Validität der Schnelltests
Ab nächster Woche wird es im gesamten Staatsgebiet wieder möglich sein, Bars und Restaurants im Freien zu besuchen. Südtirol will wieder einen Sonderweg gehen und die Gastronomie auch in den Innenbereichen öffnen. Zugangsvoraussetzung soll ein negatives Testergebnis, eine Impfung oder ein Antikörpernachweis aufgrund durchgemachter Erkrankung sein. Für die große Gruppe der Bevölkerung, welche noch nicht die Möglichkeit der Impfung hatte, werden die Gemeinden Gratis-Nasenflügeltests anbieten. Dabei sollen die Bürger unter Anleitung und Aufsicht von geschultem Personal diesen Test selbst durchführen. Die Landesregierung lobt dieses Monitoring schon im Vorfeld, verweist auf die Möglichkeit, sicher öffnen zu können und das medizinische Sprachrohr der Südtiroler Politik Patrick Franzoni betont die hohe Güte und Validität der Nasenflügeltests.
Herstellerangaben
Derzeit werden in Südtirol verschiedene Produkte als Nasenflügeltests eingesetzt. Der Test mit der momentan größten Verbreitung, sei es in den Schulen, als auch in den Arztpraxen und voraussichtlich auch bei den geplanten Teststationen ist der Abbott Panbio Schnelltest. Dieser Test ist nicht als Selbsttest konzipiert und soll nur von geschultem, medizinischen Fachpersonal durchgeführt werden. Der Hersteller gibt im Beipackzettel eine Sensitivität von 98,1% an, d.h. dass mittels PCR-Test positiv getestete Personen zu 98,1% richtig erkannt werden. Auch die Spezifität liegt mit 99,8% in einem sehr hohen Bereich, demzufolge lediglich 0,2% der negativen Personen ein falsch positives Ergebnis erhalten. Diese Zahlen lassen auf eine sehr hohe Güte dieser Tests schließen und dies wird uns von offizieller Stelle auch immer wieder vermittelt. Die Herstellerangaben hinsichtlich Validität des Testprodukts sind bei den anderen Produzenten ähnlich. Nicht gesagt wird dabei, dass diese Gütekriterien an Versuchsgruppen, bei welchen der Verdacht auf Exposition mit COVID-19 bestand oder die in den letzten 7 Tagen Symptome aufzeigten, unter Laborbedingungen ermittelt werden.
Praxiserfahrungen
Beim Einsatz der Nasenflügeltests für das Massenscreening werden fast ausschließlich asymptomatische Personen getestet. Der Abstrich wird zusätzlich von medizinischen Laien durchgeführt. Welche Qualität des Testergebnisses ist dabei zu erwarten? Das globale Netzwerk Cochrane, bestehend aus Wissenschaftlern, Ärzten, Angehörigen der Gesundheitsfachberufe und Patienten, welches sich dafür einsetzt, dass Entscheidungen zu Gesundheitsfragen weltweit auf Basis hochwertiger, relevanter und aktueller wissenschaftlicher Evidenz getroffen werden, hat die Daten von 64 internationalen Studien zur Genauigkeit der Schnelltests zusammengefasst. Bei Personen mit Symptomen wurden im Durchschnitt 72% der Menschen, die COVID-19 hatten, korrekt als positiv identifiziert. Bei Personen ohne Symptome erkannten die Antigentests im Durchschnitt 58% der Infizierten richtig.
Auch der Sarner Immunologe Bernd Gänsbacher bescheinigte diese Woche im Pro&Contra der RAI dem Nasenflügeltest eine Trefferquote von lediglich 50% bei asymptomatischen Personen. Deshalb verweist Gänsbacher auf die regelmäßige Wiederholung des Tests, da mit zunehmender Viruslast die Wahrscheinlichkeit einer richtigen Erkennung steigt. Bei einer einmaligen Durchführung mittels Nasenflügeltests sieht der Experte viele Schwächen. Wobei hier noch anzumerken wäre, dass gerade junge Menschen häufig asymptomatisch bleiben und wahrscheinlich deshalb gar keine ausreichende Virusmenge erzeugen.
