Was in anderen politischen Formationen Parteitag heisst, trägt bei den 5 stelle die anspruchsvolle Bezeichnung "stati generali". Und was am Sonntag in Rom über die Bühne ging, lässt interessante Einblicke in das Innenleben der Bewegung zu.
Der Schauplatz war nebensächlich, jeder der Teilnehmer war aus dem Netz zugeschaltet.
Die Basis ist dabei ausgiebig zu Wort gekommen. 30 von den Mitgliedern ausgewählte 5-Sterne-Vertreter aus Parlament, Regionen und Gemeinden durften fünf Minuten lang ihre Vorstellungen über die Zukunft und den Zustand der Bewegung äussern. Darunter befanden sich neben den Vertretern der Parteiführung eine ganze Reihe unbekannter Gesichter aus der Provinz - alle aus ihren Wohnungen zugeschaltet.
Die Frauen schnitten dabei ungleich besser ab als die Männer. Sie waren spontaner, überzeugender, engagierter.
Die Frauen schnitten dabei ungleich besser ab als die Männer. Sie waren spontaner, überzeugender, engagierter. Aufschlussreich auch der Einblick in die Wohnungen, aus denen sie zugeschaltet waren. Für die Propaganda sorgten die Spitzenvertreter – allen voran der selbstgefällige Puritaner Alessandro Di Battista, der für eine Rückkehr der Bewegung in die Opposition plädierte und jene kritisierte, die sich "bei den Mächtigen angebiedert"
hätten: "C´è chi si è genuflesso al potere." Die fällige Konsequenz: ein Wechsel in die Opposition. Die Beschränkung auf zwei Legislaturen dürfe auf keinen Fall aufgehoben werden und müsse "im Statut festgeschrieben" werden.
Der Gründer der Fünf-Sterne-Bewegung Beppe Grillo war ebenso abwesend wie der Sohn des Mitbegründers Davide Casaleggio, der die für die Bewegung unverzichtbare, digitale piattaforma Rousseau als Faustpfand betrachtet und nicht aus der Hand geben will.
Die Suche nach einem Kompromiss läuft.
Premier Giuseppe Conte würdigte Beppe Grillo in seiner Grussbotschaft aus dem Chigi-Palast: "Grillo è la mente più giovane del Movimento. Ci sentiamo spesso per telefono."
Premier Conte würdigte Beppe Grillo in seiner Grussbotschaft aus dem Chigi-Palast: "Grillo è la mente più giovane del Movimento."
Kein Wort verlor man über das für die Bewegung gefährlichste Phänomen: die permanent steigende Zahl der Überläufer. Der vorerst letzte war vor wenigen Tagen der sardische Senator Giovanni Marilotti, der in die gemischte Fraktion abwanderte. Die ständig wachsende Zahl der Überläufer aus dem M5S ist damit auf 42 gestiegen – 26 aus der Kammer, 16 aus dem Senat. Eine Ende des Exodus ist nicht in Sicht. Damit hat Premier Conte im Senat seine Mehrheit praktisch eingebüsst. Mit dem Wechsel vermeiden die Überläufer die von der Bewegung vorgeschriebenen Beitragsanzahlungen und können ihr Montasgehalt von 13.000 Euro für sich behalten.
Alle wesentlichen Zukunftsfragen blieben ohne konkrete Antworten. Auch die fatale Niederlage des M5S bei den jüngsten Regionalwahlen war keine Erwähnung wert.
Der stets gestresst wirkende, schlohweisse Interims-Vorsitzende Vito Crimi, der erst 48 ist, aber wie 70 aussieht, vertröstet das Fussvolk: "La sintesi di questi lavori sarà sottposta al voto degli iscritti."