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Wer weiß, was Milch ist?

„Bist du dumm? Laut Milchlobby schon!“ So wehrt sich ein Hafermilch-Startup gegen das Verbot der EU, pflanzliche Getränke als „Milch-Alternative“ zu bezeichnen.
Streitfall Milch
Foto: Clarissa Carbungco on Unsplash

Hafer-Milch, Soja-Jogurt und CO. klettern in der Beliebtheitsskala umweltbewusster und tierliebender Verbraucher*innen weiter nach oben. Eine Studie des Finanzdienstleisters ING zeigt: der Marktanteil pflanzenbasierter Alternativen  im Molkereisektor hat sich in weniger als 10 Jahren in der EU verdoppelt und lag 2019 bei 3 Prozent. Kein Wunder also, dass immer mehr Start-ups sich der Herstellung von nachhaltigen Milchalternativen verschreiben.

Doch wo mehr auf pflanzliche Alternativen zurückgegriffen wird, wittern Produzenten tierischer Milchprodukte potentielle Konkurrenz und versuchen diese im Keim zu ersticken. So sieht es der schwedische Haferdrink-Produzent Oatly, der Anfang des Jahres eine internationale Kampagne unter dem Motto „Are you stupid? The Milk Lobby thinks you are!“ startete.

Wie kam es zu diesem Streit um die Milchregale europäischer Supermärkte?

 

Hintergrund

 

Im Jahr 2013 verordnete die EU, dass Begriffe wie „Milch“, „Käse“ und „Jogurt“ nur auf Verpackungen stehen dürfen, die tierische Lebensmittel enthalten. Bezeichnungen wie „Hafermilch“ oder „Sojajogurt“ verschwanden von veganen Produktverpackungen und wurden ersetzt mit „Haferdrink“ oder „Soja-Schoko-Spezialität“. Was auf den Etiketten blieb, waren aber Hinweise wie „enthält keine Milch“ oder „Alternative zu Jogurt“.

Solche Hinweise könnten in Zukunft ebenfalls verboten sein, denn das EU-Parlament sprach sich im Oktober letzten Jahres mit knapper Mehrheit für einen Änderungsantrag der Molkereiindustrie aus. Nicht nur Beschreibungen der Produkte als „Alternative“ oder „milchlos“ sollen in Zukunft verboten sein, sondern auch Vergleiche mit tierischen Milchprodukten – zum Beispiel im Hinblick auf den CO2-Fußabdruck. In strengster Auslegung dürfen pflanzliche Drinks vielleicht nicht mehr Verpackungen verwenden, die einer Milchtüte ähnlichsehen.

 

 

Das Argument der Molkereiindustrie für den Änderungsantrag: Verbraucher könnten nicht mehr zwischen echter und pflanzlicher Milch unterscheiden, und würden so in die Irre geführt.

 

Bist du dumm?

 

Laut dem schwedischen Hafermilchproduzenten Oatly verkauft die europäische Milchlobby die Verbraucher*innen damit für dumm. „Wir glauben, dass Verbraucher*innen sehr wohl dazu in der Lage sind, den Unterschied zwischen Haferdrinks und Kuhmilch zu erkennen und Ausdrücke wie „enthält keine Milch“ alles andere als verwirrend finden,“ erklärt Tobias Goj, Geschäftsführer von Oatly im deutschsprachigen Raum. Das Argument des Verbraucherschutzes der europäischen Molkereiindustrie sei somit nur ein Deckmantel für das, was im Grunde Zensur sei.

Das Argument präsentiert Oatly im gewohnten Stil seines innovativen Marketings: kreativ und lustig.

