Liebes Tagebuch,
gerade habe ich die Kinder in Schule und Kindergarten gebracht – mit Herzklopfen. Man weiß ja nicht, wie’s weitergeht (Sie, wenn sie diesen Text lesen, wahrscheinlich schon): Bleibt alles offen (unwahrscheinlich aber nicht ausgeschlossen) oder schließen die Bildungseinrichtungen (angekündigt, aber nicht bestätigt)? Früher, da mussten wir uns den Nervenkitzel künstlich beschaffen, mit Bungee Jumping oder Russisch Roulette, heute hält jeder Tag einen Adrenalinkick bereit: Hab ich ab morgen die Kinder bis keine Ahnung wann zuhause? Wird es meinen Arbeitsplatz in einem Monat noch geben? Bekomme ich ein Bett auf der Intensivstation oder nicht? Spannende Zeiten. Ich treffe die Nachbarin, sie schreit: „Fernunterricht konnsch vergessen! Des wert a Generation von Idioten ohne Sozialkompetenz!“ Der Frühling steckt ihr noch merkbar in den Knochen. Ich bin in dieser Hinsicht ja gänzlich unbedarft, weil das Kind damals noch nicht zur Schule ging. Was tun, um dieses Schicksal abzuwenden? Am besten die Kinder anderswo unterbringen, wo sie unter Menschen sind, was lernen, und wo offenbar keine Ansteckungsgefahr herrscht. Sie könnten leichte Fließbandarbeit erledigen etwa, in der Gärtnerei Blumenzwiebeln sortieren, im Büro ein bisschen computern und kurbeln damit nebenbei auch noch die Wirtschaft an. Oder aber wir schicken sie in die Skigebiete, die ja praktisch Corona-free sind. Dann sind sie an der frischen Luft, lernen ordentlich Skifahren und sind in zehn, fünfzehn Jahren unsere Ski-Asse. Können nicht rechnen, nicht lesen, aber sausen mit 150 km/h über die Streif und holen uns die Kristallkugel. Hach, das wäre doch was. Alles wird dann gut.