Umwelt | Ökologie

Eine neue Kompost-Kultur

Seit einem knappen Jahr verfolgt Rudi Windegger mit seiner Kompostanlage in Andrian das Ziel, nachhaltigen und biologischen Dünger herzustellen. Wie es dazu kam.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Rudi Windegger
Foto: Bioland Südtirol

Als Rudi Windegger im März des vergangenen Jahres den Lehrgang zum Bodenpraktiker besuchte, stand für ihn fest: Es braucht mehr Kompost. Das dritte Modul des Kurses hatte ihm gezeigt, welchen Nutzen Kompost für den Boden haben kann und wie damit eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft gefördert werden kann.

Doch was ist Kompost überhaupt? Kurz gesagt, handelt es sich bei Kompost um pflanzliches Material, dass durch Bodenorganismen zersetzt wird. Als Grundlage können Grünschnitt, Holzabfälle, Laub, Rodungsabfälle sowie Kuh- und Pferdemist verwendet werden. Je nach Beschaffenheit des Bodens können weitere Zuschlagsstoffe hinzugefügt werden, wie etwa Urgesteinsmehl, Ton, Sand oder effektive Mikroorganismen (EM). Bei der Zersetzung des Materials werden Nährstoffe freigesetzt, die von den Pflanzen aus dem Boden aufgenommen werden können. So spielt Kompost eine wichtige Rolle bei der Aufwertung der Böden und dem Aufbau von Humus. Insbesondere im biologischen Landbau, aber auch im konventionellen, gibt es damit eine Alternative zu synthetischem und chemischem Dünger, durch den die Pflanzen gestärkt werden können. Damit leistet Kompost einen wichtigen Beitrag in der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

Der Umwender war ein Glücksfall

Da kurz nach seinem Besuch des Bodenpraktiker-Kurses ganz Italien in den Lockdown ging, nutzte Rudi die besonderen Umstände. Während dieser Zeit klemmte er sich hinter seinen Schreibtisch, recherchierte im Internet – und hatte Glück. Er stieß auf eine Anzeige für einen sogenannten Umwender, eine Maschine, die für die Kompostherstellung unabkömmlich ist. Denn der Umwender wird zum regelmäßigen Wenden und Umschichten der sogenannten Rotte benötigt, also der Mischung der beschriebenen Ausgangsmaterialien, wobei durch regelmäßige Durchlüftung schlussendlich eine homogene, „gesunde“ Masse entsteht. Die Anschaffung einer so großen und ungewöhnlichen Maschine ist laut Rudi „im Normalfall als Hemmschuh“ anzusehen, denn ein solches Gerät ist kaum erhältlich.

Auch wenn Rudi im Rückblick bei der Beschaffung der Maschine von Glück spricht, ist weit mehr für den Aufbau einer Kompostieranlage von Nöten. Denn dass er damit weitermachen will, also eine Anlage aufbauen, um so dafür zu sorgen, dass Kompost überhaupt in qualitativ hochwertiger Qualität verfügbar ist, hatte er bereits entschieden.

 

 

Inspiriert vom Bodenpraktiker Lehrgang

Zum einen gehört die Fähigkeit über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und Neues zu wagen dazu. Zum anderen ist Rudi wohl bewusst, dass er das Projekt ohne die Unterstützung von anderen Engagierten nicht hätte aufziehen können. Nicht nur den Organisatoren und Referenten des Bodenpraktiker-Lehrganges ist er für die praktischen Anleitungen und das gesammelte Wissen dankbar. Auch auf Hilfe aus der Nachbarschaft konnte er zählen. So half ihm ein befreundeter Mechaniker aus Andrian dabei, den angelieferten Umwender zunächst auf Vordermann zu bringen. Bei der anschließenden Arbeit mit seinem Umwender wurde er von Mitarbeitern des Kompostwerkes in Schlanders unterstützt, die ihm in ihrer Freizeit die Bedienung der Maschine erklärten und ihm so überhaupt die Arbeit am Kompost ermöglichten.

 

Aktuell ist Rudi bereits dabei, die ersten Fuhren seines hergestellten Komposts in Andrian auf den Feldern des von seiner Frau geführten Hofes und auf ihrem Gemüsebeet auszubringen. Die bisher bearbeiteten Flächen will er nun erweitern, um die Herstellung von größeren Mengen voranzubringen.

Für die Zukunft hat Rudi weitere Pläne. Dabei geht es ihm nicht darum, den Kompost nur für den Eigenverbrauch zu verwenden oder rein kommerziellen Nutzen aus der Herstellung zu ziehen. Vielmehr möchte er einen gewichtigen Beitrag leisten in Südtirol „eine Kultur des Kompost Verwendens“ zu fördern und aufzubauen. Im Vordergrund steht für ihn zunächst ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welch großen Nutzen Kompost bringen kann. Gerade hinsichtlich der vielen landwirtschaftlichen Betriebe in Südtirol wünscht Rudi sich eine starke Zusammenarbeit, um Kompostflächen für einen lokalen Einsatz aufzubauen. Das müsse eben gut organisiert werden, damit etwa die nötigen Geräte gemeinsam angeschafft und eingesetzt werden können.