 

 

Um das Verbraucherschutzargument der Milchindustrie zu überprüfen, lädt Oatly die Verbraucher ironisch zu einem „Intelligenztest“ ein:

 

 

Oatly – bedeutet auf deutsch so viel wie „haferig“ – war das erste Start-up, das in den 90er Jahren auf Alternativen zu Milchprodukten setzte. Entstanden aus einem Experiment des schwedischen Forschers Rickard Öste von der Universität Lund – er entwickelte ein Enzym, das Hafer spaltet und in eine milchige Flüssigkeit umwandelt – gehört der europäische Vorreiter heute zu den erfolgreichsten Pflanzendrinks-Herstellern und ist mit seinen Produkten in mehr als 20 Ländern in Europa und Asien vertreten.

Seit 2018 ist Oatly auch auf dem deutschen Markt verfügbar, nach europäischem Gesetz unter der Produktbezeichnung „Haferdrink“. Laut Goj sorge das aber vielmehr für Verwirrung bei den Verbraucher*innen: „Wir sehen immer wieder, dass der Begriff „Hafermilch“ fest im Sprachgebrauch der Konsument*innen, Cafés und Restaurants verankert ist, weshalb es natürlich ohne Frage verwirrend ist, dass die Hersteller selbst nur von „Haferdrinks“ sprechen dürfen.“ Unverständlich sei es außerdem, dass Bezeichnungen wie Kokosmilch oder Erdnussbutter rechtlich gesehen völlig unproblematisch sind. 

 

Verbraucherschutz?

 

Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Silke Raffeiner teilt die Meinung von Oatly und hält die Verordnung der EU ebenso für eine „Bemühung, bestimmten Lobbys entgegenzukommen.“ Zwar sei transparente Information essentiell für die Verbraucher. „Aber man sollte sie auch nicht für blöd verkaufen,“ fügt Raffeiner hinzu. Dass Sojamilch nicht dasselbe wie Kuhmilch ist, hätte mittlerweile jeder und jede verstanden. Auch warum die CO2-Bilanzen nicht mehr miteinander verglichen werden sollten, erschließt sich der Expertin nicht, denn, dass bei der Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel weniger CO2 frei wird, wie bei tierischen Produkten, sei mittlerweile Allgemeinwissen.

Zahlreiche Umwelt- und Lebensmittelorganisationen sehen das genauso. Gemeinsam mit der Organisation ProVeg, die sich für Lebensmittelbewusstsein einsetzt, sowie Upfield, einem Hersteller von pflanzlichen Lebensmitteln, hat Oatly deswegen eine Petition gestartet, die bereits über 390.000 Unterzeichner*innen hat und von 98 Unternehmen unterstützt wird. „Wir alle sind der Meinung, dass dieser Änderungsantrag den Interessen der Verbraucher*innen widerspricht, Transparenz und fairen Wettbewerb erschwert sowie dem Pariser Abkommen und dem darin erklärten Ziel einer klimaneutralen EU bis 2050 entgegensteht,“ sagt Goj.

 Ob der Änderungsantrag 171 des europäischen Parlaments ins Gesetz aufgenommen wird, wird sich zeigen. Verhandlungen mit dem Rat der EU und der Europäischen Kommission stehen dazu noch aus, und am Ziel der 400.000 Unterschriften ist die Petition von Oatly und Co. auch ganz nahe dran.

 

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Peter Grünfelder Mi., 24.03.2021 - 22:18

Wetten Herr Dorfmann stimmt für den Änderungsantrag! Ist die Milchlobby doch eine der mächtigsten in unserem Land. Und Nachhaltigkeit hatte wohl noch nie wirklich einen Wert für die politische Mitte.

Mi., 24.03.2021 - 22:18 Permalink
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pérvasion Do., 25.03.2021 - 07:08

Mir ist das Thema an sich ja einigermaßen egal, meinetwegen sollen sie auch »Mandelmilch« und nicht nur »Alternative zu Milch« draufschreiben dürfen.

Aber mit »bist du dumm« ist es so eine Sache — könnte man auch umkehren. Denken die Marketingf… achleute, die Menschen wüssten nicht, was ein »Mandeldrink« ist und dass er eine »Alternative zu [Kuh-]Milch« sein kann?

