Chronik | Fall Neumair

Die Hilfe des Ingenieurs

Es war der technische Leiter der Eisackwerke, Paolo Pinamonti, der die Idee hatte, Südtirols Kraftwerke abzuschalten. So gab die Etsch die Leiche von Laura Perselli frei.
Wasserkraftwerk
Foto: Othmar Seehauser
Paolo Pinamonti ist kein Mensch, der das Rampenlicht sucht. „Das war keine geniale Idee“, wiegelt er ab, „sondern eine ganz normale technische Überlegung, die zu meiner Arbeit gehört“.
Dass das so nicht ganz stimmt, zeigen die Fakten. Denn Paolo Pinamonti ist der Mann, der anscheinend als Einziger in Südtirol jene Idee hatte, die es den freiwilligen Helfern der Feuerwehr und der Wasserrettung ermöglicht hat, die Leiche der Bozner Lehrerin Laura Perselli, in der Etsch bei St. Florian zu lokalisieren und zu bergen. Vorausgegangen war eine generalstabsmäßig geplante Abschaltung von rund einem Dutzend Südtiroler Kraftwerken. Was zur Folge hatte, dass sich der Wasserspiegel der Etsch um fast einem halben Meter absenkte. So konnte der traurige Fund gemacht werden.
Der 63jährige Bozner Ingenieur hat sein berufliches Leben in Bereich der Wasserkraft verbracht. Paolo Pinamonti war Jahrzehntelang für den Energiekoloss Edison tätig und ging dann mit den meisten von ihm betreuten Kraftwerken zur SEL-Edison-Tochter „Hydros GmbH“ über. Vor über zehn Jahren wechselte Pinamonti in die Privatwirtschaft. Er wurde technischer Leiter der „Eisackwerk GmbH“. Die Eisackwerke, der beiden Bozner Unternehmer Hellmut Frasnelli und Karl Pichler, betreiben zwei Kraftwerke in Südtirol: Ein Kraftwerk in Mühlbach und das Kraftwerk St. Anton im Bozen. Seit kurzem ist Pinamonti auch Präsident des Interessensverbandes der italienischen Stromerzeuger Assoelettrica.
 
 
Ausgehend vom Bozner Kraftwerk St. Anton, das sich aus der Talfer speist, legte Paolo Pinamonti am vergangenen Dienstag dem Duo Frasnelli/Pichler eine Überlegung vor: Wenn man die gesamten Südtiroler Laufkraftwerke für ein paar Stunden außer Betrieb setzt, wird das Wasser in den zu den Kraftwerken gehörenden Stauseen gesammelt. So fließt bei weitem nicht so viel Wasser in die Etsch, wie bisher. Die Absenkung des Wasserspiegels sollte bei der bis dahin vergeblichen Suche der Leichen von Peter Neumair und Laura Perselli von entscheidendem Vorteil sein. „Man hat Ähnliches im kleineren Rahmen etwa im Trentino schon gemacht“, sagt Paolo Pinamonti.
Der Plan leuchtet den beiden privaten Energieunternehmern nicht nur ein, sie unterstützten die Idee auch sofort. Noch am vergangenen Dienstagabend verständigten sie einen hohen Carabinierioffizier, um ihre Überlegungen vorzutragen. Paolo Pinamonti erläuterte die Details. Die Abschaltung sollte am Wochenende erfolgen. Weil an diesen Tagen der Stromverbrauch zurückgeht, sinkt auch der Preis auf dem Strommarkt. Deshalb fahren die Stromerzeuger traditionell ihre Produktion am Wochenende herunter. Demnach schlägt eine mehrstündige Abschaltung der Kraftwerker auch finanziell weit weniger zu Buche. Zudem legte Pinamonti auch einen Zeitplan zur Abschaltung vor. Denn die Kraftwerke mussten gestaffelt abgeschaltet werden. Das heißt jene, die am weitesten weg sind, als erstes.
Sowohl die Ermittler als auch die Bozner Staatsanwaltschaft waren von der Idee angetan und man beschloss, sie umzusetzen. Nach einem Erstkontakt zur „Alperia“ war klar, dass die Landesenergiegesellschaft mitmachen wird. Alperia hat derzeit einige der Kraftwerke wegen Wartungsarbeiten stillgelegt, erklärte sich aber umgehend bereit, alle anderen Kraftwerke nach einem genauen Zeitplan am Wochenende für mehrere Stunden abzuschalten. So begann die Aktion im Ahrntal und am Reschen bereits am Freitagabend und setzte sich am Samstagmorgen über Laas, Naturns, dem Ultental, Percha, Brixen und Bozen bis ins Unterland fort.
Am Samstagvormittag fanden zwei Feuerwehrleute dann die Leiche von Laura Perselli in eineinhalb Meter tiefem Wasser.
Dass dafür die Initiative eines privaten Stromerzeugers ausschlaggebend war, sollte nicht bekannt werden.
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ceteris paribus Mo., 08.02.2021 - 08:20

Sie meinen sicher Franceschini.

In der Sache gebe ich Ihnen recht. Am Anfang war eine Idee, alle Beteiligten haben konstruktiv mitgearbeitet und ein wichtiges Problem lösen können.

In der Tat dürfte ein Bericht auch mal positiv sein.

Mo., 08.02.2021 - 08:20 Permalink
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Günther Mayr Mo., 08.02.2021 - 10:30

Ohne das Gemeinschaftswerk, wie in diesem Fall Vorraussetzung, ginge sowieso nichts: Hier ist das Zusammenwirken entscheidend!
Kompliment den Beteiligten.
Vermissten-Suchende wissen was Sache ist.
ohne trara!

Wer die Lorbeeren aufmarendet, ist eigentlich wurscht.

Daß man hier den Ingenieur aufstellt, um in dessen selbst-fabrizierten Abstrahl sich zu sonnen, spricht für sich!

Mo., 08.02.2021 - 10:30 Permalink
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Elisa misanthrop Mo., 08.02.2021 - 10:53

Ich denke dem Autor geht es hier einfach um eine positive Berichterstattung für das "Team Frasnelli/Pichler". Wer das Buch SELfservice gelesen hat, versteht auch woher dieser Zwiespalt zwischen Südtiroler Verwaltung und den beiden Kraftwerksbetreibern herrührt und wie man versuchte sie zu diffamieren. Dass man jetzt zur Lösung eines die Südtiroler Öffentlichkeit beherrschenden Kriminalfalls beiträgt wird die Position der beiden zweifelsfrei untermauern.

Mo., 08.02.2021 - 10:53 Permalink