Gesellschaft | Sanität

„Extrem negative Beurteilung“

Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli nimmt zum Salto-Bericht "Die 2-Tages-Quarantäne" Stellung. Sein Amt habe alles richtig gemacht.
Pierpaolo Bertoli
Foto: ASP/Fabio Brucculeri
Der Saniitätsbetreib hat der salto-Redaktion folgende Stellungnahme zukommen lassen, die wir gerne veröffentlichen:
 
Sehr geehrter Herr Franceschini,
 
in Ihrem Salto-Artikel „Die 2-Tages-Quarantäne“ vom 07.01.2021 berichten sie von einem Hausarzt, der – in der Folge seiner eigenen Erfahrung nach einem positiven Testergebnis - von einem „unterirdisch organisierten Dienst“ der epidemiologischen Überwachung spricht. Dazu muss gesagt werden, dass hier Dinge einseitig und verkürzt dargestellt werden, offensichtlich mit dem Ziel, beim Leser/der Leserin einen negativen Eindruck zu erwecken.
So wird ein zentrales Detail nicht genannt, obwohl der Hausarzt davon mehr als Kenntnis haben müsste. Nach seinem positiven Antigentest am 29.11.2020 wurde für den Hausarzt sofort und standardmäßig, wie vorgesehen, die Isolationszeit vom 29.11.-08.12.2020 verfügt. Diese Verfügung wird, aus Zeitgründen, per E-Mail mitgeteilt. Die „2-Tages-Quarantäne“, von der er spricht, betraf nur die Verlängerung.
Hier werden Dinge einseitig und verkürzt dargestellt, offensichtlich mit dem Ziel, beim Leser/der Leserin einen negativen Eindruck zu erwecken.
Auch der PCR-Test am 08.12.2020, der die Isolationszeit beenden hätte sollen, ist wiederum positiv ausgefallen, weshalb die Isolationszeit noch einmal verlängert werden musste. Schlussendlich konnte der Hausarzt am 18.12.2020 die Isolationszeit beenden.
In diesem Zusammenhang ist auch zu betonen, dass vom Dienst stets versucht wird, die Isolationszeit möglichst kurz zu halten, weshalb auch Verlängerungen von manchmal nur wenigen Tagen getroffen werden. Auch werden die Mitteilungen an Handy-Nummern bzw. E-Mailadressen versendet, die im Normalfall vom Bürger/der Bürgerin selbst angegeben worden sind.
Durch den Titel „Die 2-Tages-Quarantäne“ und den Zuschnitt des Artikels wird ein komplexer Ablauf, der verschiedene Phasen durchlaufen hat und der auch in einigen Punkten durch Anfragen und Maßnahmen der betroffenen Person selbst beeinflusst worden ist, insgesamt in ein schlechtes Licht gerückt. Niemand bestreitet, dass es Verbesserungsmöglichkeiten gibt, auch Missverständnisse kommen leider vor; trotzdem ist die wiederholt extrem negative Beurteilung dieses Dienstes, wie sie in Salto schon fast üblich geworden ist, nicht gerechtfertigt.
 
Der geschäftsführende Sanitätsdirektor
Dr. Pierpaolo Bertoli
 

 

 
Sehr geehrter Herr Dr. Bertoli,
 
ich nehme Ihre Kritik zur Kenntnis, erlauben Sie mir aber ein paar Überlegungen zu Ihrer Stellungnahme.
Der Betreff des Einschreibebriefes lautet „Zeitraum der Quarantäne“. Das Wort „Verlängerung“ kommt im dem dreiseitigen Schreiben nicht einmal vor. Dazu aber kommt der eigentliche Kern meiner Kritik, den Sie gekonnt umschiffen. Wie Sie schreiben, war der Hausarzt vom 29.11. bis zum 18.12. 2020 in Quarantäne. Er hat bis heute für diese 21-tägige Quarantäne aber keine amtliche Bestätigung per Einschreibebrief bekommen. Was vom Gesetz vorgesehen ist. Außer jenem Einschreibebrief über die zwei Tage Quarantäne vom 9. und 10. Dezember. Ist auch das normal? Oder war oder ist das ein Fehler des Amtes?
 
 
Alle anderen dargelegten Punkte kann Salto.bz anhand von vorliegenden Dokumenten jederzeit beweisen.
Es stimmt, dass der Unterfertigte mehrmals sehr kritisch über die Arbeit der epidemiologischen Überwachungseinheit berichtet hat. Aber auch diese Berichterstattung hat einen einfachen Hintergrund, der Ihnen bekannt sein dürfte. Der Öffentlichkeit weniger.
Es ist für mich absolut verständlich, dass der Dienst völlig überlastet ist, denn niemand konnte vor 10 Monaten ahnen, dass auf die Bediensteten diese Herkulesaufgabe zukommen würde. Es wäre deshalb völlig ungerechtfertigt, dem Personal einen Vorwurf zu machen.
Völlig anders verhält es sich aber mit der Führung und der Sanitätsspitze. Wie Sie als geschäftsführender Sanitätsdirektor sicherlich wissen, hat Landeshauptmann Arno Kompatscher persönlich bereits im Frühsommer eine Aufstockung des Personals dieses Dienstes für die Kontaktverfolgung und Quarantänemaßnahmen in Aussicht gestellt. Der Vorschlag war eine zeitlich begrenzte Abordnung von Landespersonal zur Mithilfe in diesem Dienst. Der Generaldirektor der Landesverwaltung Alexander Steiner hat daraufhin eine Liste von 100 Beamtinnen und Beamten zusammengestellt, die der Sanität zur Verfügung gestellt werden sollten. Zudem wurde auch ein Amtsdirektor in Aussicht gestellt, der das Team koordinieren soll.
Dieser Vorschlag wurde – nach meinen Informationen – von den zuständigen Stellen in der Sanität abgelehnt. Von den 100 Personen wurden am Ende genau 5 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernommen.
Aus diesem Grund halte ich auch weiterhin meine Kritik am Sanitätsbetrieb für gerechtfertigt und angemessen.
 
Christoph Franceschini
 
 
 
Bild
Profil für Benutzer S. Bernhard
S. Bernhard Mo., 11.01.2021 - 17:18

Der Sanitätsbetrieb ist nun Mal überfordert, da nützen auch die Beschönigungsversuche der zig Direktoren und Vizedirektoren nichts. Vielleicht wäre es besser etwas mehr in arbeitendes Personal zu investieren.

Mo., 11.01.2021 - 17:18 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Johann Georg Bernhart
Johann Georg B… Mo., 11.01.2021 - 17:31

Wenn Briefe mit einigen Monaten Verspätung noch abgeschickt werden, dann darf man es nicht Überforderung nennen , es nützt nicht alles schön zureden, LR Widmann und Zerzer haben versagt, nur wollen sie es nicht wahrhaben.
Wie lange wollt ihr die Bevölkerung noch einsperren ,wir wollen arbeiten.

Mo., 11.01.2021 - 17:31 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Elisabeth Hammer
Elisabeth Hammer Mo., 11.01.2021 - 17:41

"Sein Amt habe alles richtig gemacht." .... Worum geht es eigentlich? Formal alles richtig zu machen oder die Patienten möglichst gut und kundenfreundlich zu versorgen? Der Sanitätsdienst sollte sich vielleicht genauer mit der Bedeutung des Wortes "Dienst" auseinander setzen. Als Steuerzahler sind wir eigentlich Kunden und nicht Bittsteller. Die fehlende Fehlerkultur im Lande wird langsam unerträglich, bei der Impfquote ist Südtirol italienweit Schlusslicht. In Rom wird bereits diskutiert, die nächsten Dosen vorrangig an jene Regionen zu liefern, die eine hohe Impfquote haben. Beweist doch endlich mit konkreten Zahlen, wie gut alles klappt.

Mo., 11.01.2021 - 17:41 Permalink
Bild
Salto User
Günther Alois … Di., 12.01.2021 - 10:44

Herr Bertoli,bleiben sie bei den Fakten und lassen die erbärmlichen nicht gerechtfertigten Wortklaubereien und Spitzfindigkeiten in ihrer Rechtfertigung weg. Es nütz ihnen nichts,im Gegenteil,sie verlieren Respekt,für das was sie sicherlich auch gut gemacht haben!

Di., 12.01.2021 - 10:44 Permalink