Do., 25.03.2021 - 07:08 Permalink
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Max Mann Do., 25.03.2021 - 07:20

Die erwähnten Produkte (Sojadrink, Sojajoghurt) enthalten bei uns fast zu 100% Non-GMO Soja (hauptsächlich Europa und Kanada)

Do., 25.03.2021 - 07:20 Permalink
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Sophia Schneebacher Do., 25.03.2021 - 09:52

Herr Bayer, die Welt ist viel differenzierter als Sie denken. Es gibt zahlreiche Pflanzenarten, darunter die sogenannten Wolfsmilchgewächse, die Milchsaft produzieren.
Konsumenten mit der Fähigkeit zum abstrakten Denken kann man die Verwendung der Bezeichnung "Milch" im Zusammenhang mit einem pflanzlichen Getränk durchaus zumuten.
Falls Sie sich jedoch damit überfordert fühlen, möchte ich Sie im Sinne Ihrer Gesundheit vor dem irrführenden Begriff "Scheuermilch" warnen. Diese ist nicht zum Verzehr geeignet, auch nicht unter der Verwenung von "Milchglas".

Do., 25.03.2021 - 09:52 Permalink
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Peter Gasser Do., 25.03.2021 - 10:28

Antwort auf von Sophia Schneebacher

Frau Schneebacher, gerade im Bereich der Lebensmittel wird dermaßen viel Unfug mit Bezeichnungen bis hin zum offenen Konsumentenbetrug betrieben, und gerade weil die Welt so „differenziert“ ist, sollten alle Produzenten und Konstrukteure von Lebensmitteln doch um Transparenz (und Wahrhaftigkeit) bemüht sein.
Lassen Sie mich ein Beispiel bringen: man kann heute aus Wasser, industriellem Alkohol, künstlichen Farb- und Aromastoffen und anderen Zutaten besten Wein konstruieren/designen: darf ich dies dann „Wein“ nennen? Nein.
Auch Pflanzenfett („Margarine“) ist keine „Butter“.
So sind auch „Milch“ das Produkt einer Drüse von Säugetieren und „Fleisch“ das Muskelgewebe von Tieren.
Produkte aus Pflanzen sind und bleiben „Pflanzensaft“ oder „Pflanzenbrei“.
Eine Pflanzen“Milch“ oder „pflanzliches Fleisch“ gibt es nun mal weder in der Natur noch in juridischer Definition, es ist und bleibt im besten Falle vortäuschende Konsumentenverführung, im schlimmen Falle Konsumentenbetrug (auch Ihre „Wolfsmilch“ ist natürlich ein reiner Pflanzensaft).
Um beim engeren Thema zu bleiben: Eine Produkt-Werbung, die es nötig hat, das eigene Produkt zu bewerben indem andere Produkte mißbraucht oder abgewertet werden, spricht doch bereits - im negativen Sinne - für sich.
Wir sind uns doch auch einig - und ist es nicht anerkannter Wissenstand? - dass Lebensmittel umso gesünder sind, je weniger diese be- und verarbeitet sind?

Do., 25.03.2021 - 10:28 Permalink
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Sophia Schneebacher Do., 25.03.2021 - 11:13

Antwort auf von Peter Gasser

Hallo Herr Gasser, danke für Ihre Antwort. Ich finde Ihr Beispiel des industriell gefertigten Weins aus zwei Gründen nicht zutreffend. Erstens in Bezug auf die Herstellung, da für die Gewinnung pflanzlicher Milch kein derartiger Aufwand erforderlich ist. Hafermilch wird beispielsweise durch Quellen von Hafer in Wasser und anschließendem Auskochen gewonnen. Zweitens hinkt der Vergleich in Bezug auf das verpackte Endprodukt und die Zielgruppe: anders als der "Designwein" wollen pflanzliche Produkte nicht als tierische durchgehen- im Gegenteil. Pflanzliche Milch- und Fleischersatzprodukte leben vom eindeutig veganen Packaging. Die Verwendung des Begriffs "Milch" mit Zusatz des Rohstoffs (Mandel, Hafer, Soja) halte ich für unmissverständlich.
Was mich in dieser Debatte stört ist, dass es den großen Milchkonzernen im Falle der Oatly-Kampagne wohl kaum um Konsumentenschutz geht.

