Italiens Regionen suchen im Kampf gegen die Covid-Pandemie nach geeigneten Mitteln, um ihre Bewohner von der Strasse zu holen. Die schwierigste Front zeigt sich in Neapel, wo nun das Heer für Disziplin sorgen soll. Premier Giuseppe Conte: "Lo stato deve dare un segnale." Aussenminister Di Maio: "La situazione è fuori controllo, bisogna agire come governo centrale." Erschwert wird die Lage einmal mehr durch politische Divergenzen: Kampaniens Präsident Vincenzo De Luca ist gegen den Einsatz des Militärs, Neapels Bürgermeister Luigi De Magistris dafür. Die Soldaten sollen nicht nur Menschenansammlungen verhindern und auflösen, sondern auch Notlazarette errichten, um die problematische Situation des Cardarelli-Krankenhauses zu lindern. Auf einen Lockdown will man vorerst verzichten, um gewaltbereiten Demonstranten keinen Vorwand zu bieten.
Für Emiliens Präsident Stefano Bonaccini gilt vor allem ein vordringliches Ziel: "Ci vuole una stretta al popolo dello spritz. L'attenzione che la stragrande maggioranza dei cittadini sta dimostrando non può essere vanificata dall'irresponabilità di una minoranza." Zur Erreichung seines Ziels hat sich der PD-Gouverneur mit zwei Lega-Kollegen verbündet: Venetiens und Friauls Präsidenten Luca Zaia und Massimiliano Fedriga. Eines ihrer wichtigsten Ziele: "Bloccare lo struscio in centro." Zaia will vor allem den furbetti den Kampf ansagen: "C'è necessità di dare delle regole a chi ancora queste regole non se l'è fatte entrare in testa. Se andiamo a peggiorare la situazione è perché qualcuno pensa di essere più furbo degli altri." Bonaccini pflichtet bei: "La responsabilità e l'attenzione che la stragrande maggioranza dei cittadini sta dimostrando non può essere vanificata dall'irresponsabilità di una minoranza." Wer auf öffentlichen Strassen keinen Mundschutz trägt, soll gestraft werden. Regierungschef Giuseppe Conte richtet eindringlichen einen Appell an die Bürgermeister: "Chiudete le piazze."
Um ihr Ziel zu erreichen, gilt am Wochenende eine Reihe von Verboten: Bars, Restaurants, lokale Märkte bleiben weitgehend geschlossen. Speisen und Getränke dürfen ab 15 Uhr nicht im Stehen eingenommen werden. Überall herrscht rigorose Maskenpflicht. Fedriga: "Non siamo finiti in zona arancione grazie alla riorganizzazione del sistema sanitario. Però basta sforare solo uno degli 21 parametri e si finisce direttamente in zona rossa. Non vogliamo vedere neanche una persona senza mascherina." Und um jedes Missverständnis auszuschliessen, veröffentlichten die drei Regionalpräsidenten am Donnerstag ein gemeinsame Warnung an die Spritz-Fans: "E vietata la consumazione di bevande all'aperto su area pubblica o aperta al pubblico."
Ein Grossaufgebot von Polizisten soll vor allem in den Stadtzentren dafür sorgen, dass die drei Gouverneure den Feldzug gegen den popolo degli spritz gewinnen. Findige Lokalbesitzer haben in Venedig bereits einen Weg gefunden, um die frühe abendliche Sperrstunde zu umgehen. Sie bieten den Aperitiv jetzt um 5 Uhr früh an – gesetzeskonform. In der Osteria storica Plip in Mestre befand sich unter den rund 60 Gästen, die sich im Morgengrauen an Spritz, Muscheln und Bitter labten, auch Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro.