Gesellschaft | Menschenrechte

Die vergessene Generation

Eine Gruppe von Student*innen des ersten Jahres an der Fakultät für Bildungswissenschaften über den Hilferuf der Oberschüler*innen und die dringend nötigen Maßnahmen.
covid
Foto: upi
Hört bitte den Oberschülern*innen zu. Sie versuchen uns schon monatelang etwas zu sagen und werden kaum gehört. Vielen von ihnen geht es nicht gut. Ich nehme ihre Beiträge mittlerweile verstärkt als HILFERUF wahr. Bezieht sie bitte in eure Entscheidungen mit ein und nehmt sie ernst. Das was sie in unserer Gesellschaft einbringen, können wir nicht mit Zahlen berechnen. Wer hinschaut, hinhört und beobachtet, weiß dass ihre Beiträge für die Gesellschaft unerlässlich sind. Sie sind unserer Zukunftsträger. Sie lernen in der Schule theoretische Grundlagen von Demokratie. Lassen wir sie Demokratie nicht praktisch erfahren und lernen ist das wohl umsonst. Sie verlangen nicht einfach Öffnung, sie weisen auf sehr wichtige Punkte hin und machen Vorschläge. Es macht mich sehr betroffen, dass sie momentan nicht gehört und nicht gesehen werden. Sie haben ein Recht auf Zugehörigkeit in der Gesellschaft und müssen das auch spüren können."
„Die Einsamkeit und die fehlende Wertschätzung machen ihnen schwer zu schaffen. Dieser Einschnitt in die Jugend, die eigentlich unbeschwert sein sollte, bevor der Ernst des Lebens kommt, prägt einen langfristig. Die Situation belastet einen jungen Menschen nicht nur schulisch, sondern auch psychisch und sozial. Was aber immer vergessen wird ist die Zeit nach dem Lockdown. Der besonders schwierige Part beginnt jetzt. Nach den Wochen langem allein sein, wieder in die Gesellschaft zurückzukommen und erneut in den sozialen Kontakt zu treten ist die Aufgabe aller und sollte deshalb mehr Unterstützung erfahren.
Zu Zeiten Coronas hat man sich vordergründig auf die Grund- und Mittelschüler fokussiert und was ist dabei mit unseren Oberschülern?
Wir als herangehende pädagogische Fachkräfte machen uns Sorgen um das psychische Wohlergehen unserer Jugend. Grund- und Mittelschüler durften wieder in den Präsenzunterricht zurück, aber die Oberschüler wurden „vergessen“. Gerade für die Jugendlichen ist es wichtig soziale Kontakte zu pflegen, da insbesondere der enge Kontakt mit Gleichaltrigen, den sog. Peers, fördernd für einen gesunden Lern- und Entwicklungsprozess ist. Entscheidungsträger dürfen ihren Fokus dabei nicht nur auf Grund- und Mittelschüler legen, sondern auch die Oberstufe miteinbeziehen und Wert legen auf ihre Meinung und ihr Wohlergehen. Diese haben schließlich auch das Recht auf eine Unterrichtsform in Präsenz und auf den Austausch mit anderen. Das psychische Wohlergehen der Jugendlichen darf nicht gefährdet bzw. in den Hintergrund gestellt werden.
 
 
 
Wir Studenten des ersten Jahres an der Fakultät für Bildungswissenschaften würden uns wünschen, dass der soziale Kontakt gefördert wird. Sowohl für die Schüler, als auch für die Lehrer. Körperliche Gesundheit wird momentan in den Vordergrund gestellt und somit wird die Psyche vernachlässigt. Wichtig ist es, Gleichgewicht zu schaffen. Möglichkeiten sollte man deshalb für den sozialen Kontakt bieten um vor allem auch den Personen zu helfen, die sich alleine fühlen. Wir sitzen alle im selben Boot und deswegen müssen wir uns gegenseitig unterstützen.
 