Do., 25.03.2021 - 11:13 Permalink
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Peter Gasser Do., 25.03.2021 - 12:22

Antwort auf von Sophia Schneebacher

Ja, danke gleichfalls, die Diskussion ist anregend und produktiv. Sehen Sie, Sie schreiben erneut von „Hafermilch“, anstatt von Hafersaft, der es ja biologisch und per definitionem, von mir aus auch juridisch, ist („Quellen von Hafer in Wasser und anschließendem Auskochen“). Apfelsaft wird ja auch nicht „Apfelmilch“ genannt, Karottensaft auch nicht Karottenmilch, warum also beim Hafer?
Man nennt ihn daher - fälschlicherweise - wohl nur „Milch“, um dem Konsumenten zu suggerieren, „du trinkst ja eh Milch“. Es gibt keinen anderen Grund, da Innovationen oder Marken sich normalerweise ja eindeutig abgrenzen (wollen). Man möchte also nicht sein eigenes Produkt zusätzlich verkaufen, sonder echte Milch substituieren, also Marktanteile übernehmen.
Natürlich geht es der Milchwirtschaft daher auch, oder gar vordergründig, um Produkt- und Marktschutz - wie jeder anderen Brache und jedem anderen Unternehmen auch, das ist durchaus legitim, wie man auch zur Milchwirtschaft stehen mag.

Do., 25.03.2021 - 12:22 Permalink
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Sophia Schneebacher Do., 25.03.2021 - 14:27

Antwort auf von Max Mann

Korrekt. Wie bei der Scheuermilch und der Körpermilch wird die Bezeichnung "Milch" in Zusammenhang mit pflanzlichen Getränken aufgrund der optischen Ähnlichkeit verwendet (die weder bei Apfel- noch Karottensaft gegeben ist).
Wer das Packaging von Oatly kennt, weiß, dass das Unternehmen in Großbuchstaben mit Hinweisen wie "no cow" oder "no milk" wirbt. Der Intelligenztest von Oatly ist somit ziemlich zutreffend, ich sehe nicht wie dadurch "andere Produkte mißbraucht oder abgewertet" werden, Herr Gasser. Mir persönlich ist es Wurst(ersatz), ob es nun Hafermilch, -getränk oder -saft heißt. Wie Frau Tappeiner schreibt, "wittern Produzenten tierischer Milchprodukte potentielle Konkurrenz und versuchen diese im Keim zu ersticken". Wenn der Molkereiindustrie Konsumentenschutz tatsächlich am Herzen läge, würden Milchlieferanten nicht mit ein paar Cent pro Liter abgefertigt werden. Es ist eine einfache Milchmädchenrechnung (pun intended), dass für die Gewinnung hochwertiger Milchprodukte ein gewisser Aufwand erforderlich ist, der mit den Dumpingpreisen der Milchindustrie nicht entlohnt werden kann. Statt also zu versuchen, mit Spitzfindigkeiten die Konkurrenz klein zu halten, könnten die Milchlobby hinterfragen, worum es zum stark ansteigenden Marktanteil pflanzenbasierter Ersatzprodukte gekommen ist.

