gingen, großen Konsens. Auch mit Pro Eppan. Das jetzt ist unverständlich.
Ich bin wirklich überaus überrascht, dass ein Felix von Wohlgemuth nicht mitmacht, dass kompetente Leute, die viele Stimmen erhalten haben, über die Medien und soziale Medien Dinge verbreiten, die so nicht stimmen. Am meisten hat mich geärgert, als ich gelesen habe, dass der Vorschlag für die Vierer-Koalition von Pro Eppan gekommen sein soll. Das war mein Vorschlag, das war einzig und allein mein Vorschlag. Und Pro Eppan war ganz happy, dass ich das vorgeschlagen habe. Deshalb wundere ich mich schon. Und es ist schade für die Bevölkerung. Wir haben heute andere Probleme – und dann geht man her und spielt solche Spiele? Wenn wir miteinander eine Gemeinde führen könnten? Und dann sagt man mir, dass ich das Bauamt nicht geben darf, wem ich will. Natürlich sage ich da, das lasse ich mir nicht gefallen.

Von der SVP heißt es dasselbe über Sie – Sie würden “Posten von oben herab diktieren”.

Das ist eine totale Frechheit. Ich habe nicht von oben herab Posten diktiert. Ich habe Vorschläge gemacht und nie eine schriftliche Antwort erhalten, bis auf die mittlerweile drei von der SVP, mit den zwei kritischen Punkten und der Rückzugsnachricht.

Wer war bisher in der Gemeinde Eppan für die Raumordnung bzw. das Baumt zuständig?

Immer die SVP, das war immer ein Privileg der SVP, die darauf beharrt hat. Und es war immer an einen Referenten delegiert – Philipp Waldthaler, Wally Kössler, Adolf Spitaler, Michael Eisenstecken –, weil es für einen Bürgermeister einfach zu viel ist.

Wie erklären Sie sich den Sinneswandel jetzt?

Man hat schon vor den Wahlen immer gehört, wir müssen schauen, dass der Bürgermeister das übernimmt, weil dann räumt’s ihn auf. Wenn man zuschaut, wie es den Bürgermeister “aufräumt” und damit will, dass es der Gemeinde schlecht geht, dann tut man wohl das falsche, denn das ist nicht im Sinne der Wähler und schon gar nicht im Sinne der Bevölkerung.

Sollten Sie am Donnerstag scheitern, kommt es zu Neuwahlen. Denn laut Gesetz muss der Gemeinderat innerhalb 30 Tage ab Bekanntgabe der Gewählten über den Ausschuss abstimmen.

Ich habe mir bewusst all die Zeit für die Ausschussbildung genommen. Wir werden sehen, was passiert. Es wäre schade, ich glaube, die Eppaner möchten keine Neuwahlen. Aber ich habe ein reines Gewissen: Wegen mir braucht es keine Neuwahlen, ich habe sie nicht riskiert. Ganz sicher nicht. Und wegen der Bürgerliste und Massimo Cleva auch nicht. Wenn man uns das vorwirft und versucht, es medial so rüberzubringen, als ob wir Schuld wären, dann soll man es probieren. Ich werde mit allen möglichen klaren und ehrlichen Argumenten argumentieren. Und dann werden die Menschen auch verstehen, was läuft.

 

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Armin Kager Di., 20.10.2020 - 10:59

Bravo Wilfried!
Habe Massimo Cleva in den letzten Jahren als sehr kompetenten und sympathischen Zeitgenossen kennengelernt; die im Artikel zitierten Aussagen über seine Sprachgruppenzugehörigkeit sind wirklich beschämend und zeigen, wie's in manch selbsternannten S(vp)aubermann wirklich tickt. Eine kleine Anmerkung zum Kindertheater Regierungsbildung sei mir auch noch erlaubt: Als Ex-Eppaner und jetzt Meraner muss ich derzeit schon sehr staunen. Zum einen scheinen jene nicht den Mumm aufzubringen endlich Verantwortung zu übernehmen, welche mit der bisherigen Gemeindeverwaltung stets hart ins Gericht gegangen sind, zum anderen werden in systematisch destruktiver Manier Seilschaften eingegangen, nur um Interessensvertretungen zu forcieren und Regierungsbildungen a priori zu verhindern.
Dabei sollten unsere Gemeindepolitiker inzwischen doch verstanden haben, dass sich die Bürger von ihnen lösungsorientierte Sachpolitik, am besten ganz ohne parteipolitische Hinterlist und narzisstische Persönlichkeitsstörungen erwarten.

