Gesellschaft | Maskenpflicht

Ein fiktiver Dialog

Werner kommt beim Spazieren ein Mann entgegen, der keine Maske trägt. Er beschließt, zu fragen, was es damit auf sich hat.
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Maskentragen
Foto: (c) Kilian Seiler

Werner: Entschuldigen Sie, aber ich glaube, Sie haben Ihre Maske vergessen.

Mann: Meine Maske? Ach so, nein, das ist schon ganz absichtlich so. Ich trage aus Prinzip keine.

Werner: Donnerwetter, ich wusste ja gar nicht, dass es ein Prinzip gegen Masken tragen gibt. Bitte verzeihen Sie meine Ignoranz, aber um was für ein Prinzip handelt es sich denn dabei?

Mann: Nun ja, im Grunde geht es um das Prinzip der persönlichen Freiheit. Das ist ein Grundrecht, und das darf der Staat in keiner Weise einschränken.

Werner: So habe ich das ja noch nie betrachtet! Mir kam gar nicht die Idee, dass das Tragen einer Maske einen so dramatischen – und noch dazu rechtswidrigen! – Einschnitt in meine Freiheit darstellt.

Mann: Da geht es Ihnen wie den meisten. Die Leute nehmen sich heutzutage einfach nicht mehr die Zeit, um über diese wichtigen Themen gründlich nachzudenken. Da tut man lieber das, was alle machen.

Werner: Da kann man nur von Glück sprechen, dass es noch Menschen wie Sie gibt, die bereit sind, die Dinge zu hinterfragen. Nur eine Sache verstehe ich noch nicht ganz: Was ist denn diese persönliche Freiheit, der Sie so einen hohen Stellenwert zurechnen?

Mann: Sie sind ja wirklich ahnungslos! Nun gut, für Sie versuche ich mal, es ganz einfach auszudrücken: Freiheit bedeutet, dass ich tun kann was ich will, solange ich keinen anderen dadurch einschränke. Und niemand, nicht einmal der Staat, kann mir das nehmen.

Werner: Was für eine tolle Einstellung! Das heißt, Sie tragen keine Maske, weil Sie dadurch niemanden in seiner Freiheit begrenzen.

Mann: Sie lernen schnell! Ganz genau, so ist es! Ich habe auch nichts gegen Leute, die eine Maske tragen. Wenn sie sich dadurch etwas sicherer fühlen, soll mir das recht sein. Aber natürlich ist es sowieso naiv, zu glauben, dass die Masken etwas bewirken.

Werner: Die Masken funktionieren nicht einmal? Das heißt, auf der ganzen Welt empfehlen Regierungen und Experten Maßnahmen, die nichts bringen?

Mann: Es ist sogar noch schlimmer! Eine Maske zu tragen, kann das Risiko sogar erhöhen, da man sich wegen einer Maske öfters ins Gesicht greift!

Werner: Was für ein Skandal! Jetzt ist es nur so… es gibt ja durchaus ernstzunehmende Studien, die behaupten, dass das Tragen von Masken sehr effektiv darin ist, die Übertragung des Virus von einem selbst zu anderen einzudämmen. Und dass es der Hauptzweck von Masken ist, andere vor dem Virus zu schützen, nicht in erster Linie einen selbst.

Mann: Ich bitte Sie, Sie glauben wohl alles, was Sie im Internet finden! Aber selbst wenn das stimmen würde, es gibt nun mal Rechte, die man unter keinen Umständen einschränken darf, zumindest wenn man an den Rechtsstaat glaubt.

Werner: Toll, wie konsequent Sie in Ihrem Denken sind! Etwas ist mir aber noch unklar: Ist es nicht auch eine Einschränkung meiner Freiheit, wenn jemand durch sein Verhalten die Chance erhöht, dass ich mich mit dem Virus infiziere, und somit meine Gesundheit gefährdet?

Mann: Wissen Sie, es gibt viele Dinge, die einen guten Effekt hätten. Wenn keiner Auto fahren dürfte, gäbe es weniger Unfälle. Würden Sie sagen, dass wir deshalb das Autofahren verbieten sollen?

Werner: Aber befolgen Sie nicht die anderen Maßnahmen wegen Corona, wie den Lockdown und das Social Distancing? Wieso der große Aufschrei bei den Masken? Sind die anderen Sachen nicht viel größere Einschnitte in unsere Freiheit?

Mann: Ich bin ja auch kein Fan von diesen Maßnahmen, das sage ich auch öffentlich, aber …

Werner: … aber es ist einfacher, aus Protest keine Maske zu tragen, als aus Protest gegen den Lockdown zu verstoßen?

Mann: Sie legen mir die Worte in den Mund! Nein, es geht mir mehr darum, ein Signal zu senden. Durch meine Maskenverweigerung zeige ich denen da oben, dass nicht jeder einfach das tut, was die wollen.

Werner: Aber selbst wenn es nicht ganz sicher ist, ob die Masken effektiv sind, sollten wir sie nicht trotzdem sicherheitshalber tragen? Es besteht doch immerhin die Möglichkeit, dass sie einen Nutzen haben, und es ist auch nicht so, dass eine Maske zu tragen einen allzu schlimmen Einfluss auf unseren Alltag hat. In Asien haben Menschen schon lange vor Corona Masken getragen, und das freiwillig!

Mann: In Asien ist eine ganz andere Kultur, das können Sie nicht mit uns vergleichen. Und für mich ist es nun mal etwas Schlimmes, eine Maske tragen zu müssen.

Werner: Aber können Sie verstehen, dass es von außen ein bisschen so wirkt, als ob Sie sich ein etwas banales Thema ausgesucht haben und dagegen protestieren, wenn es doch so viel wichtigere und größere Dinge gibt, über die Sie sich aufregen könnten? Wo bleibt denn die Kritik an der ungerechten Verteilung der Impfstoffe zwischen den armen und reichen Ländern? Der Protest gegen die Impfstoffhersteller, denen ihre Gewinne und ihr Patentrecht wichtiger sind als das Retten von Leben – inmitten einer weltweiten Pandemie! Und anstatt darüber zu klagen, dass man eine Maske tragen muss, wieso regen Sie sich nicht über die Leute auf, die bei mehreren Gelegenheiten und trotz etlicher Warnungen alle Maßnahmen aus dem Fenster geschmissen haben, sich in größeren Gruppen ohne Maske getroffen haben, und die wahrscheinlich dazu beigetragen haben, dass die Verbreitung des Virus so schwer zu stoppen ist?

Mann: … Ich sehe schon, Leute wie Sie sind einfach zu emotional. Da kann man einfach kein rationales Gespräch führen! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!

Werner: Ihnen auch! Vielen Dank für das aufklärerische Gespräch!