Hahn auf Misthaufen
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Gesellschaft | fritto misto

Gickerl, Gockerl

Im Rat der Gemeinden wird gegockelt, den Frauen und ihren Unterstützern bleibt wieder mal nur das Eine: Eiern, eiern, eiern.

Ach, liebe Männer vom Rat der Gemeinden und drumherum: Da habt ihr uns ja ein schönes Ei gelegt, so kurz vor Ostern. Oder besser: Ihr habt es euch selbst gelegt, denn jetzt schaut ihr ziemlich zerrupft aus der Wäsche. Habt ihr wirklich geglaubt, ihr könnt schön heimelig unter euch bleiben, zwei Frauen mit Ach und Krach in die illustre Runde der Hofgigger lassen, und keinen kratzt’s? Ei, ei, ei: Der Plan ging nicht ganz auf. Habt ihr ernsthaft erwartet, die Frauen im Land (und nicht nur die) nehmen das stillschweigend hin? Wollt ihr wirklich behaupten, dass ihr nicht schon während ihr die großmütige Entscheidung getroffen habt, es bei zwei Frauen im Rat der Gemeinden zu belassen, obwohl ihnen fünf Plätze zustünden, und keine von beiden zur Vizepräsidentin zu machen, dass ihr da nicht schon das lodernde Fritto-Feuer unter euren Hintern gespürt habt? Ich kann nur sagen: Hut ab vor so viel Entschlossenheit. Oder ist es etwa doch bloß Präpotenz? Gleichgültigkeit? Ahnungslosigkeit?

So einfach ist das leider nicht, lieber Renzo – du könntest auch Schokominza heißen, ab heute Lippenstift tragen und ein Röckchen überziehen...

An Selbstvertrauen scheint es jedenfalls nicht zu mangeln, aber das haben Gigger ja so an sich. Stolzieren über den Misthaufen mit geschwollenem Kamm und brüllen ihr „Kikerikiii“ in die Welt hinaus: Schaut’s her, ich bin der Chef! Ja, schön und gut, aber wenn ihr schon das Revier beansprucht, dann möchten wir in der nächsten Zeit auch die entsprechende Performance sehen: Dann stellt mal unter Beweis, dass ihr nicht mehr Frauen braucht, weil ihr eh Bescheid wisst. Dass ihr die Hälfte der Bevölkerung, die ihr im Rat nicht recht zum Zug kommen lasst, adäquat vertreten könnt. Dass ihr vertraut seid mit den Anliegen, Schwierigkeiten, Bedürfnissen von Frauen. Bei Ehefrau, Tochter, Mama nachfragen gilt nicht. Ihr glaubt, ihr habt das drauf: Dann macht mal. Es zeugt ja schon von viel Sensibilität und Einfühlungsvermögen fürs Thema, wenn BM Caramaschi meint: „Hieße ich Renza Caramaschi, gäbe es das Problem nicht.“ So einfach ist das leider nicht, lieber Renzo. Du könntest auch Schokominza heißen, ab heute Lippenstift tragen und ein Röckchen überziehen: Das würde nichts dran ändern, dass dir der Background, die Erfahrungswelt, die Perspektiven einer Frau abgehen. Da kannst du ja nicht einmal etwas dafür. Man muss halt einsehen können, dass es so ist. Deshalb ist es ja so wichtig, verschiedene Sichtweisen reinzulassen und nicht schon wieder mittelalten Mann neben mittelaltem Mann zu parken. Ich habe nichts gegen mittelalte Männer. Aber im Verhältnis dazu, wie häufig sie im  Leben da draußen vorkommen, sind sie in der Politik einfach zu präsent.

 

Die Frauen hätten sich selbst wehren müssen, meinte, nicht weniger zum Seufzen anregend, Präsident Andreas Schatzer. Ja, klar. Ich kann mich aufgrund meiner Jugend nicht mehr ganz genau daran erinnern, aber das hat man Anno Dazumal bestimmt auch den deutschsprachigen Südtiroler*innen gesagt, als das Beamtentum fest in italienischer Hand war. Miasts holt selber schaugn. Des mochts es schun. But wait: Warum wurde dann der ethnische Proporz eingeführt, wenn das mit dem Sich-selbst-wehren so gut funktioniert hat? Hat es nicht? Oh. Wie würde unsere Gesellschaft heute aussehen, hätte es den Proporz, der ganz gewiss kein ideales, aber ein zumindest damals notwendiges Instrument war, nicht gegeben? Wie könnte unsere Gesellschaft in ein paar Jahrzehnten aussehen, würden wir die Frauenquote, die ebenso wenig ideal, aber notwendig ist, einführen?

