Kultur | Salto Afternoon

Meran geht baden?

Der Fotograf Damian Lukas Pertoll wünscht sich für die Kurstadt Meran einen Badesee. Die verführerische Idee ist nicht neu. Ein Badeplausch im November.
Seebild
Foto: Damian Lukas Pertoll

salto.bz: Ein Badesee für Meran. Wie ist Ihnen diese Idee zugefallen? Zugegeben, so neu ist die Idee nicht...

Damian Lukas Pertoll: Alles begann mit einem Fotoauftrag der Gemeinde Meran, auf deren Liste auch der Poloplatz im Pferderennplatz Meran vermerkt war. Mein erster Gedanke war gleichzeitig eine Frage: Poloplatz? Ich konnte es nicht recht glauben aber tatsächlich gibt es in Meran seit wenigen Jahren einen Poloplatz. Weder ich noch andere Menschen in meinem Bekanntenkreis wussten davon. So sah ich mir den Poloplatz an, traf den custode, der dort ganz allein mit ein paar Sonnenliegen saß und ziemlich frustriert dreinschaute.


Warum?

Die Sonnenschirme zu den Sonnenliegen hatte er sich selbst mitgebracht. Das war dann auch schon alles. Auch wenn der Poloplatz schön anzusehen ist, kann man ohne Infrastruktur nicht viel damit anfangen. Der custode erzählte mir, dass auf diesem Platz sehr selten jemand vorbeikomme und ich merkte, wie ihn seine Arbeit langweilte. Nach dieser ersten Begegnung mit dem Poloplatz keimte die Idee vom Badesee. 

Ich finde der Pferderennplatz sollte in seiner Struktur und Funktion erhalten bleiben, aber er sollte multifunktional genutzt werden.

Wegen der Sonnenliegen?

Kann sein. Ich fragte jedenfalls in meinem Freundes- und Bekanntenkreis in dieser Angelegenheit nach und schon bald kristallisierte sich eine Gruppe heraus, die großes Interesse an meiner Projektidee zeigte. Wir gingen an die Planung einer Performance, um damit die Aufmerksamkeit und das Interesse der Meraner Bürgerinnen und Bürger für einen Badesee zu wecken. 


Warum ein Badesee?

Ich hab schon immer die Österreicher und Österreicherinnen für ihre Baggerseen beneidet und weshalb sollte nicht Meran auch so etwas haben können – einen Badesee wo man mit dem Rad hinfahren kann, um auch mal schnell am Abend nach der Arbeit einen tuffo zu machen?

 

Die Politik in Meran geht momentan ebenfalls baden. Hatte Eure Performance im September gar etwas Prophetisches?

Wir sind eine Gruppe die sich dieses Projekt zu Herzen genommen hat, aber ich hatte bereits als Jugendlicher immer den Eindruck, dass der Pferderennplatz ein nur einseitig genutztes Areal darstellt, damals aber mehr in Bezug auf größere Konzerte und Festivals – Träume eines Jugendlichen halt.. 

...ohne Geträume bliebe Stillstand…

Übrigens bin ich sicher nicht der einzige und erste Träumer der an einer gestalterischen Neunutzung des Pferderennplatzes denkt; seit wir angefangen haben daran zu arbeiten, höre ich von allen Seiten immer wieder sehr interessante Ideen. Stefan Götsch – Chefingenieur vom Bauamt der Gemeinde Meran – hatte schon vor etwa 7 Jahren die Idee für einen Baggersee. Das Konzept wurde von den Architekten Menz und Gritsch geplant, wurde allerdings nicht weiter beachtet. Vor 14 Jahren fertigten Manfred Ebner und sein Sohn Arno sogar eine Studie für eine Open-Air-Arena. Leider bestand kein Interesse. 

Ich finde dass die Badeteich-Idee nicht als Wahlkampfthema missbraucht werden sollte.

Weshalb würde ein Badeteich eher nach Meran passen, als ein Pferderennplatz?

Ich finde der Pferderennplatz sollte in seiner Struktur und Funktion erhalten bleiben, aber er sollte multifunktional genutzt werden. Dazu braucht es natürlich Kompromisse und weniger Schwarz-Weiß-Denken. Ich bin der Meinung, dass ein Badesee gut zu Meran passt, es würde den Bewohnerinnen und Bewohnern gut tun, so wie die Passerzugänge. Die sind ein Segen! Es braucht aber mehr davon!
Im vergangenen Sommer sah ich Jugendliche, die in der Gilf von den Felsen in die Passer sprangen, die hatten richtig Spaß daran, bis die Ortspolizei kam…

 

Ein funktionierender Badesee könnte die Therme Meran und das Lido ins Abseits drängen...

Der Badesee wäre keine Konkurrenz zum Lido oder zur Therme. Es wäre einfach was ganz anderes, etwas Neues. Etwas für alle!

Ein Naturteichprojekt wäre auch für die Politik ein idealer Platz, um sich nach hitzigen politischen Auseinandersetzungen abzukühlen – um im wahrsten Sinne des Wortes baden zu gehen. Glauben Sie die Badeteich-Idee könnte schon bald Wahlkampfthema werden?

Ich finde dass die Badeteich-Idee nicht als Wahlkampfthema missbraucht werden sollte. Zu oft wurden große Versprechungen gemacht, die dann irgendwo versandet sind, aber das scheint in der Politik ja normal zu sein.
 

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Thomas Kobler Mi., 18.11.2020 - 17:00

Grande Damian!! We need a Baggersee now!

Aber auch diese Idee wird wohl ähnlich wie jene des ersten frei zugänglichen Beachvolleyballplatzes (www.meranobeach.it) ein Traum bleiben. Die Lobbys in unserer Stadt wollen keine jugendliche und dynamische Stadt, sie wollen weiterhin ihr bundesdeutsches Altersheim betreiben und so viel Moneten generieren, bis sie ihnen aus sämtlichen Öffnungen herausquillen.

Mi., 18.11.2020 - 17:00 Permalink
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Georg T. So., 22.11.2020 - 10:42

Tolle Idee. Noch toller fände ich einen Stadtpark um den Badesee herum, ohne Mauern, vielleicht ließe sich dieser mit dem Rennplatz sogar vereinbaren?

So., 22.11.2020 - 10:42 Permalink