die Covid-Hürde für Trennungskinder
Sehr geehrte Zuständige,
sehr geehrte Verantwortliche,
Herr Landeshauptmann Kompatscher,
Landesräte Achammer und Deeg,
Generaldirektor Zerzer uvm.!
Ich habe bis dato alle Maßnahmen in der Covid-Pandemie unterstützt und auch meistens für sinnvoll empfunden und umgesetzt.
Obwohl ich wusste, dass es Kollateralschäden gibt, habe ich immer versucht das große Ganze zu sehen nach dem Motto „Nur zusammen schaffen wir das!“
Und glauben Sie mir, ich sehe mich mittlerweile durchaus selbst als Kollateralschaden: Mein Mann seit März im Lohnausgleich, mein Betrieb seit fast einem Jahr im Lockdown, meine Tochter bei der Tagesmutter, der sozialen Kontakte wegen und weil wir sonst den vollen Betreuungspreis zahlen müssten, obwohl wir beide zu Hause sind, ganz zu schweigen von den mangelhaften bis nicht existenten sozialen Kontakten, Zeit mit der Familie, Kultur, Sport und alles andere Lebenswerte.
Also ja: Ich sehe mich als Kollateralschaden und NEHME ES HIN. Aber nun REICHT`S auch mir!
Es ist an der Zeit, dass nicht nur jene beachtet werden, die am lautesten schreien, sondern auch auf die, die leise leiden (und davon gibt es bestimmt sehr viele!), jene die ebenfalls Kollateralschäden dieser Pandemie und dieser Maßnahmen sind und es vielleicht nicht so gut wegstecken wie wir: nämlich die Kinder und vor allem die Jugendlichen!
Und Jede/r die/der jetzt glaubt ich breche ein Jammerschreiben über Masken und Nasenbohrtest usw. vom Zaun hat weit gefehlt.
Ich finde unsere Kinder und Jugendlichen fügen sich in diesem System vorbildlich in ihre neuen Rollen: Stubentiger, Hausmännchen und -weibchen, sozial verarmt und was die Bildung betrifft auf höchste Eigeninitiative gedrillt oder vernachlässigt/vergessen.
Hätte das damals von uns einer verlangt, ich bezweifle ehrlich gesagt stark, dass ich mich so vorbildhaft verhalten hätte.
Ich nehme es mir also heraus zu behaupten: Kinder und Jugendliche sind definitiv Kollateralschäden auf den ersten Rängen.
Ich bin wirklich die Letzte die Andere bevorzugt oder benachteiligt, sich wundert oder ärgert warum Andere und ich nicht, denunziert oder verurteilt, weil ich immer noch der Meinung bin, dass wir denkende Wesen sind und Jede/r für sich selbst verantwortlich ist und wissen sollte was er/sie tut.
Aber wissen Sie was:
Ich bin die Schwester eines Vaters der seine Tochter seit nunmehr 6 Monaten nicht mehr sieht, weil sie in Österreich bei ihrer Mutter lebt und es anscheinend seit Monaten keine Möglichkeit für sie gibt ohne Unmengen an Tests, Bürokratie und Quarantäne die Grenze zu passieren.
Die Tochter meines Bruders (13 Jahre alt) lebt seit 6 Jahren in Linz und kommt immer nur in den Ferien zu uns (Papi, Oma, Opa, Freundinnen, Tanten, Onkel, Kusinen...). Da nun immer rigorosere Bestimmungen für Ein- und Ausreise herrschen, konnte sie seit September nicht mehr nach Südtirol.
Immer wieder begeben wir uns daher auf Informationssuche und betteln um Unterstützung an den verschiedensten Stellen (Corona Hotline, Zivilschutz Südtirol, Sanität, Frau Deeg, Herr Zerzer, Generaldirektion österreichische Botschaft in Mailand, Quästur, Carabinieri…) mit immer denselben Hürden:
Bei der Einreise braucht meine Nichte einen negativen Test nicht älter als 48h, dann noch einen Weiteren 48h nachdem sie in Südtriol angekommen ist und mit zwei NEGATIVEN Tests muss sie TROTZDEM 14 Tage in Quarantäne. Einen dritten Test braucht sie nach den abgelaufenen 14 Tagen. Zudem Meldung Einreise, Meldung Ausreise meiner Nichte bei der Sanität in Südtirol und in Österreich, Meldung Ausreise und Einreise viermal für mich, weil ich vier Mal über die Grenze fahre, wenn ich meine Nichte abhole und wieder zurückbringe.