Empfehlungen der Fachwelt
In einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland e.V. (BVKJ), der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) wurde bereits im Februar diesen Jahres vor dem flächendeckenden Einsatz der Schnelltests in den Schulen gewarnt. „Es ist zu erwarten, dass die Zahl falsch negativer und falsch positiver Ergebnisse inakzeptabel hoch sein und weit mehr Schaden als Nutzen mit sich bringen wird. Hinzu kommt das Potenzial großer präanalytischer Fehler in der Probenentnahme.“ so die Fachgesellschaften. Gerade bei asymptomatischen Kindern wird das Massenscreening als ungerechtfertigt und unangemessen betrachtet. Auch der Innsbrucker Infektiologe Günter Weiss sieht nur einen bescheidenen Effekt der Tests, die hohen finanziellen Mittel seien anderswo besser eingesetzt. Weiss, der dem Beraterstab der Corona-Taskforce im österreichischen Gesundheitsministerium angehört, verweist auf die geringe Evidenz und auf die falsche Sicherheit, die durch ein negatives Testergebnis entsteht. Der Präsident des RKI Lothar Wieler hat aus den selben Gründen letztes Jahr von den Massentests abgeraten.
Ob das geplante neuerliche Massenmonitoring epidemiologisch sinnvoll ist, bleibt aufgrund dieser Aspekte und bei der momentan geringen Infektionslage fraglich. Die ersten Ergebnisse aus den Schulen haben eine Positivitätsrate von unter 0,1% aufgezeigt. Es ist davon auszugehen, dass sich viele Menschen nur bei gegebenen Anlass, wie z.B. Restaurant- oder Kinobesuch testen lassen und somit das Risiko zusätzlicher Ansteckungen aufgrund falsch negativer Ergebnisse steigt. Ob der Aufwand und die Kosten in Millionenhöhe den zu erwartenden Nutzen rechtfertigen, ist noch zweifelhafter. Vor allem wenn auf der anderen Seite das Geld fehlt, um die Betriebe und die Bevölkerung entsprechend zu unterstützen. Hundertprozentig sicher ist allerdings, dass die Landespolitiker die Testoffensive als großen Erfolg verkaufen werden.
Antwort auf Aktuelle Einschätzung... "Das von Stefan S
Hallo Stefan S.
Hallo Stefan S.
Stimmt - im gleichen Atemzug nennt das RKI zwar weitere Studien die wieder das Gegenteil zeigen. Die eine niederl. Studie zeigt das aber aber. Dazu muss man sagen - sie stellt allgemein einen Unterschied im über die gesamten Altersgruppen bis ins hohe Alter aus und beschreibt dass sie es beeinflusst sein kann von der Regel in den NL bis 1.12.20 dass nur mit Symptomen getestet wurde, was wiederum bzgl. Anteil an Gesamtinfizierten umgekehrt zum Alter korreliert. Dies wiederum könnte Einfluss auf die mittleren Viruslasten haben.
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.01.15.21249691v2
Aber es stimmt meine erst Aussage ist zu hart formuliert.
Schulkinder haben wahrscheinlich ähnliche Viruslasten wie junge Erwachsene die ein Weitergeben des Virus ähnlich gut ermöglichen.
Das RKI deutet in jedem Tagesreport darauf hin dass ein besonderes Augenmerk auf KiTa und Schule gelegt werden soll:
"Die anhaltende Viruszirkulation
in der Bevölkerung (Community Transmission) mit zahlreichen Ausbrüchen in Privathaushalten, Kitas
und zunehmend auch in Schulen sowie dem beruflichen Umfeld erfordert die konsequente Umsetzung
kontaktreduzierender Maßnahmen und Schutzmaßnahmen[...]"