Di., 20.10.2020 - 10:59 Permalink
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Felix von Wohlgemuth Di., 20.10.2020 - 11:08

Der Bürgermeister hat ein reines Gewissen? Das freut mich natürlich. Wichtiger, als auf sein Gewissen zu hören, wäre es aber gewesen, auch uns anzuhören und zumindest zu versuchen, unsere Überlegungen nachzuvollziehen. Ist es für ihn wirklich so schwer zu verstehen, dass es einer politischen Gruppe primär um Themen und Maßnahmen geht und erst dann um die etwaige Postenverteilung?

Was soll man sagen wenn ein Bürgermeister, welcher immerhin schon seit zehn Jahren unsere Gemeinde führt, ohne Themenvorschläge zu den Verhandlungen kommt? Wenn man ihn fast auf Knien bitten muss, doch endlich ein Programm vorzulegen? Erhalten haben wir dann das Programm 2015-2020 (welches damals schon aus alten Programmen von Meran und Schlanders zusammenkopiert war). Welche Innovation, welch Mut zu Neuem!

Gut, Programm gab es keines, also wollten wir wenigstens die finanzielle Situation unserer Gemeinde kennen. Nicht, ob etwaige Wunschprojekte in den Haushalt aufgenommen werden können, sondern ob unsere Gemeinde am Ende de Jahres überhaupt noch die Gehälter zahlen kann, wie der Kassenvorschuss von € 5 Mio bis zum 31.12.2020 zurückgezahlt werden kann. Müssen wir die GIS erhöhen, welche Einsparungen sind zwingend notwendig? Schließlich übersteigen die Ausgaben der Gemeinde die Einnahmen bereits seit 2018 um hunderttausende Euro.

Wilfried Trettl hat – wie gestern auf Facebook – klar gesagt, dass er „keinen Plan zur finanziellen Situation der Gemeinde Eppan hat“. Wie bitte? Seit 10 Jahren Bürgermeister und „keinen Plan“? Wir waren nicht verwundert, sondern erschüttert und tief besogrt!

Nach diese „Offenbarung“ sollten wir dann sofort – also noch in der Sitzung von letztem Mittwoch - sagen, ob wir mit in eine Koalition gehen, oder nicht; ohne klares Programm, ohne Info’s zu den Finanzen, nur mit einem Posten.

Für manche mag ein solches Vorgehen ja normal sein, für uns ist es das nicht.

Auch aus diesem Interview wird erneut klar ersichtlich, dass unser Bürgermeister leider nicht verstanden, nicht zugehört hat. Er wiederholt gebetsmühlenartig seine Vorzugsstimmen und spricht nur über Referate; dass er seiner Aufgabe der Verhandlungsführung, der Programmierung und der transparenten Information absolut nicht nachgekommen ist, verschweigt er natürlich.

Auch wir, lieber Bürgermeister, haben ein reines Gewissen.

Di., 20.10.2020 - 11:08 Permalink
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Ivan Gufler Di., 20.10.2020 - 12:57

Antwort auf von Felix von Wohlgemuth

Mavala, jetzt reicht es aber langsam.

Die Liste Pro Eppan ist in den vergangenen Jahren, und ganz besonders im Wahlkampf, hart ins Gericht mit dem amtierenden Bürgermeister und Regierungsparteien gegangen.
Das ist natürlich auch gut so und in Ordnung, so funktioniert immerhin Opposition. Aber jetzt hat genau diese Liste einen starken Wählerauftrag erhalten, nämlich das Versprochene auch umzusetzen bzw. es ernsthaft zu versuchen.