Die Folgen

 
Zum heutigen Tag der Menschenrechte möchten wir darauf aufmerksam machen, dass jeder das Recht auf Bildung hat.
Ebenso gilt das Recht auf Versammlung (Kinderrechte) und somit sollte jedem gewährleistet werden, mit anderen in Kontakt zu treten (in die Schule zu gehen, Vereinstreffen, sportliche Aktivitäten...).
Folgen vom Lockdown:
 
  • Menschen haben sich gewöhnt, soziale Kontakte zu vermeiden.
  • Menschen haben Schwierigkeiten im sozialen Umgang.
  • Menschen verlieren an Empathie.
  • Menschen haben Bildungslücken.
  • Menschen fühlen sich alleine gelassen.
  • Menschen stehen unter großem Druck, da sie die ganze Woche online und erreichbar sein müssen.
  • Menschen mit besonderen Bedürfnissen bleiben noch mehr auf der Strecke.
 
Lasst uns zurück in die reale Welt kehren und uns in "live" begegnen!
 

Jeder Tag ist gleich

 
Als ehemalige Schüler und zukünftige pädagogische Fachkräfte oder Lehrkräfte möchte wir für die Oberschüler eintreten damit sie nicht vergessen werden.
Probleme unserer Meinung nach sind:
 
  • Mangelnde Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler und zwischen Lehrern untereinander
  • Mangelnde Motivation
  • Vereinsamung
  • Mangelndes Verständnis und Respekt
  • Inhalte werden aufgenommen aber nicht verstanden und gehen schnell wieder verloren, fehlende Erklärungen von den Lehrpersonen
  • Man ist auf sich alleine gestellt, gemeinsames Lernen ist nur schwer möglich
  • Jeder Tag ist gleich, Sinnlosigkeit

 

  • Privates und schulisches wird nicht mehr getrennt, alles in denselben Räumlichkeiten
  • Druck und Unsicherheit: ständig ändernde Gesetze
  • Keinen geregelten Tagesablauf; ständige Erreichbarkeit
  • Soziale Kontakte und sportliche Aktivitäten sind stark eingeschränkt, sodass kein Ausgleich zum Lernen stattfinden kann.
  • Zu radikale Übergänge vom normalen Leben in den Lockdown und vom Lockdown in das normale Leben. Für die Psyche stark belastend.
  • Technische Probleme: fehlende Ausstattung, fehlende Kenntnisse und Hilfestellungen.
  • Schüler mit Beeinträchtigung, Schwächen oder Psychischen Problemen sind vernachlässigt worden.
  • Erste Klassen der Grund, Mittel-und Oberschulen hatten wenig Chancen neue Kontakte zu knüpfen.
  • Überforderung von Eltern
  • Bildungslücken

Oberschüler sind unsere Zukunft

Unsere Wünsche:
 
  • Mehr Mitspracherecht der Schüler
  • Mehr Einsatz und Flexibilität von Seiten der Lehrer
  • Genaue und rechtzeitige Vorgaben von der Regierung
  • Keine Differenzierung zwischen Schulstufen und Schüler: alle Schulen dürfen aufmachen nicht nur Grund-und Mittelschulen
 

