Irgendwie scheinen manche während Krisen daran festzuhalten, dass es reicht, jemand mit „Eiern“ an der Spitze zu haben, der mal auf den Tisch haut. Danach sehnt sich auch der Schützenbund. Nach jemandem, der Potenz ausstrahlt und dem man dann auch bereit ist, weiterhin brav zu folgen. Aber bitte kein Römer, das wäre zu invasiv. Und um dies zu deponieren, wurden dem Landtag am Mittwoch symbolisch „Frei-Land-Eier“ überreicht.
Ich kann dieses ganze vorgehaltene Geschwafel von eingeschränkter Freiheit, Bürgerrechten, Identität usw. nicht mehr hören. Am Ende geht es doch wieder nur darum, die eigenen Interessen durchzusetzen. Wir haben eine weltweite Pandemie und müssen jetzt alle zusammenarbeiten. Diese Krise steckt noch in den Anfängen und weder Wissenschaftlerinnen noch Politikerinnen noch wir Bürgerinnen haben den Durchblick. Es ist sicher wichtig, Dinge kritisch zu hinterfragen. Wir alle sind unsicher, verwirrt und verärgert über gewisse Maßnahmen, die uns persönlich gefährden und einschränken. Zwischen diesen Unsicherheiten der Menschen wittern gewisse Leute dann ihre Chance, ein bisschen Macht zu demonstrieren und sich zu profilieren. Und wenn wir auf die Kritiker und Leugner der Corona-Maßnahmen schauen, dann sind es meist Männer an der Spitze, die mit ihren Parolen dem Volk die Augen vor den Schwindeleien und Unfähigkeiten der Politik öffnen wollen. Aber wir brauchen jetzt keine Männer auf Demos oder vor Landtagen, die glauben, so potent zu sein, dass sie anderen Männern oder Frauen in Führungspositionen vorwerfen können, nicht potent genug zu sein. Dieses Narrativ der befreienden männlichen Stärke ist auch nicht mehr als ein Narrativ. Krisen wurden und werden nicht bewältigt, weil jemand den Mut zwischen den Beinen hängen hat und damit prahlt, sondern weil Menschen sich solidarisch mit anderen zeigen und einfach tun, was getan werden muss, ohne sich damit zu profilieren. Und das sind zum Großteil die Frauen der Gesellschaft.
Also seien wir dankbar dafür, dass die ganzen Mütter, Großmütter, Erzieherinnen, Pflegerinnen, Krankenschwestern, Sozialassistentinnen, Verkäuferinnen, Frauen, die ihre kranken Verwandten pflegen usw. jeden Tag, ob mit oder ohne Pandemie, ihre „Eierstöcke“ in die Hand nehmen und unsere Gesellschaft am Leben halten.