Do., 25.03.2021 - 14:27 Permalink
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Peter Gasser Fr., 26.03.2021 - 08:01

Antwort auf von Sophia Schneebacher

Sie schreiben: „Wer das Packaging von Oatly kennt, weiß, dass das Unternehmen in Großbuchstaben mit Hinweisen wie "no cow" oder "no milk" wirbt“:
Ach kommen Sie, das ist doch ein uralter und billiger Trick der Werbebranche; niemand bewirbt doch sein Produkt informativ negativ besetzt, wenn dies nicht psychologisch seinen positiven Effekt hätte:
Wenn FIAT z.B. auf sein Auto draufschreibt „no Ferrari“, dann will FIAT nicht primär darüber informieren, dass dies kein „Ferrari“ ist, sondern „missbraucht“ den Namen „Ferrari“ zu eigenen Werbezwecken, das dürfte doch auch Ihnen bekannt & klar sein.

Fr., 26.03.2021 - 08:01 Permalink
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Peter Gasser Fr., 26.03.2021 - 08:30

Antwort auf von Sophia Schneebacher

... der gewünschte und - glauben Sie mir - bewusst beabsichtigte Effekt ist derselbe. Nichts geschieht in der professionellen Werbung ohne kalkulierte Zielrichtung.
Milch ist in diesem Beispiel kein „Inhaltsstoff“, sondern das Produkt, das man gezielt und bewusst im Konsum ersetzen möchte - dies ist ein „Verdrängungsmarkt“.
Auch Ihnen guten Morgen mit Kaffee & „Milch“.

Fr., 26.03.2021 - 08:30 Permalink
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Max Mann Fr., 26.03.2021 - 10:54

Antwort auf von Peter Gasser

Herr Grasser ist ein Meister in Gish-Galopping. Zuerst ging es um: "Was ist Milch" und wurde korrigiert. Jetzt lenkt er die Aufmerksamkeit darauf was die Werbung bezwecken will. Tut der ursprünglichen Diskussion nichts zur Sache.
Ihre Interpretationen sind zudem äußerst fragwürdig. Die Umweltprobleme der Milchkuhaltung sind weitläufig bekannt. Der Konzern nutzt das in fast allen seine Kampagnen.

Fr., 26.03.2021 - 10:54 Permalink
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Sophia Schneebacher Fr., 26.03.2021 - 14:25

Antwort auf von Peter Gasser

Herr Gasser, ich habe nicht genau verstanden: Geht es Ihnen jetzt darum, dass sich die Produkte von Unternehmen wie Oatly zu wenig oder zu sehr von den Produkten der Milchindustrie unterscheiden?
Milch ist in erster Linie ein Rohstoff der Molkereiindustrie und wird durch Verarbeitungstechniken zu einem regalfertigen Produkt ("Vollmilch", "H-Milch", "laktosefreie Milch"). Dementsprechend ist der Hinweis "ohne Milch" durchaus legitim.
Verdrängungsmarkt ist übrigens, wenn ein Unternehmen wissenschaftlich basierte Daten unterschlägt, um damit mögliche Konkurrenz auszuschalten.
"Nicht nur Beschreibungen der Produkte als „Alternative“ oder „milchlos“ sollen in Zukunft verboten sein, sondern auch Vergleiche mit tierischen Milchprodukten – zum Beispiel im Hinblick auf den CO2-Fußabdruck."
Tatsächlich sind in der Werbeindustrie, wie Sie sagen, Negativvergleiche durchaus üblich ("enthält 90% weniger Fett" oder "reinigt zehnmal gründlicher als herkömmliche Produkte")- allerdings handelt es sich hierbei meist um völlig inhaltslose Floskeln.
Die CO2-Problematik tierischer Lebensmittel hingegen ist eine Tatsache und sollte aufgrund der aktuellen Klimakrise im Sinne von Transparenz und Konsumentenschutz nicht unter den Tisch gekehrt werden.
Der Streit um die Verwendung des Begriffs "Milch" im Kontext pflanzlicher Ersatzprodukte wird deren Erfolg nicht schmälern, da die Konsumenten - wie bereits von Oatly festgestellt- eben nicht dumm sind. Molkereibetriebe können nun entweder weiterhin über vergossene Milch weinen, oder sich ernsthaft mit den Themen Qualität und Nachhaltigkeit beschäftigen.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der steigende Marktanteil pflanzenbasierter Alternativen ohnehin nur fragwürdigen Molkereibetrieben schadet. Heute mehr denn je hat Aufklärungsarbeit in den Bereichen Lebensmittelproduktion und Klimawandel dazu geführt, dass Konsumenten hinterfragen, was auf welchem Weg auf ihren Teller landet und wieviel Aufwand und Kosten für die Herstellung unterschiedlicher Produkte anfallen. Während der Konsum von Dumpingprodukte der Massentierhaltung deutlich abnimmt, erfreuen sich hochwertige tierische Bio-Produkte (wie sie es in Südtirol ja zum Glück gibt) zunehmend großer Beliebtheit.

