Kultur | Sanierung

Dieses Haus atmet Geschichte

Wenn sich Andreas Hofer „seinen“ Hatzeshof heute anschaut, ist er sich sicher: Ihn für sich und seine junge Familie zu sanieren, war die richtige Entscheidung.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Gustav Willeit

Gastbeitrag des Südtiroler Bauernbund zur aktuellen Bauernhaus-Sanierungsberatung

Text: Renate Anna Rubner

 

Es wäre der leichtere und kostengünstigere Weg gewesen: Andreas Hofer und seine Frau Anita hätten den alten Hatzeshof in Tschöfas in Lajen einfach abreißen und sich stattdessen ein neues, komfortables Einfamilienhaus aufstellen können. Aber das kam für sie nicht in Frage, beide waren sich einig: Dieses Haus atmet Geschichte, das wollen wir für uns erhalten! Trotzdem brauchte es einen Anstoß von außen, um die Geschichte des Umbaus ins Rollen zu bringen: Und den gab der Wettbewerb „Ideenwerkstatt Planen“, im letzten Jahr ersetzt durch die Bauernhaus-Sanierungsberatung.

 

Großer leerstehender Hof

Aber lassen Sie uns die Geschichte von vorne erzählen: Sie begann im Jahr 2015, als Alois Hofer und seine Frau Melitta überlegten, ihren Milchviehbetrieb mit etwa 30 Hektar Wald und 13 Hektar Mähwiesen an ihren Sohn Andreas zu übergeben. Damit stellte sich für sie automatisch auch die Frage, ob der Jungbauer neben dem landwirtschaftlichen Betrieb auch die Garni übernehmen würde. Die hatten sie im Jahr 1976 neben dem alten Hatzeshof neu gebaut und dort mit ihrer Familie gelebt, während die Oma im alten Gebäude wohnen geblieben war. Das alte Haus war zwar groß und bot für viele Jahre noch einem alten Knecht Wohnung, es gab aber keine Zentralheizung im Haus. Auch fließend Wasser gab es nur in der Küche. Deshalb stand der Hatzeshof schon seit Jahren leer, er hätte grundlegend saniert und renoviert werden müssen, um einen zeitgemäßen Wohnkomfort bieten zu können. Da stieß Melitta Hofer auf einen Beitrag und Aufruf im „Südtiroler Landwirt“: Bauernfamilien, die einen sanierungsbedürftigen historischen Hof besitzen, sollten sich für „Ideenwerkstatt Planen“ melden.

Kurz entschlossen rief man beim Südtiroler Bauernbund an und reichte dann Fotos und Unterlagen ein, die für die Teilnahme an dem Wettbewerb nötig waren. Bald darauf erhielt Familie Hofer in Tschöfas/Lajen einen Anruf, mit dem der Bauernbund einen Lokalaugenschein mit Architekten ankündigte. Der erste Schritt war schon getan.

... beide waren sich einig: Dieses Haus atmet Geschichte, das wollen wir für uns erhalten!

Lokalaugenschein und Auswahl

Nach diesem ersten Lokalaugenschein gab es bald schon einige Sanierungsvorschläge, die es zu bewerten galt: Eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Architekturstiftung Südtirol, des Südtiroler Bauernbundes, des Landesbeirats für Baukultur und verschiedener Landesämter entschieden gemeinsam mit Andreas Hofer als Besitzer, welches der Projekte den Wettbewerb gewinnen sollte. Damit fiel auch die Entscheidung für Andreas Hofer: Er und seine Frau Anita würden den Hof sanieren. Gemeinsam mit dem Architekturbüro „Raum 3 Architekten“ aus Brixen, das für das Siegerprojekt verantwortlich zeichnete.

Eine gute Entscheidung, wie sich Andreas und Anita sicher sind: „Felix Kasseroler, der unser Projekt betreut hat, hat sich als sehr kompetenter Bauleiter erwiesen. Er war immer da, wenn es Entscheidungen zu treffen galt.“ Und derer gab es einige! Schließlich war der Hatzeshof in Vorbereitung der Sanierung unter Denkmalschutz gestellt worden.