Öffnung der Schulen

 
Corona betrifft uns alle und hat schwerwiegende Folgen. Ein Erster Schritt in eine positive Richtung war die Wiedereröffnung der Grund- und Mittelschulen. Jedoch werden Oberschüler und Universitätstudenten weiter vernachlässigt. Die schulischen Leistungen, die ausschlaggebend für den Lebenslauf sind, werden nicht dementsprechend gefördert.
Sozial und psychisch hat Corona bei allen eingeschlagen. Für eine gesunde Lebensform ist der Kontakt mit anderen Menschen ausschlaggebend und soll in den Vordergrund gestellt werden. Jugendgruppen sollten wieder in Kontakt kommen dürfen und Ober- sowie Unistudenten sollten wieder zu einer angemessenen Bildung gelangen.
Wir Studenten der Freien Universität Bozen haben heute über die Thematik des Coronavirus/ Lockdowns gesprochen & uns dazu einige Gedanken gemacht. Unser Anliegen ist es, dass Oberschüler*innen gehört werden & die Oberschulen geöffnet werden. Ohne soziale Kontakte gehen wichtige soziale & psychische Aspekte verloren. Das psychische & soziale Wohlbefinden der Schüler wird stark belastet & verändert sich stark, die Einsamkeit & Isoliertheit macht ihnen zu schaffen & dadurch können sich verschiedenen psychischen Krankheiten entwickeln. Die Zukunft wird die Folgen der Jugend unserer Gesellschaft spüren. Gewisse Menschenrechte, wie das Recht auf Bildung & Freiheit, werden durch derartige Einschränkungen verletzt & gravierende Folgen für unsere Zukunft mitbringen. Für uns ist es nicht nachvollziehbar warum der Wirtschaft im Moment eine wichtigere Rolle zugeschrieben wird, während die Bildung, welche mindestens genauso wichtig ist, immer noch vernachlässigt wird. Durch die Einsamkeit ist es für viele Jugendliche schwierig wieder in den Alltag & in die Gemeinschaft zu finden.
 
Für uns ist es nicht nachvollziehbar warum der Wirtschaft im Moment eine wichtigere Rolle zugeschrieben wird, während die Bildung, welche mindestens genauso wichtig ist, immer noch vernachlässigt wird.
Die Identitätsbildung und das Finden eines Platzes in der Gesellschaft gehört zu den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen. Zu Zeiten Coronas hat man sich vordergründig auf die Grund- und Mittelschüler fokussiert und was ist dabei mit unseren Oberschülern? Man ist davon ausgegangen, dass diese zunächst an zweiter Stelle kommen, weil sie unabhängiger arbeiten und lernen können. Da sind wir uns auch alle bewusst, dass Jugendliche autonomer sind, doch merkt niemand, dass auch sie Hilfe brauchen? Ist ihr Hilferuf nicht laut genug? DEN OBERSCHÜLERN GEHT ES NICHT GUT! Sie nehmen nicht nur eine erschreckende Entwicklungslücke mit in die Zukunft, sondern zeigen auch, dass es ihnen emotional, seelisch und psychisch nicht gut.
Die Theorie zeigt, dass sich das menschliche Wesen extrem schnell anpasst, was überlebensnotwendig ist. Was allerdings unsere Entscheidungsträger nicht bedenken, indem sie die Oberschüler „vergessen“, ist, dass sie dazu aufgefordert werden allein zu selbstständig zu leben. Ihnen wird nichts anderes übriggelassen als zu lernen, isoliert aufzuwachsen und auch glücklich zu werden. Die klaren Folgen, die aufgrund dieser Entscheidungen eintreten werden, sind sicherlich u.a. Einsamkeit und Egoismus. Wir als pädagogische Fachkräfte machen uns deshalb Sorgen. Der Mensch ist ein soziales Wesen, welches in einer Gesellschaft lebt, wo die soziale Interaktion fundamental ist. Die stellt die Basis zur gesunden Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Die Jugendlichen dürfen nicht auf sich selbst gestellt werden. Sie vermissen auch den sozialen Kontakt und leiden darunter. NIEMAND DARF UNSERE JUGEND VERGESSEN! 
 
 
Ich habe noch einen Gedanken, den ich zu den anderen genannten Beiträge auf Teams hinzufügen möchte. Ich habe 2019 maturiert und wenn ich daran denke, dass dieses Schuljahr so verlaufen wäre, wie es den Schülern im heurigen Jahr ergeht, würde es sich für mich anfühlen, als ob eines der wichtigsten Jahre aus meinem Lebenslauf geschnitten worden wäre. Die Oberschulzeit, vor allem die letzten Jahre prägen junge Erwachsene in ihrem Denken und Handeln. Ich sehe es deshalb wie meine Mitstudierenden als sehr kritisch, was die Zukunft für diese Generation mit sich bringt.
Mir machen auch die Folgen von dieser Isolierung der Oberschüler sorgen. Mir fällt auf dass wenn man so lange alleine war, es jetzt schwer fällt wieder in Kontakt mit anderen Menschen zu treten.