Nach den 14 Tagen Quarantäne in Südtirol und der Wiedereinreise in Österreich 10 Tage Quarantäne dort mit der Möglichkeit sich nach 5 Tagen frei zu testen. Ich bleibe von den Quarantänepflicht verschont, weil ich weniger als 12h im Ausland war.
Einzige Ausnahme für dieses ganze Szenario: ich lasse mir beim Gesundheitsministerium in Italien eine Notwendigkeit der Einreise meiner Nichte bescheinigen (die ich auf jeden Fall sehe), sie muss aber nach 120h das Land wieder verlassen und braucht dafür wieder 3 negative Tests (einen 48h vor Einreise, einen 48h nach Einreise in Italien, einen Weiteren um sich nach 5 Tagen in Österreich von der Quarantäne freizutesten). Dieses Ansuchen muss jedoch mindestens 7 Tage vorher eingereicht werden und es bedarf eines positiven Gutachtens. Aber seien wir ehrlich: Wer weiß zurzeit schon welche Bestimmungen in einer Woche herrschen???
Der Tipp vom Amt für Zivilschutz: der Vater solle nach Linz fahren und innerhalb 12h wieder nach Südtirol zurückreisen, dann bräuchte nur er einen negativen Test und könne seine Tochter (ja was!?) ganze -2 Stunden sehen (die Fahrt nach Linz dauert zurzeit mit Grenzkontrollen nämlich ca. 7h)!
Ach ja, es gibt noch eine weitere Ausnahme um das ganze Prozedere zu vereinfachen: einen Todesfall in der Familie.
Hier hört mein Verständnis auf! Es reicht! Hier läuft eindeutig etwas schief:
Es ist allerhöchste Zeit die Liste der Ausnahmen
(Personal der Beförderungs- bzw. Transportunternehmen;
- mitreisendes Personal;
- Reisen aus oder nach San Marino und Vatikanstadt;
- für die Einreise aus beruflichen Gründen, die durch besondere, von der zuständigen Gesundheitsbehörde genehmigte Sicherheitsprotokolle geregelt sind;
- für alle, die mit einem Privatfahrzeug für einen Zeitraum von maximal 36 Stunden das italienische Hoheitsgebiet durchqueren, verbunden mit der Pflicht, nach Ablauf dieses Zeitraums das Staatsgebiet unverzüglich zu verlassen oder sich, falls dies nicht möglich ist, in die Isolation auf Vertrauensbasis und Gesundheitsüberwachung zu begeben;
- für Gesundheitspersonal, das zur Ausübung beruflicher Tätigkeiten im Gesundheitsbereich nach Italien einreist,
- für Grenzpendler, die aus nachgewiesenen arbeitsbedingten Gründen in das Staatsgebiet ein- und ausreisen, und für die anschließende Rückkehr zu ihrem Wohnsitz, ihrer Wohnung oder ihrem Aufenthaltsort;
- für Schüler und Studierende, die in einem anderen Staat die Schule besuchen bzw. studieren als jenem, in dem sich ihr Wohnsitz, ihre Wohnung oder ihr Aufenthaltsort befindet, zu dem sie täglich oder mindestens einmal wöchentlich zurückkehren;
- für Einreisen von Athleten, Technikern, Sportrichtern und Betreuern für die Teilnahme an professionellen Sportveranstaltungen
Zusätzlich gilt laut Art. 49 Abs. 4 des Dekretes des Ministerpräsidenten vom 2. März 2021:
- Personen, welche für weniger als 120 Stunden aus dringlichen Notwendigkeiten, für Arbeit- oder gesundheitliche Gründe nach Italien einreisen und da Land nach 120 Stunden wieder verlassen
- Mitarbeiter von Firmen, welche den Firmensitz oder einen Außensitz in Italien haben und sich für Arbeitsgründe nicht länger als 120 Stunden im Ausland aufhalten,
- Beamte und Beauftragte, wie auch immer benannt, der Europäischen Union oder internationaler Organisationen;)
für dieses übertriebene und total unverhältnismäßige Horrorszenario durch die Gruppe der MINDERJÄHRIGEN DIE ZU IHREM ELTERNTEIL
ÜBER DIE GRENZE WOLLEN zu erweitern!