Fr., 26.03.2021 - 14:25 Permalink
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Peter Gasser Fr., 26.03.2021 - 19:54

Antwort auf von Sophia Schneebacher

Ich finde den sachlichen Diskurs mit Ihnen anregend, leider aber stören sich die User Kerschbaumer und Burgmann mehrfach daran, wenn Leser nachfolgend auf Artikel miteinander in den sachlichen Disput kommen.
Durch Kommentare ad personam, teils auch provozierend und unsachlich, killen sie die Diskussion, anstatt selbst sachlich konstruktiv daran teil zu nehmen. Es gibt diese Mitbürger, die es nicht aushalten, wenn andere sich zum Thema unterhalten; dabei vergessen sie darauf, dass sie ja eigentlich nicht lesen müssen, wenn sie es nicht wollen.
Statt selbst aber nicht zu lesen, wollen Sie lieber anderen des belebenden Diskurs untersagen. Für manche ist differenzierter und manchmal auch oppositioneller Gedankenaustausch eben ein Gräuel, sie wollen in ihrer eigenen Meinung nicht gestört werden.
So ist eben der Mensch.
Daher sehr schade, aber nichts für ungut, wenn ich nicht mehr antworten kann.

Fr., 26.03.2021 - 19:54 Permalink
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Max Mann Do., 25.03.2021 - 13:28

Ihre Links sind für das Argument wertlos.
Ob Sie den Deklarationen nun vertrauen ist Ihre Sache, vermute aber eher dass es (wie meistens bei solchen Argumenten) eher darum geht seinen Standpunkt nicht korrigieren zu müssen als dass man wirklich daran glaubt.

Do., 25.03.2021 - 13:28 Permalink
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Salto User
Silke Raffeiner Fr., 26.03.2021 - 00:27

Wie bereits an anderer Stelle (https://www.salto.bz/de/comment/85869#comment-85869) kommentiert: Es ist keine Frage, dass der Anbau von mehrheitlich gentechnisch veränderter Soja in Südamerika in vielerlei Hinsicht extrem problematisch ist. Jedoch wird der Großteil der solcherart produzierten Sojabohnen als Futtermittel und nicht für die Erzeugung von Nahrungsmitteln für den menschlichen Konsum verwendet. Da die europäischen Verbraucher und Verbraucherinnen gentechnisch veränderte Lebensmittel mehrheitlich ablehnen, bevorzugen die Nahrungsmittelproduzenten gentechnikfreie Soja aus europäischer Landwirtschaft als Rohstoff - denn ansonsten müssten sie die Produkte als GV-Produkte deklarieren.

Fr., 26.03.2021 - 00:27 Permalink
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Kurt Resch Fr., 26.03.2021 - 08:38

Dass die Welt CO2 braucht stimmt, dass wir zu wenig davon haben ist falsch. Wir haben seit der Industrialisierung Jahr für Jahr mehr CO2 produziert, die Welt ist komplett aus dem Gleichgewicht geraten. Dass 80% vom Sojaanbau für die Landwirtschaft angebaut wird sollte inzwischen eigentliche jeder wissen.

