Chronik | Replik

“Sofort aktiv geworden”

Der Südtiroler Sanitätsbetrieb reagiert mit einer Stellungnahme auf die Kritiken an den 1.261 unbeachteten Corona-Schnelltests. Die Opposition fordert Konsequenzen.
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Foto: upi

“Das ist keine Peinlichkeit, das ist ein Skandal!”, steht für die Freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair fest. Nach den Meldungen über die 1.261 Personen, die nach einem positiven Corona-Schnelltest vergeblich auf einen PCR-Test, also Nasen-Rachenabstrich gewartet haben, schäumen Teile der Opposition. Südtirols Hausärzte hatten die fast 1.300 positiven Schnelltests an den Sanitätsbetrieb gemeldet, dort waren sie aber unbemerkt geblieben. Weil die Hausärzte nicht informiert worden waren, dass eine zweite Meldung notwendig ist, um einen PCR-Test anzufordern.

“Ich bin fassungslos und schockiert von der Unfähigkeit und Stümperhaftigkeit des Sanitätsbetriebs. Potentiell Corona-Postive wurden nicht nur in Unwissenheit gelassen, sondern auch andere Menschen der Gefahr einer Infektion durch diese Personen ausgesetzt. Durch Inkompetenz und Stümperhaftigkeit wurde die Gesundheit der Bevölkerung fahrlässig gefährdet”, klagt Sven Knoll von der Südtiroler Freiheit. “In der Südtiroler Sanität jagt ein Skandal den anderen! Die Verantwortlichen mögen endlich zurück treten”, fordert Diego Nicolini vom Movimento 5 Stelle, genauso wie Hausärzte auch, personelle Konsequenzen.

Beim Sanitätsbetrieb weist man Verfehlungen zurück, sondern sieht sie vielmehr bei den Hausärzten und dem Computerprogramm – und reagiert nun mit einer ausführlichen Stellungnahme auf die lautgewordene Kritik. Auf die 1.261 Personen, die im Unklaren gelassen wurden, geht man nicht ein. Sondern teilt mit: “Der Südtiroler Sanitätsbetrieb weist die Vorwürfe, es hätte bei der Anfrage um PCR-Tests von Seiten einiger Ärzte und Ärztinnen für Allgemeinmedizin Datenverluste gegeben, auf das Entschiedenste zurück. Korrekt ist, dass es zu Verzögerungen bei der Planung von PCR-Tests gekommen ist.”

 

Die Stellungnahme im Wortlaut

 

“Der Südtiroler Sanitätsbetrieb ist an einer intensiven Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten für Allgemeinmedizin interessiert. Aus diesem Grund wurde bereits im März dieses Jahres eine fixe, betriebsübergreifende Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Hausärzte eingerichtet, um regelmäßig Thematiken im Zusammenhang mit der Überwachung und Betreuung von Patienten und Patientinnen im Rahmen der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie zu besprechen.

Ein Ergebnis der Treffen dieser Arbeitsgruppe war, dass eine E-Mail-Adresse eingerichtet wurde, um den Hausärztinnen und Hausärzten einen funktionierenden Kanal für Anfragen für PCR-Tests zu ermöglichen. In weiterer Folge wurde bereits im Frühjahr eine eigene Web-Applikation erstellt. Über eine Eingabemaske konnten nun die Anfragen um PCR-Tests an das Departement für Prävention in einfacherer und strukturierterer Form weitergeleitet werden. Diese Webapplikation verfügt über eine Schnittstelle zur Landesdatenbank der Betreuten, wodurch eine Reihe von Informationen automatisch eingelesen werden können. 

Seit einigen Wochen kommen nun auch in Südtirol mehr und mehr die sog. Antigen-Schnelltests zum Einsatz. Aufgrund staatlicher Vorgaben müssen dem Südtiroler Sanitätsbetrieb von Seiten der Allgemeinmediziner auch jene Personen gemeldet werden, für die sie einen Antigen-Schnelltest durchgeführt haben. Dieser Meldefluss erfolgt ebenfalls über die genannte Web-Applikation, ersetzt aber nicht den Anfrageprozess für die PCR-Tests. Um diesen Anfrageprozess für die Hausärzte zu vereinfachen, wurde vergangene Woche auch eine weitere Automatisierung bei der Dateneingabe implementiert.