Ich finde es mehr als unmenschlich und wirklich lächerlich, dass fast jeder Furz die Grenze problemlos passieren kann, für Minderjährige (wie meine Nichte, die mittlerweile mit panischer Angst vor Tests, Quarantäne und sogar mit der Angst kämpft an der Grenze zurückbleiben zu müssen) jedoch dermaßen absurde Vorgehensweisen bestehen!
Ich bitte sie inständig dagegen etwas zu unternehmen und sich für diese Gruppe (wenn sie auch nicht so groß sein mag und vielleicht nicht so laut schreit) stark zu machen und einzusetzen.
Sechs Monate haben sie alle auf ein Elternteil (und Familie) verzichtet. DAS MUSS REICHEN!
Oder wie es meine 13-jährige Nichte in einem offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz formulierte:
„Mit den Coronaregeln insgesamt komme ich klar und ich weiß auch, dass sie wichtig sind und ich die anderen schütze aber Sie und ihre Regierung haben kein Recht mir meine Familie wegzunehmen. Mein Vater wohnt in Italien und ich habe ihn das letzte Mal vor einem halben Jahr gesehen da man ja nicht ins Ausland reisen sollte und ich fand es ja auch okay, aber meine Sehnsucht steigt und meine Oma, meinen Opa, meine Tanten und Onkels, Cousinen, Freundinnen und vor allem meinen eigenen Vater darf ich nicht mehr sehen.
Ich weiß, dass ich ein Kind bin aber ich weiß ganz genau, dass ich genauso viel wert bin wie ein Erwachsener und dass ich bei meinem Vater in Quarantäne muss und mich 4 Mal testen lassen muss finde ich unmenschlich und deswegen würde ich Sie bitten sich die Zeit zu nehmen sich das durchzulesen und irgendetwas für mich zu machen, weil ich weiß, dass sie die Möglichkeit haben, mir meinen gerade größten Herzenswunsch, nämlich meinen Vater zu sehen, zu erfüllen. Bitte unterstützen Sie mich!“
Frau Weber spricht an, was
Frau Weber spricht an, was viele der GesetzesmacherInnen nicht zu wissen scheinen: Südtirol ist Grenzregion und sehr viele Familienbande gehen über die stets nahen Staatsgrenzen! Ich schließe mich der Bitte an, die Absurditäten abzuschaffen! Ansonsten ist es logisch, dass diese jetzige Landesregierung nur mehr Unverständnis und letztlich tiefste Verachtung und Hass auf sich zieht.
Danke für diesen Kommentar.
Danke für diesen Kommentar. Ich kann das Geschriebene aus eigener Erfahrung nur unterstreichen, denn ich bin alleinerziehend und der Vater meiner Kinder lebt seit 2014 in Österreich. Vor Ferien jeder Art wende ich immer Stunden und Stunden dafür auf, mich über die jeweils gültigen Aus- und Einreisebestimmungen zu informieren. Um am Ende immer wieder konstatieren zu müssen, dass die italienischen Bestimmungen zwar Kindern erlauben, zum getrennt lebenden Elternteil (auch ins Ausland) zu fahren, für diese Kinder aber dennoch keine Ausnahme von der Quarantänepflicht bei der Wiedereinreise vorsehen, während es zahlreiche andere Ausnahmen gibt. Es ist in keinerlei Hinsicht nachvollziehbar, auch nicht epidemiologisch.