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Die Rache des Koordinators

Weil Wolfgang Mayr in einem Abschiedsinterview RAI-Koordinator Markus Perwanger heftig kritisiert, hat dieser vier vorbereitete Radiosendungen Mayrs kurzerhand gecancelt.
Im Hochhaus am Bozner Mazziniplatz hat Markus Perwanger nur wenige Freunde.
Es ist kein Geheimnis, dass das Verhältnis zwischen dem seit 2006 amtierenden Koordinator und dem Großteil der Redaktion von RAI Südtirol nachhaltig zerrüttet ist. Besonders kontrovers ist auch die Beziehung zwischen Perwanger und Wolfgang Mayr.
Der Eppaner Journalist kam 1988 vom Wochenmagazin FF zur RAI, wo er 2012 zum Chefredakteur aufsteigt. 2017 legt Wolfgang Mayr dieses Amt aus persönlichen Gründen nieder. Danach gestaltet der Journalist jahrelang mehrere Radiosendungen. Darunter die Interviewsendung „12 nach 12“.
Mit 2. Mai ist der 64jährige Mayr jetzt in Rente gegangen. Dazu hat die Wochenzeitung FF mit ihm ein langes Abschiedsinterview geführt. In diesem Interview geht Wolfgang Mayr unter anderem mit Markus Perwanger hart ins Gericht.
 

Gleichgewicht des Schreckens

 
Eigentlich hätte ich noch ganz gerne die drei Jahre bis zu meinem 67. Geburtstag gearbeitet. Denn ich mache meinen Beruf mit Leidenschaft. Das Problem war aber der Koordinator. Er ist geblieben - daher bin ich gegangen“, sagt Wolfgang Mayr im FF-Interview.
Und weiter: „Er verwaltet die Armut. Während Chefredakteurin Heidy Kessler stets um die Aufstockung der Redaktion kämpft, tut er das nicht. Dabei wäre das eine seiner wesentlichen Aufgaben. Ein weiterer Grund: Renate Gamper, die für das Radio im Programmbereich zuständig ist, versucht seit Ewigkeiten, den Laden in kleinen Schritten zu modernisieren. Perwanger lässt das alles versanden. Er verwässert die Konzepte, zerfleddert sie und macht sie damit untauglich. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen: Sie ist Don Quichotte, er die Windmühle …
 
 
 
Auf sein Verhältnis zum Koordinator angesprochen, meint Wolfgang Mayr: „Ich habe uns beide immer als "Gleichgewicht des Schreckens" verstanden. Das war für mich kein Problem. Aber so wie Perwanger zum Teil mit den Jungen umspringt, oder seine Mitarbeiterführung - das ist nicht mehr zeitgemäß.“
Harter Toback
 

Die Zensur

 
Dass Markus Perwanger diese Aussagen zu seiner Person nicht goutiert, dürfte verständlich sein. Der Koordinator von RAI-Südtirol hat sich aber zu einer Aktion hinreißen lassen, die deutlich macht, wie Perwanger den Laden am Mazziniplatz führt.
Wolfgang Mayr war Zeit seines Berufslebens ein Arbeitstier. Das zeigte er auch beim Sprung in die Rente. Mayr hat verantwortungsvoll und brav noch für den Mai vier Ausgaben seiner Sendung „12 nach 12“ vorproduziert. Am vergangenen Samstag war eine Sendung geplant, in der Arno Teutsch über seine politische Lebensgeschichte erzählt, für die kommenden Mai-Samstage sind Sendungen mit Pfarrer Hugo Senoner, Uniprofessorin Susanne Elsen und Ex-SVP-Obmann Siegfried Brugger von Wolfgang Mayr vorproduziert worden.
Die Hörerinnen und Hörer werden diese Sendungen aber nicht zu hören kommen. Markus Perwanger hat Mayrs Sendungen kurzerhand zensiert und aus dem Programm geworfen.
Am vergangenen Samstag lief im Hörfunk um 6.50 Uhr zwar noch der Hinweis auf die Sendung Mayrs mit Arno Teusch, doch das war ein Versehen.
Markus Perwanger hatte bereits am Freitag einer Mitarbeiterin die Dienstanweisung gegeben, alle Mayr-Sendungen zu streichen und eigene neue Interviews für „12 nach 12“ zusammenzuschnippseln. „Wolfgang Mayr darf nicht mehr auf RAI-Südtirol zu hören sein“, so die interne Begründung des Intendanten für die abrupte Programmänderung.
Für die Perwanger-Kritiker ist das nur ein weiterer Mosaikstein im Bild, das selbst die hohe Politik vom Wirken Perwangers am Mazziniplatz hat. Das Programm von RAI Südtirol wird weniger von objektiven Gegebenheiten und Regeln bestimmt, als von den Befindlichkeiten seines Koordinators und jenen, denen er besonders nahesteht: Dem Hause Athesia­.
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Hartmuth Staffler Mo., 10.05.2021 - 13:33

Christoph Franceschini weist zu Recht darauf hin, dass die Athesia bei der RAI ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Er unterschlägt allerdings, dass das Mitspracherecht der italienischen Regierung noch wesentlich ausgeprägter ist, vor allem bei der Personalpolitik. Ohne Zustimmung aus Rom kann man bei RAI Südtirol nicht einmal Ausgeher werden, geschweige denn Redakteur. Am wenigsten zu sagen hat unsere Südtiroler Landesverwaltung, die das Ganze finanzieren darf.