Pro Eppan hat einen klaren Wahlsieg davon getragen, und ein solcher muss auch etwas bewirken. Wenn eine Liste, die so massiv zulegt wie Pro Eppan, sich danach auf Biegen und Brechen weigert Verantwortung zu übernehmen, zeugt das von wenig Selbstvertrauen - kritisieren ist immer leicht, gestalten schwer, etwa zu schwer, zu umständlich, Herr von Wohlgemuth?

Der Bürgermeister hat kein Programm? Na umso besser für den Koalitionspartner, der kann dann doch ordentlich seinen Einfluss gelten machen, oder?
Wenn diese Liste so themenbezogen arbeitet wie behauptet, dann könnte sie doch viel zum Programm für die nächsten Jahre beisteuern - wer sagt denn, dass der Bürgermeister ein Programm vorlegen muss und die anderen das abnicken sollen? Eine Koalition entwirft normalerweise ein gemeinsames Programm, wo Pro Eppan die vielen eigenen Ideen und Themen doch sicher unterbringen könnte, wenn man denn wollte. Aber anscheinend ist Opposition eben bequemer.

Di., 20.10.2020 - 12:57 Permalink
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Felix von Wohlgemuth Di., 20.10.2020 - 13:14

Antwort auf von Ivan Gufler

Ganz genau Herr Gufler, ein Koalitionsprogramm entwirft man gemeinsam. Aber zum Zeitpunkt des Ultimatums durch den BM hatten wir weder ein gemeinsames Programm, noch klare Informationen zur Finanzsituation der Gemeinde Eppan. Wir hätten also dem BM einen Blankoscheck ausstellen müssen und dann hoffen dürfen, dass er uns irgendwo thematisch entgegen kommt. Kann für Sie normal sein, für uns ist es das nicht. Wir sind mit klaren Werten und Themen angetreten und sind dafür verantwortlich, dass wenigstens irgendetwas davon auch umgesetzt wird.

Di., 20.10.2020 - 13:14 Permalink
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Maria Cristina… Di., 20.10.2020 - 11:40

Chapeau, Herr Bürgermeister, für Ihre mutigen Worte. Es ist nicht das erste Mal, dass Sie mich mit Ihrer Geradlinigkeit überraschen.
Als Journalistin bin ich allerdings von Beruf aus misstrauisch und würde deshalb gerne auch die Version der anderen Parteien zu genau diesen Vorwürfen lesen. Vielleicht könnte Salto hier nachziehen.
Und noch etwas: Ich finde es schlichtweg schäbig, wenn man sich vor der Wahl das Wohl der Gemeinde auf die Fahne schreibt, nach dem Urnengang jedoch die Interessen derselben mit Füßen tritt. Womit all jene gemeint sind, die jetzt aus irgenwelchen parteipolitischen Überlegungen auf Neuwahlen spekulieren.

Di., 20.10.2020 - 11:40 Permalink
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alfred frei Di., 20.10.2020 - 11:41

zuerst eine Statutenänderung: "Walsche" und "Schwarze" haben im Bauamt nichts zu suchen, dann Zeit schinden für den feierlichen Empfang mit Schützenschuss von Gusenbauer am Freitag. Schließlich Untersuchungsauschuß einsetzen zur Überprüfung: wer hat das reinste Gewissen ?

Di., 20.10.2020 - 11:41 Permalink
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Hans Unterholzner Di., 20.10.2020 - 14:12

Pro Eppan hat eine gute Oppositionsarbeit geleistet und ist darum bei den Wahlen auch entsprechend belohnt worden. Jetzt wegen des Fehlens eines Regierungsprogramms die Koalition zu verweigern und keine Verantwortung zu übernehmen finde ich nicht ziehführend. Die Wähler werden, sollte es tatsächlich zu Neuwahlen kommen, dafür wenig Verständnis haben. In Gemeinden wie Eppan werden Personen gewählt denen man vertraut, dazu gehören sicher auch Sie Herr von Wohlgemuth. Die Probleme die in Eppan zu lösen sind kennen wir zu genüge und sollten gemeinsam zum Wohle der Bevölkerung gelöst werden, auch ohne Parteiprogramm. Die Aussage bezüglich der Postenvergabe an einen italienischen Mitbürger ist wirklich beschämend.

Di., 20.10.2020 - 14:12 Permalink