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Gesellschaft | Lockdown-Tagebuch

Tag 10: Danke

Es gäbe viele kleine, meist egoistische Gründe, nicht zum Massentest zu gehen. Und doch: Das oft strapazierte „Zommholten“, es gilt. Das ist schön.

Liebes Tagebuch,

heute wird mal nicht genörgelt (nächstes Mal wieder). Heute will ich mal Danke sagen. Nicht nur jenen, die ganz selbstverständlich dieser Tag am Massentest teilnehmen, sondern besonders denen, die dafür über ihren Schatten springen. Die keinen Sinn drin sehen, und trotzdem hingehen. Die sich dran stören, dass der Arbeitgeber es von ihnen verlangt, und trotzdem hingehen. Die sagen: „Und wer gib mir hundert Euro?“, und trotzdem hingehen. Die Covid-19 für eine halb so wilde Grippe halten, und trotzdem hingehen. Die seit Tagen Alpträume von einem überdimensionalen Wattestäbchen hingehen, und trotzdem hingehen. Die, die fürchten, positiv zu sein, und trotzdem hingehen. Die, die Angst vor der Quarantäne haben, und trotzdem hingehen. Die, die sagen: „Wer geht mir einkaufen, wenn ich zuhause bleiben muss?“, und trotzdem hingehen. Die, die vor einer Woche noch lautstark verkündet haben: „I geah sicher net hin!“, und trotzdem hingehen. Die, die einen Groll auf „die da oben“ haben, und trotzdem hingehen. Es gäbe viele kleine, meist egoistische Gründe, nicht hinzugehen. Und doch scheint, wenn man dem morgendlichen Ansturm auf die Teststationen trauen darf, ein Beweggrund stärker zu sein: Das oft strapazierte „Zommholten“, es gilt. Das ist schön. Und es macht mich stolz auf euch alle. Alles wird zusammen gut.