Mo., 10.05.2021 - 13:33 Permalink
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Jürgen Theiner Mo., 10.05.2021 - 13:45

Bisher war der RAI Sender Bozen, insbesondere die abendliche Tagesschau, für mich immer die absolute Comedy-Veranstaltung. An Herrn Perwanger und seine Versprecher im TV habe ich die lustigsten Kindheits-Erinnerungen ;-)
Muss ich mir jetzt wohl mal überlegen.

Mo., 10.05.2021 - 13:45 Permalink
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Georg Markart Mo., 10.05.2021 - 14:16

Ich habe Wolfgang Mayr als Journalist und Chefredakteur immer gerne Im Radio zugehört so wie auch bei seinen Sendungen 12 nach 12 und war deßhalb verwundert ihn am letzten Samstag nicht mehr zu hören,auch weil nirgendwo angekündigt war,daß diese Sendungen eingestellt werden.Aber jetzt weis ich es warum,schade da es immer eine interessante Sendung war.
Ich glaube daß Koordinator Herr Perwanger mit seiner Sendung Alpen Donau Adria weniger Zuschauer hat als W.Mayr Hörer mit seiner Sendung im Radio 12 nach 12. Jetzt mein Vorschlag,Herr Perwanger könnte am nächsten Samstag bei 12 nach 12 ja nochmals von seiner Begegnung mit den Bären erzählen,ist ja jetzt in den Medien grosses Thema.

Mo., 10.05.2021 - 14:16 Permalink
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alfred frei Mo., 10.05.2021 - 15:15

Sehr geehrter Herr Koordinator, würden sie bitte ihre Dienstanweisung begründen; natürlich im Rahmen einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt und ohne "ungesunde" Verflechtungen mit parteipolitischen Interessen oder persönlichen Voreingenommenheiten. Danke

Mo., 10.05.2021 - 15:15 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Di., 11.05.2021 - 07:34

Ich würde es begrüssen,wenn Herr Perwnager mit seinem unkollegialen und primitiven unethischen Verhalten das er hier aufgezeigt hat sofort den "HUT" Nehmen würde.Wäre ohnehin höchste Zeit für diesen Athesiafreund!

Di., 11.05.2021 - 07:34 Permalink
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Arne Saknussemm Di., 11.05.2021 - 08:09

Herrgott, ist das ein Affentheater! Ich wäre froh diesen Saftladen endlich hinter mir zu haben! Im übrigen hat Herr Mayr zu dieser "Armut" im Hause RAI auch selber beigetragen. So gut waren und sind seine Beiträge nun auch wieder nicht!

Di., 11.05.2021 - 08:09 Permalink
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Georg Markart Di., 11.05.2021 - 09:14

Antwort auf von Arne Saknussemm

@Arne Saknussemm
Ob man die Beiträge von Herrn Mayr gut oder nicht gut findet ist natürlich jeders eigene Meinung,aber daß Herr Mayr zur "Armut" im Hause Rai selbst beigetragen hat ist wohl ihre eigene Phantasie
Was ich nicht gut finde, ist wenn jemand wie in ihrem Fall Kommentare unter einen Nik-Namen schreibt. Gerne lasse ich mich korrigieren sollte dies nicht der Fall sein. Ich warte

Di., 11.05.2021 - 09:14 Permalink
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Sebastian Felderer Di., 11.05.2021 - 12:40

Habe Wolfgang Mayr heute auch kritisiert, ohne zu wissen, dass er in Pension ist. Wolfgang war lange Zeit ein von mir geachteter Journalist. In letzter Zeit ist er mir in den Rücken gefallen mit der fatalen Einstellung, dass Kritiker eben nur Querdenker sein können. Habe auch seine Bereitschaft zum Bürgermeisterkandidaten nicht verstehen können. Nun aber hat ihm die RAI einen unwürdigen Abgang bereitet. Es sind dies die Typen mit der Fliege, die sind eben gefährlich. Wer den Hintergrund vom Fliegenmann kennt, der tut sich nicht schwer, ihn zu begreifen. Nun, er ist auch Auslaufmodell. Und wenn viele darüber froh sind, ist es nicht gerade das schönste Kompliment für einen Koordinator. Ich denke, für ihn ist es ein bisschen mehr als zwölf nach zwölf.

Di., 11.05.2021 - 12:40 Permalink
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Toni Schgaguler Di., 11.05.2021 - 15:29

Zwei Beispiele:
Es ist sehr schade, dass man ORF Radio Tirol hören muss, da man RAI Südtirol in den Tunnels nicht empfangen kann. (z.B. neue und alte Tunnels ins Eggental) Die Antwort von Herrn Perwanger „es liegt nicht in unsere Macht, das zu verbessern, unsere Frequenzen sind hervorragend“
Die Radio- und Fernsehmoderatoren „dürfen“ gross ankündigen, jetzt könnt ihr RAI Südtirol als App herunterladen! Aber dass das nur für Android Geräte funktioniert, nicht aber für IOS wird nicht gesagt. Auch wieder nur eine halbe Sache.
Ich finde es sehr schade, dass sich Journalisten wie Wolfgang Mayr oder auch die Chefredakteurin Kessler häufig bemüht haben bzw. bemühen, gute Sendungen und Kommentare zu produzieren, die Chefetage aber gänzlich versagt. Für mich persönlich ist RAI Südtirol das wichtigste Medium und sollte als solches auch funktionieren und wird auch entsprechend finanziell von der öffentlichen Hand unterstützt. Schade, dass man es anderswo besser macht, können würden es die Südtiroler auch, wenn man sie lassen täte!

Di., 11.05.2021 - 15:29 Permalink