Nachdem es vor Kurzem eine Reihe von Beschwerden über lange Wartezeiten auf PRC-Test-Termine gegeben hatte, wurde der Sache nachgegangen und es stellte sich heraus, dass einige Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner die Anfragen um PCR-Testung nicht mehr über die eigentlich gängige Eingabemaske für PCR-Tests durchgeführt hatten, sondern nur noch den Meldefluss für Antigentest-Ergebnisse bedienten.

Die Informationen dieses Antigen-Meldeflusses wurden aber von Seiten der Covid-19-Überwachungseinheit naturgemäß mit geringerer Priorität bearbeitet, galt es doch bestimmten Personengruppen, wie beispielsweise die Bewohner der Altersheime, das Gesundheitspersonal oder jene Personen, die aus der Quarantäne zu entlassen waren, mit höchster Priorität zu testen. Auch Anfragen von Seiten der Allgemeinmediziner für PCR-Test, die über den gängigen Meldefluss ‘hereinkamen’, wurden mit hoher Dringlichkeit bedient.

Nach Bekanntwerden des Problems ist die Direktion des Sanitätsbetriebes sofort aktiv geworden. Es wurde unverzüglich ein Datenabgleich vorgenommen, um die PCR-Tests so schnell wie möglich zu planen. Weiters wurden noch am vergangenen Sonntag (02.11.2020) alle Allgemeinmediziner über das bestehende Problem informiert. Entscheidend ist aber, dass es zu keinem Datenverlust gekommen ist.”

 

Für Ulli Mair steht fest: “Die Schuld auf ein Computerprogramm abzuschieben, ist zu wenig. Es braucht personelle Konsequenzen, denn so etwas kann und darf es nicht geben.” Und Parteikollege Andreas Leiter Reber ergänzt: “Südtirols Patienten, aber auch die vielen professionellen und bemühten Pflegekräfte und Ärzte haben sich eine solch schlampige und unkoordinierte Verwaltungsspitze nicht verdient. Nach den Versäumnissen der Sanitätsspitze im Frühjahr bleibt nicht nur die Pandemie, sondern auch die interne Skandalwelle des Sanitätsbetriebs ungebrochen.”

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Maori Aotearoa Di., 03.11.2020 - 20:02

"Ein Ergebnis der Treffen dieser Arbeitsgruppe war, dass eine E-Mail-Adresse eingerichtet wurde, um den Hausärztinnen und Hausärzten einen funktionierenden Kanal für Anfragen für PCR-Tests zu ermöglichen". Mein Tipp: Schürft mal bei der Südtiroler Informatik AG nach.

Di., 03.11.2020 - 20:02 Permalink
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rotaderga Mi., 04.11.2020 - 07:43

Letzter Stammtisch der Rentner vor dem Lockdown:
Seimer froh dass koan südtiroler Politika an direktn Droht zu an Waschmaschienenfabrikant in China odr Rumänien hot, sunsch miaset das Lond logischerweise a Waschmaschienen kafn um die Holstiacher zu waschn.

Mi., 04.11.2020 - 07:43 Permalink
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Georg Holzer Mi., 04.11.2020 - 08:32

Die Schuld auf ein Computerprogramm abzuschieben ist zu wenig.... wurde nicht ein Computerprogramm für Südtirol sehr teuer angekauft, wo es ein kostenloses gut funktionierendes gegeben hätte (meinen Kenntnissen zufolge wird das in Trient verwendet und funktioniert)? Dann funktioniert wohl das Computerprogramm nicht und nicht die, die es angekauft haben? Die Verantwortlichen in der Sanität und Politik haben seit dem Frühjahr Zeit gehabt sich auf die jetztige Situation vorzubereiten und Apotheken, Hausärzte, Sprengel usw. miteinzubeziehen und vorab es auszuprobieren?

Mi., 04.11.2020 - 08:32 Permalink