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situations…
Antwort auf Hallo Stefan S. von Mumelter Georg
Um mal wieder den "blöden"
Um mal wieder den "blöden" Fußball als Zeitschiene zu gebrauchen, wir befinden uns immer noch in den Anfangsminuten der ersten Halbzeit was die Pandemie betrifft und die Wissenschaft ist jetzt vielleicht in der Mitte der ersten Halbzeit angekommen.
Wenn man den renommierten Wissenschaftlern genau zuhört dann verwenden diese zur Zeit gerne die Worte Wahrscheinlich, Tendenz, Schätzungen aber keiner spricht von gesicherten Erkenntnissen oder Belegen. Diese werden wir erst in 2 bis 3 Jahren bekommen.
Aktuell, und das ist eines der wenigen positiven Erkenntnisse, sind Jugendliche und vor allem Kinder, was den Krankheitsverlauf betrifft, am wenigsten betroffen. M. E. wäre es jetzt effektiver das Betreuungpersonal von Kindern und Jugendlichen zu impfen und einen Präsenzwechseluntericht anzubieten. Die Test für die Schulen würde ich aussetzen bzw. den Testzentren auf freiwilliger Basis übertragen.
Antwort auf Um mal wieder den "blöden" von Stefan S
Ja das sehe ich auch so, da
Ja das sehe ich auch so, da wird noch einiges aufgearbeitet werden.
Nebenbei: Auch ev. bzgl. Konsequenzen für Politiker die hohe Inzidenzen trotz Warnungen zuließen.
War bei anderen Katastrophen auch so.
Präsenzwechselunterricht wird sinnvoll sein. Tests an Schulen würde ich keinesfalls aussetzen da sie selbst mit Antigen in der schieren Masse Cluster aufdecken, die eben bei Kindern/Jugendlichen oft asymptomatisch sind. PCR Spuck Tests, ev. auch als Reihentest wäre besser so weit man das versteht.
Bzgl. Impfen finde ich, dass das Betreuungspersonal die ethische Pflicht hat sich zu impfen wenn es so regelmäßig in Kontakt mit Menschenmengen ist und Spreader sein kann. Kann man anderer Meinung sein. Dann halt konsequent AHA-L, Dauer Maske im Unterricht.
Bei uns im KiGa verweigern einige das Impfangebot seit vielen Wochen. Schade :(
Antwort auf Ja das sehe ich auch so, da von Mumelter Georg
Die Antigentest für Schulen
Die Antigentest für Schulen sehe deswegen kritisch weil diese erst bei einer höheren Virenlast zuverlässiger anschlagen, also meist zu spät um weitere Ansteckung zu vermeiden, mittlerweile gibt es Lollipoptest auf PCR Basis welche man erst im Pool (20-30 Schüler) anwendet und erst bei positiven Befund den Pool im Einzelverfahren testet.
Um ein vielfaches günstiger und effektiver in Bezug auf Unterbrechung der Infektionskette.
Antwort auf Die Antigentest für Schulen von Stefan S
Bin absolut derselben Meinung
Bin absolut derselben Meinung.
Bei uns im KiGa gibt es auf freiwilliger Basis PCR Spucktests.
Das Problem liegt hier leider im "freiwillig". Ein Teil der (Helikopter-) Eltern verweigert und regt sich auf wenn das KiGa-Personal auch nur das Wort Corona in den Mund nimmt, was deren Meinung nach Kinder lebenslang psychisch schädigen würde...
Der andere Teil ist Feuer und Flamme und hilft bei der Logistik der Tests mit.
Naja was will man von einer bzgl. Egoismus sehr diversen Gesellschaft auch erwarten... wenn alle konsequent an einem Strang gezogen hätten, wär Corona längst vorbei.
Antwort auf Die Antigentest für Schulen von Stefan S
Wobei ich es von den Experten
Wobei ich es von den Experten als erwiesen sehe dass Antigentests im Cluster - Erklärung oben - besser und sinnvoll sind als keine Tests.
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