Skitourengehen? Ja, aber...
Flavio Moroder ist Bergführter. Zur Zeit befindet er sich auf Winterurlaub, treibt sich im Gebiet der Gaisler Gruppe herum. "Mit Kollegen bin ich heute beim Tiefschneefahren, meine wenigen freien Tage im Winter." Moroder ist Experte, Skitourengeher und Skifahrer mahnt er zu Umsicht und Geduld.
Die Wetterlage in Südtirol, vor allem was die Lawinensituation betrifft, wird laut Lawinenlagebericht als "groß" eingestuft. Schwankt südtirolweit zwischen Stufe "3 (orange)" und "4 (rot)". In der Farbe rot gehalten das Pustertal, Teile des Eisacktals, der Vinschgau sowie das Unterland.
Besser keine Skitouren in den nächsten Tagen? "Nein", entwarnt Moroder. "Skitourengehen ist in Ordnung, aber man soll sich halt gut informieren, bevor man sich aufmacht." Das sei vor Ort möglich, bei den Bergführern, bei Schutzhütten oder direkt in Skigebieten. Und natürlich den Lawinenlagebericht berücksichtigen. Das Problem, so Moroder, sei momentan nicht die große Schneemenge generell, sondern "dass es fest gewahnt hat, in den letzten Tagen. Da sind teilweise Riesenschneewände. Das ist ein gepresster Schnee, der ziemlich lange braucht um sich zu normalisieren." Das bestätigt Lukas Rastner vom Lawinenwarndienst: "Die große Neuschneemenge gepaart mit dem zum Teil stürmischen Wind aus Süden hat vor allem auf nordexponierten Hängen zu instabilen Schneeverhältnissen geführt." Spontanlawinen werden aus verschiedenen Schigebieten gemeldet, Rastner rät zur Vorsicht. "Wir geben natürlich einen allgemeinen Überblick wie die Lawinensituation in Südtirol ausschaut. Einzelne Hänge können wir nicht berücksichtigen."
Gute Sicherheitstipps für Skitourengeher auf der Homepage des AVS.
Wir müsen uns in der Wahrnehmung, Beurteilung und der Entscheidungsfindung üben. Wie gefährlich ist ein Hang, können wir hier unsere Aufstiegsspur anlegen, können wir diesen Hang abfahren? Das sind die Fragen, die wir uns während einer Tour immer wieder stellen sollen, ja sogar müssen. Davon hängt es ab, ob unsere Unternehmung zum Erfolg wird.
Weitere Schneefälle sind in Südtirol in den nächsten Tagen gemeldet, "die Lawinenwarnstufe werden wir im Laufe des 27. Dezember auf Warnstufe drei herabsetzen", erklärt Rastner. "Es bleibt aber nach wie vor kritisch. Die Situation ist sehr tückisch, das hören wir von Nordtiroler Kollegen oder auch von den Schweizern." Rastner will auf Nummer sicher gehen und spricht eine Empfehlung aus: "Wenn man sich nicht wirklich gut aus kennt, besser auf den Pisten bleiben, oder lieber gleich in einer Hütte."
Lawinenwarndienst??
"Es bleibt aber nach wie vor kritisch. Die Situation ist sehr tückisch, das hören wir von Nordtiroler Kollegen oder auch von den Schweizern." so Rastner.
Von einem Mitarbeiter des Lawinenwarndienstes möge man sich viel erwarten. Seine Schlüsse von den Nachbarländern beeinflussen zu lassen sollte dazu nicht gehören, erst Recht zumal der Betreffende ja selbst Meterologie studiert hat. Nun ja, man Bedenke, der junge Herr Rastner ist noch in Ausbildung beim Lawinenwarndienst. Bleibt zu hoffen, dass er sich künftig seinen eigenen Ratschlag
"Wenn man sich nicht wirklich gut aus kennt, besser auf den Pisten bleiben, oder lieber gleich in einer Hütte."
selbst zu Herzen nimmt und die heiklen Beurteilungen vorerst seinen erfahreneren Kollegen überlässt.