Wirtschaft | neues Museum

Die Sparkassen und Ötzi

Die Entscheidung über das neue Zuhause von Ötzi rückt näher. Als Favorit gilt ein Gebäude, bei dem man stutzig werden kann.
Archäologiemuseum
Foto: LPA

Wohin mit Ötzi? Die Frage will das Land über eine Standortanalyse beantworten. Die Antwort rückt nun immer näher.

Mit der Sondierung und Bewertung möglicher neuer Standorte für das Archäologiemuseum wurde die Firma Sinloc Spa aus Padua beauftragt, die dazu zeitweilig einen Unternehmenszusammenschluss mit dem Architekturbüro Weber+Winterle eingegangen ist. Die Standortanalyse, mit der im September 2020 begonnen wurde und die rund 60.000 Euro kostet, umfasst drei Phasen.

In der ersten Phase wurden die aktuelle Situation und die Bedürfnisse des Museums erhoben, ebenso die bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen Planungsvorschläge, die Tourismusentwicklung und die Planungskonzepte der Landeshauptstadt. Dabei wurden in Zusammenarbeit mit Land und Gemeinde Bozen unter einer größeren Anzahl von Möglichkeiten mehrere Standorte von potenziellem Interesse in eine engere Auswahl genommen.
In der zweiten Phase wurden die Bewertungskriterien definiert. Dies erfolgte auf der Grundlage einer Analyse analoger Fallstudien nationaler und internationaler Museen und im Dialog mit über 30 Vertretenden von Interessengruppen, wobei sowohl die Bürgerschaft, die Kreativszene, die Welt der Wissenschaft und Forschung, die Wirtschaftssektoren Handel, Gastgewerbe und Tourismus angehört wurden. Per Fragebogen wurden zudem 6.000 Museumsbesucher befragt, von denen sich 1.279 an der Befragung beteiligten.

Diese zweite Phase ist nun abgeschlossen: Die Bewertungskriterien für die Standortfindung stehen. Nun kann die Bewertung erfolgen und ein Ranking erstellt werden. Mitte April soll die Standortsuche abgeschlossen sein. Am Donnerstag Vormittag teilt das Land mit: “Die nun ausgearbeitet vorliegenden Bewertungskriterien berücksichtigen neben der Standortfrage die Erreichbarkeit, den städtebaulichen Wert, die architektonische Beschaffenheit, die Größe, verfahrenstechnische Aspekte und den Zeitrahmen. Die objektive Analyse und der Vergleich der identifizierten Standorte sowie deren Bewertung folgen nun in der dritten Projektphase. Offiziell präsentieren werden Sinloc und Weber+Winterle Architekten die Ergebnisse der vom Land in Auftrag gegebenen Standortanalyse noch im April.”

Doch um welche Standorte geht es überhaupt? Die Tageszeitung berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe von fünf bis sechs Immobilien, die von Sinloc als potentiell geeignet erachtet werden: das Ex-INA-Gebäude an der Talferbrücke im Besitz der Tosolini-Gruppe; das Athesia-Haus in der Museumsstraße; das Ex-ENEL-Gebäude an der Drususbrücke; der Virgl (das Projekt der SIGNA von René Benko); womöglich auch das Gefängnis-Gebäude in der Dantestraße. Die besten Karten aber soll das Sparkassen-Gebäude in der gleichnamigen Straße unweit des aktuellen Standorts des Archäologiemuseums haben. Bereits 2019 waren die Pläne der Bank bekannt geworden, den historischen Sitz zu veräußern und als neue Ruhestätte für Ötzi freizugeben.

Dass für die Sinloc just jene Immobilie als Favorit gilt, ist ein Umstand, der stutzig machen kann. Denn an der Sinloc Spa sind gleich mehrere Sparkassenstiftungen aus Mittelitalien beteiligt: die Fondazione Cassa di Risparmio di Bologna, die Fondazione Cassa di Risparmio di Padova e Rovigo, die Fondazione Cassa dei Risparmi di Forlì, die Fondazione Cassa di Risparmio di Gorizia, die Fondazione Cassa di Risparmio delle Province Lombarde, die Fondazione “Cassa di Risparmio della Provincia di Teramo” sowie die Fondazione Cassa di Risparmio di Lucca. Die Sparkassenstiftungen halten insgesamt etwas mehr als zwei Drittel des Gesellschaftskapitals der Sinloc Spa von knapp 27,7 Millionen Euro.

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Karl Egger Do., 01.04.2021 - 16:44

Zur Erinnerung: 2019 wurde schon einmal eine Expertenkommission beauftragt, welche den Virgl als Standort favorisiert hat. Gleich darauf wurde von LH Kompatscher darauf hingewiesen, dass das Ergebnis nicht bindend ist. Warum man dann überhaupt eine Expertenkommission beauftragt hat, weiß bis heute kein Mensch... Es hat den Anschein als ob das Ergebnis politisch nicht genehm war. Würde man hier (ähnlich wie beim Kaufhaus Bozen) die Bevölkerung fragen, würde diese mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls das Signa-Projekt favorisieren. Wenn es nun das Sparkassengebäude sein soll (aus welchem Grund auch immer), dann sollten die Politiker wenigstens den Anstand haben, den Standort zu wählen und anschließend eine Ausrede zurechtzimmern, statt so lange Geld für Erhebungen und Analysen auszugeben bis das gewünschte Ergebnis herauskommt...

Do., 01.04.2021 - 16:44 Permalink