 

 

Baubeginn im März 2019

Im Jahr 2016 hatte Andreas die Landwirtschaft übernommen, seine Schwester führt seitdem die Garni, in der die Eltern leben. Im März 2019 wurde Baubeginn am Hatzeshof gemeldet. Es folgten anstrengende Zeiten für die jungen Bauersleute. Die beiden Kinder waren noch klein, der Umbau aufwendig: Die Außenmauern mussten saniert und das Dach erneuert werden, die Decken angeglichen, die Böden ausgetauscht. Das hat viel Geduld gekostet. Den Architekten, den beiden Bauherren, aber auch Alois und Melitta Hofer: Denn die sprangen immer ein, wo es sie brauchte – im Stall, bei der Hofarbeit und bei den Kindern. Viel Unterstützung erhielt die junge Familie auch von Anitas Mutter Maria. Endlich, im Juni 2020, wurde eingezogen.

 

Wohnungen für Urlaub auf dem Bauernhof

Heute leben sie in der Parterrewohnung, in den Obergeschossen sind drei Ferienwohnungen für Urlaub auf dem Bauernhof ein-gerichtet. Die beiden haben lange überlegt, ob sie sich diesen Zuerwerb am Hof schaffen wollen. Beide sind nämlich Neueinsteiger bei der Gästebetreuung. Aber letztendlich ent-schieden sie sich dafür: „Die Kosten waren letztendlich nicht übermäßig höher, als wenn wir uns nur ein Eigenheim geschaffen hätten“, sagt Andreas Hofer. „Und so kommt zumindest auch etwas zusätzlich herein, auch wenn wir mit letztem Jahr kein besonders gutes Jahr für den Beginn erwischt haben“, meint er. Dafür ist der Keller vorerst so geblieben, wie er war. „Den nehmen wir uns in einem zweiten Moment vor, wenn wir wieder etwas auf die Seite gelegt haben, erklärt der junge Bauer. Nun ist er erst mal zufrieden: „Wenn ich mir das Ergebnis anschaue, weiß ich, dass sich die Mühe gelohnt hat“, sagt er, es sei aber eine sehr anstrengende, fordernde Zeit gewesen. Bereut habe er den Umbau aber nie. „Das Haus abzu-reißen, war für uns keine Option. Weil es einfach eine Geschichte hat. Und für mich auch viele Erinnerungen!“, sagt Andreas Hofer.

 

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Evi Keifl Fr., 26.03.2021 - 20:00

Wunderschön! Ein Schmuckstück! Großes Kompliment den Bauersleuten für diese verantwortungsvolle Entscheidung und dem Architektenteam für die gekonnte Ausführung!!! Nach der rücksichtslosen Zerstörung so vieler alter Hofstellen und ihren Ersatz durch seelenlose Allerweltsbauten, die uns allen so viel Heimat weggenommen haben, ist die Initiative des Bauernbundes zwar überfällig aber umso begrüßenswerter. Hoffentlich hilft sie, das Umdenken schnellstens in Gang zu bringen.

Fr., 26.03.2021 - 20:00 Permalink
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Margit Weiss So., 28.03.2021 - 17:04

SCHÖN ZU HÖREN : GUT ZU WISSEN
Es ist schön zu hören, dass die Eigentümer des Hatzes mit der Entscheidung ihren Hof zu sanieren und vor allem mit dem Ergebnis glücklich sind.
Gut zu wissen ist, dass das Projekt vom Amt für Bau- und Kunstdenkmäler intensiv betreut wurde und durch Beratung, Begleitung und finanzielle Beiträge einiges erreicht werden konnte, was bei der Sanierung eines nicht denkmalgeschützten Gebäudes nicht geschehen wäre.
Durch eine bauhistorische Untersuchung konnten wir das Gebäude bis in seinen gotischen Kern verstehen, schließlich auf die barocke Fassadengestaltung stoßen und die Freilegung erreichen und fördern. Gotische Schiebefenster konnten erhalten und zeitgemäß ergänzt, die Stube restauriert werden. Viel an historischer Substanz im Inneren und vor allem die originale Fassadengliederung konnte erhalten bleiben, auch wenn dies vom Projekt zuerst nicht vorgesehen war.
Ein gelungenes Projekt ist am Ende eine Erfolgsgeschichte für alle: die Eigentümer, die Architektinnen, Handwerker, Restauratorinnen und nicht zuletzt die Fachleute der Denkmalpflege, die den bau- und kulturgeschichtlichen Kontext kennen und den gesellschaftlichen Auftrag haben, unsere gebaute Kulturgeschichte für kommende Generationen zu erhalten - oft auch trotz Gegenwind.
Wenn das auch im Artikel nicht erwähnt wird, so erlaube ich mir, das untenstehende Kompliment für das Schmuckstück, seine Erhaltung und gute Ausführung auch uns, den Denkmalpflegerinnen, weiterzureichen.

So., 28.03.2021 - 17:04 Permalink