Nicht nur Abfallbeseitigung sondern die Qualität des Endprodukts ist wichtig

Dass für dieses Projekt der Kompostnutzung in Südtirol auch Unterstützung von offizieller Seite von Nöten ist, ist ihm bewusst. Doch insbesondere in der Abfallwirtschaft sieht er viel Potenzial, mit Blick auf die hilfsbereiten und aufgeschlossenen Mitarbeiter der zuständigen Ämter, denen er bisher begegnet ist. Im Moment findet hier in der Region noch eine eher „Input-orientierte Kompostierung“ statt, so Rudi. Das heißt, dass oftmals die Reduzierung oder Beseitigung des anfallenden Materials im Vordergrund stehen und nicht die Qualität des Endprodukts.  Beim Blick in die Zukunft hofft er aber, dass sich eine Output-orientierte Verarbeitung durchsetzt. Dabei würde dann der Nutzen des Kompostierens nicht mehr nur in der Abfallbeseitigung liegen, sondern ein Fokus auf die anschließende Anwendung zur Unterstützung des Bodens gesetzt. In diesem Zusammenhang betont er auch, wie wichtig eine geregelte Qualitätssicherung ist. Denn nur so „kann jemand, der den Kompost das erste Mal verwendet, den auch in der absoluten Gelassenheit verwenden, dass der Kompost qualitativ hochwertig ist“. Hierbei muss unter anderem eine chemische Analyse des fertigen Komposts erfolgen, um diesen auf mögliche Schad- und Giftstoffe zu untersuchen. Besonderen Wert legt Rudi darauf, dass nicht nur gewährleistet wird, dass der Kompost nicht nur frei von Giftstoffen ist, sondern, dass die Wirkung für den Boden ausgesprochen gut ist.

 

 

Je nach Boden angepasster Kompost

Nach Möglichkeit würde er gerne „jedem, der Interesse hat, auch die Möglichkeit geben qualitativ-hochwertigen Kompost zu bekommen und den eventuell auch mitzugestalten“. Das heißt, dass bei der Kompostzubereitung miteinbezogen werden soll,  für welche Art von Boden dieser später genutzt wird. Je nach dem spezifischen Einsatzgebiet, können etwa Mikroorganismen, Gesteinsmehl oder Tonanteile dem Kompost zugesetzt werden. So arbeitet Rudi im Moment etwa gemeinsam mit der Universität Bozen an einem Projekt, bei dem experimentell untersucht werden soll, inwiefern Rinden aus der Holzwirtschaft sich für die Kompostherstellung eignen und nutzen lassen.

Auch wenn das Kompostprojekt noch in den Anfängen steckt, birgt es großes Potential. Denn der Kompost kann als Dünger sowohl im biologischen als auch im konventionellen Landbau als biologische Alternative eingebracht werden und damit einen starken Beitrag zum Erhalt eines gesunden Bodenlebens leisten. Ob sich die Kultur des Kompostierens in Südtirol weiter durchsetzen wird, ist abzuwarten. Doch Rudi Windegger ist bereit gemeinsam mit anderen Engagierten aus der Region den nächsten Schritt für sein Kompostierprojekt einzuleiten.

Text: Annika Peine

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Sebastian Felderer Sa., 27.02.2021 - 05:58

Großes Kompliment Rudi für deine Idee und dein Durchsetzungsvermögen. Ich glaube, du wirst großen Erfolg haben, denn die Obstbauern haben längst erkannt, dass der Boden das um und auf beim Apfelanbau ist. Ich wünsche dir diesen Erfolg von Herzen. Bis bald.

Sa., 27.02.2021 - 05:58 Permalink
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Karl Trojer Sa., 27.02.2021 - 11:58

Da das "Umwenden" das A und O der Kompostbildung ist, und die Qualität des Komposts auch von der Vielfalt der zu verrottenden Stoffe abhängt, erschiene es mir sinnvoll, wenn jede Gemeinde (und Fraktion) über einen angemessenen Platz verfügen würde, zu dem die Bewohner ihren Bio-Abfall hinbringen können. Die Gemeinde müsste dann dafür sorgen, dass die "Umwendung" periodisch erfolgt und der Kompost nicht "exportiert" (im großen Stil gestohlen) wird .

Sa., 27.02.2021 - 11:58 Permalink
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Michael Steinwandter Sa., 27.02.2021 - 17:37

Super Projekt, Kompliment. Die Ressource Boden wird seit Jahrzehnten vernachlässigt und ausgelaugt. Als Bodenökologe bin ich froh um solche Projekte, denn sie setzen sich nicht nur für den Erhalt der Bodenqualität ein, sondern auch um deren Verbesserung. Viel Erfolg!

Sa., 27.02.2021 - 17:37 Permalink