Fr., 26.03.2021 - 08:38 Permalink
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Kurt Resch Fr., 26.03.2021 - 08:57

Produzenten von Milch Alternativen dringen in ein Monopol ein, das die Milchlobby weiter für sich beanspruchen will. Eine Namensänderung wird die Beliebtheit der Milch Alternativen nicht aufhalten.
In Südtirol werden noch gute Milchpreise ausbezahlt, aber in anderen Ländern diktieren die Konzerne die Preise, was auf der Strecke bleibt ist der Bauer und das Tierwohl, denn dort wird gespart. Die Konsumenten wehren sich damit, indem sie keine Milch mehr trinken. Auch bei uns im Hotel merken wir das, Milch Alternativen machen inzwischen 40% der "Milch" aus.
Leider verdanken wir unseren Wohlstand den vielen Menschen, die für einen Hungerlohn arbeiten. Das ist bei Lebensmitteln, Bekleidung, Autoreifen, Handys usw. auch so und das muss sich ändern.

Fr., 26.03.2021 - 08:57 Permalink
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Peter Gasser Fr., 26.03.2021 - 09:49

Antwort auf von Kurt Resch

Sie schreiben:
„Leider verdanken wir unseren Wohlstand den vielen Menschen, die für einen Hungerlohn arbeiten. Das ist bei Lebensmitteln, Bekleidung, Autoreifen, Handys usw. auch so und das muss sich ändern“:
hat „das“ (billigste Lebensmittel, Kleidung...) nicht auch den ursächlichen Grund darin, dass dem Konsumenten genug Geld für Event&Entertainment&Urlaub übrig bleibt?
Natürlich muss „das“ aufhören, allerdings benötigt der „Konsument“ sein Geld dann wohl zu Gänze für Nahrung, Kleidung und Wärme - Flugzeuge & Hotels werden dann wohl weniger benötigt...

Fr., 26.03.2021 - 09:49 Permalink
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Klemens Riegler Sa., 27.03.2021 - 10:47

Ich würde einfach die Kirche im Dorf lassen; was MILCH ist steht im Duden ebenso wie auf Wikipedia! Und sollte in 20 Jahren die Milch nicht mehr diesen Stellenwert haben wie heute, wir sich jeder Produzent von Alternativprodukten hüten einen negativ belasteten Begriff wie "Milch" in seiner Produktwerbung zu verwenden.
p.s. Eisen ist Eisen, Eisen ist ein Metal, Aluminium auch. Bis heute hat noch niemand versucht ein Plastikrohr als Eisenrohr oder Eisenrohr-Ersatz zu verkaufen. Vielleicht auch aus dem Grund, dass er überzeugt ist, dass sein Plastikrohr besser ist als jenes aus Metal. ... Worüber sich natürlich streiten lässt.

Sa., 27.03.2021 - 10:47 Permalink
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Stefan Laner Fr., 30.04.2021 - 03:33

Ich bin überrascht über die Antworten die hier kommen.
Ich würde es dabei belassen, dass man bei Pflanzen von Saft spricht.
Und wenn wir uns doch entscheiden sollten von Laab zu sprechen, dann bitte in Zukunft mit der Bezeichnung: 100% Kuhmilch... oder ... 80% Sojamilch, 10% Palmenmilch, 9% Kuhmilch und 1% Stabilisations/Färbemittel ... oder 90% aufbereitetes Klärwasser, 9% Stabilisatoren und 1% Baumsägemehl-Milch...
Diese Bezeichnungen würden mir natürlich gefallen, aber damit macht ein Start-Up nicht wirklich viel Umsatz. Daher verstehe ich, wieso der Weg über das etablierte Milch-Label viel besser wäre für die nachhaltige Unternehmensplanung.

Fr., 30.04.2021 - 03:33 Permalink