Gut vorstellbar, dass Enrico Letta nicht aus Paris nach Rom zurückgekehrt wäre, hätte er gewusst, was auf ihn als frisch gekürten Vorsitzenden des Partito Democratico zukommt. Dass die Reform der Partei kein Honigschlecken sein würde, war klar.
Doch nun hat er es wieder mit jenem ehrgeizigen Widersacher zu tun, der ihn im Februar 2014 aus dem römischen Chigi-Palast verdrängt hatte: Matteo Renzi. Warum das so ist, zeigt ein Blick auf die Zusammensetzung der Senatsfraktion des Partito Democratico: 22 der 35 Senatoren gehören der Base riformista um die Renzi-hörigen Senatoren Lotti und Guerini an. Fraktionssprecher Andrea Marcucci, 55-jähriger Spross einer wichtigen Unternehmerfamilie aus der toskanischen Garfagnana, gilt seit vielen Jahren als Renzi-Intimus - schon mit 27 eroberte er seinen ersten Parlamentssitz.
Im Partito Democratico war es stets Tradition, dass die Fraktionssprecher in Kammer und Senat bei einem Wechsel des Parteichefs ihren Rücktritt anbieten. Davon will Marcucci nichts wissen. Er gehört wie Renzi zu jenem guten Dutzend PD-Parlamentarier, die sich bei den letzten Parlamentswahlen in den Senat wählen ließen, um sich nach ein paar Monaten Renzis neuer Partei anzuschliessen - eine Form des Wahlbetrugs, die in Italien niemanden aufregt. Doch Letta hat sich nun einen geschickten Schachzug einfallen lassen: die Ämter der zukünftigen Fraktionssprecher in Kammer und Senat sollen an zwei Frauen gehen - als sichtbares Zeichen des Wechsels.
Letta hat sich nun einen geschickten Schachzug einfallen lassen: die Ämter der zukünftigen Fraktionssprecher in Kammer und Senat sollen an zwei Frauen gehen - als sichtbares Zeichen des Wechsels.
Letta: "Io non posso immaginare, che nel nostro partito ci siano solo volti maschili al vertice." Doch damit sind Marcucci und Delrio nicht einverstanden. Während Marcucci nur mit den Schultern zuckt, zeigt sich Graziano Delrio, Fraktionsprecher in der Kammer und Vater von neun Kindern, einsichtiger und signalisiert seine Bereitschaft "ad affidare alla autonoma valutazione delle deputate e dei deputati come andare avanti." Als Kandidatinnen sind Debora Serracchiani, Paola De Micheli und Marianna Madia im Gespräch.
Den Wechsel mit Mario Draghi als Regierungschef verbuchte Renzi als sein Verdienst: "Se era per loro, che volevano andare a votare nel 2019, adesso saremmo nel secondo anno del governo Salvini-Meloni, invece grazie a noi c'è Draghi. Con l'ex governatore a Palazzo Chigi "si è aperta la stagione della primavera italiana. E' la sconfitta del populismo e il trionfo della politica. Non ci credeva nessuno, ci davano dei pazzi. Con la crisi di governo abbiamo restituito credibilità all'Italia nel giro di due mesi".
Die Italiener scheinen das etwas anders zu bewerten. Denn die Umfragewerte für Renzis Partei sind auf 2,5 Prozent gesunken.
Und mit dem Abgeordneten Camillo D'Alessandro und dem Senator Leonardo Grimani äußerten zudem zwei weitere Parlamentarier die Absicht, in die Reihen des PD zurückzukehren.