Habt ihr wirklich geglaubt, ihr könnt schön heimelig unter euch bleiben, zwei Frauen mit Ach und Krach in die illustre Runde der Hofgigger lassen, und keinen kratzt’s?

Gewiss, damit die funktioniert, braucht es einen tiefgreifenden Wandel, der Haushalts- und Pflegearbeit gerecht auf Männer- und Frauenschultern verteilt. Aber noch gewisser werden sich auch darum unsere Vertreter im Rat der Gemeinden kümmern: Sie sind ja offenbar total im Bilde. Dass die Quote zumindest dort in ein paar Jahren eingeführt wird, dazu hat Mann sich nach all der Empörung durchringen müssen. Die männliche Seite habe dazugelernt, meinte Schatzer, nicht ohne anzufügen: Die weibliche auch. Was die weibliche Seite gewiss gelernt hat, ist, dass immer noch Spielchen gespielt werden, um sie außen vor zu halten. Dass Frauen in der Politik immer noch als notwendiges Übel betrachtet werden, das eine Runde schwächt, anstatt sie zu stärken. Dass manche Männeregos nach wie vor unter all dem Aufgeplustere zu fragil sind, um Frauen gleichberechtigt und selbstverständlich an ihrer Seite anzuerkennen. Sie hat aber auch gelernt, dass sie breite Unterstützung hat. Dass nicht mehr geschwiegen wird, wenn sie, pardon, bei den Eiern genommen wird. Letzteres war wohl auch die Lektion für die Männer: Ihr könnt nicht mehr machen, was ihr wollt. So ganz angekommen ist das aber noch nicht: Ansonsten hätte es Rücktritte aus Einsicht gegeben anstatt des Versprechens einer zukünftigen Quote, das zum jetzigen Zeitpunkt keinem wehtut. Gickerl, Gockerl, oben auf dem Mist, eben. Dass ihm in der letzten Strophe der Hals umgedreht wird, darf man getrost als Absage an überholtes Machotum verstehen.

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Elisabeth Garber Sa., 27.03.2021 - 19:04

Da wird jetzt so manchem Leser (beim Gigger auf dem Misthaufen fiel mir spontan ein gewisser Ludwig mit illustrem Nachnamen ein) der Kamm runterhängen.

Sa., 27.03.2021 - 19:04 Permalink
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Johann Georg B… So., 28.03.2021 - 14:12

So langsam verstehe ich warum die Frauen früher kein Wahlrecht hatten, schon Früher wusste man, dass Frauen nur Unzufriedenheit verbreiten.
Ich wähle keine Geschlechter sondern Leute mit Hausverstand ob Mann oder Frau.
Zickenkrieg past besser in den Kindergarten.

So., 28.03.2021 - 14:12 Permalink
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Walter Unterweger Mo., 29.03.2021 - 10:46

Ja liebe Frauen, was soll das gegackere, ihr seid selber mehr als 50% und doch kriegt ihr Keine auf die Posten, also fängt mal an mit Augen zu und durch statt dem ewigen Zickenkrieg, dann klappts vielleicht besser. Ach ja und ich wähle ganz gerne Frauen wenn denn welche da sind.

Mo., 29.03.2021 - 10:46 Permalink
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rotaderga Mi., 07.04.2021 - 08:17

4 Gigger und nur eine Henne unter den bisherigen Kommentaren.
Ich hab Hühner. 6 Hennen und 4 Gigger - 1 Gigger, der Chef , ist fast immer mit seiner Lieblingshenne zusammen. Die anderen 3 Gigger, ja die streiten sich um die restlichen 5 Hennen, meiden aber die Oberhenne vom Chef.
Was diese Geschichte mit obigem Rat der Gemeinden zu tun hat?

Mi., 07.04.2021 - 08:17 Permalink