Das Gift vom Grieser Grünkeil
Ich bin dabei, den Glauben an die Selbsthilfe-Fähigkeit unserer Bauern verlieren. Den Rest, der mir noch geblieben war, hat mir die Lektüre der Wochenend-Nummer der Dolomiten geraubt. Da kam zum Dauerbrenner Grieser „Grünkeil“ und dem Durchfahrtsrecht durch diesen Michl Bradlwarter zu Wort. Er ist der Bozner Bauernbundobmann, dazu Chef der pharaonischen Kellerei dort, ein vernünftiger, auch politisch versierter Herr, der die Interessen seiner Zunft wohl wahrzunehmen versteht, aber – eben weil er es versteht – diese üblicherweise nicht in Holzhammer-Manier vertritt.
Bisher jedenfalls hatte ich diesen Eindruck. Nun lese ich von ihm Aussagen, für die mich nicht wundern würde, dass er demnächst vors Landesbauerntribunal zitiert wird; dass sein Bundesobmann Tiefenthaler ihn anfährt: „Bradlwarter, was hast du uns da für Eigentor geschossen?!“
Der Obmann der Stadtbauern, in seiner Einlassung zum Grünkeil-Streit durchaus um Verständnis für beide Seiten bemüht, argumentiert sachlich. Die Bauern, sagt er, seien beim Spritzen „gesetzlich verpflichtet“, die Wege durch die Güter für den Verkehr zu sperren. „Es gibt nach Ausbringung der Pflanzenschutzmittel eine Wiedereintrittspflicht, die einzuhalten ist“, sagt er. Bei biologischen Spritzmitteln betrage diese Frist 24 Stunden, bei herkömmlichen Mitteln (Pestiziden – Anm. d. Red.) sogar 48 Stunden. Und gespritzt – so der Obmann weiter in den Dolomiten „wird die ganze Woche, auch am Sonntag, je nach Wetter“.
Die Verteidigungsrede des Michl Bradlwarter für den Ausschluss der Fußgänger und Radfahrer aus dem Grieser Grünkeil kann die Sprengkraft eines EuGH-Urteils entwickeln
Holla, holla – Hollawind! – lässt mich das gleich an die tapfere Anti-Pestizid-Frauengruppe von Mals denken. Ihr bekommt Recht. Der Bradlwarter, nicht irgendwer, nein, der Bradlwarter gibt euch Recht: Durch Obst- und Rebanlagen zu spazieren, laufen und zu radeln ist gesundheitsschädigend. Der Fahrradweg von Glurns bis Meran gehört von Ostern bis Herbst gesperrt, denn er führt von Anfang bis Ende durch giftverspritztes Gebiet, und für die Radlwege in anderen Landesteilen gilt dasselbe.
Wenn der Bradlwarter Recht hat, warum sollen dann der Bär vom Münchner Umweltinstitut und der Schiebel vom „Wunder von Mals“ Unrecht haben? Sie sagen das Gleiche. Der große Brückenschlag zwischen Landwirtschaft und Tourismus, mit dem die Südtirolwerbung europaweit auf Tour geht, wird von hochzuständiger Stelle als Bluff erkannt. Intensiv-Landwirtschaft und Erholungslandschaft sind unvereinbar. Die Verteidigungsrede des Michl Bradlwarter für den Ausschluss der Fußgänger und Radfahrer aus dem Grieser Grünkeil kann die Sprengkraft eines EuGH-Urteils entwickeln. Fürs Kleine gemeint, das Große verbrochen. Bradlwarter, si taquisses!
Antwort auf hab’ dank fürs Kompliment :-) von Peter Gasser
Würde mich freuen wenn du
Würde mich freuen wenn du mich Mal besuchen kommst dann trinken wir ein Bier inmitten frisch gespritzten Fungiziden oder Insektiziden
Antwort auf Würde mich freuen wenn du von Christoph Gatscher
Muss es für heute lassen, hab
Muss es für heute lassen, hab mein selbstgesetztes Kommentarlimit weit überzogen... ich komme gerne, bringe aber an guten Wein mit, was meinst?
(sms 348 2694161)
"...bei herkömmlichen Mitteln
"...bei herkömmlichen Mitteln (Pestiziden – Anm. d. Red.)..."
Sorry, an dem Punkt hab ich aufgehört zu lesen... Wenn man nicht weiß, dass auch Biobauern Pestizide spritzen, dann sollte man vielleicht auch nicht wirklich journalistische Beiträge zum Thema Landwirtschaft verfassen...
Antwort auf "...bei herkömmlichen Mitteln von Albert Hofer
Sorry, das ist Wortklauberei,
Sorry, das ist Wortklauberei, sicherlich hat der Bioanbau auch Pestizide welche aber natürlichen Ursprungs sind und vor allem für Mensch und Tier um ein vielfaches unbenklich sind.
Antwort auf Sorry, das ist Wortklauberei, von Stefan S
Nein, das ist nicht
Nein, das ist nicht Wortklauberei. Sprache zählt und exakte Terminologie ist wichtig, wenn man ein Thema seriös und sachlich aufarbeiten will. Kronbichler glaubt offenbar irrigerweise, dass Biobauern keine Pestizide verwenden, um unerwünschte Organismen vom eigenen Feld fernzuhalten (ja was denn sonst eigentlich? Schmetterlingsnektar? Morgentauparfüm?). Ein IIIhhh-Bääähhh-Begriff wird damit allein einer einzigen Subklasse an Bauern untergeschoben, was (ich wiederhole) sachlich schlicht und ergreifend falsch ist. Zum "natürlichen" Ursprung der von Biobauern verwendeten Pestizide gäb's auch viel zu sagen, aber das würde wohl zu weit führen. Jedenfalls verwenden Biobauern auch Spinosad (auch gemäß deiner Terminologie zu 1000 % "unnatürlich"...) und ich würde dir auch nicht wünschen, mal eine Dosis von "natürlichem" Kupfersulfat abzubekommen...
Antwort auf Nein, das ist nicht von Albert Hofer
Spinosad ist bei den
Spinosad ist bei den höherwertigen Biosiegeln nicht zugelassen. Und genau hier fängt das Problem an da die EU nicht fähig ist einheitliche und verständliche Richtlinien festzulegen.
Und das natürliche Spritzmittel in der intensiven Landwirtschaft auch die Umwelt belastet streitet keiner ab, sind aber im Gegensatz zu chemisch-syntetischen Pestiziden mittel- bis langfristig leichter abbaubar und für Mensch und Tier verträglicher. Kupfer bzw. Kupfersulfat war das "Mittel" schlechthin bevor Bayer & Co mit Ihren Pestiziden den Markt eroberten, davon sind noch heute die Böden belastet da nicht abbaubar.
In hoher Menge und/oder Konzentration sind viele natürliche Spritzmittel auch giftig, gehört in die Kategorie Binsenweisheit ;-)
Antwort auf Spinosad ist bei den von Stefan S
"Und genau hier fängt das
"Und genau hier fängt das Problem an da die EU nicht fähig ist einheitliche und verständliche Richtlinien festzulegen."
Oder aber, nur so als Idee, wir reden hier gar nicht von einem Thema, wo Schwarz-Weiß-Denken irgendetwas bringt. Wo die einen Bauern todbringende Pestizidmörder sind und die anderen der Nachhaltigkeit und Biodiversität verschrieben. Vielleicht ist es sogar eher so, dass die Übergänge fließend sind und es sehr, sehr viele Graubereiche und Schattierungen gibt. Es ist Unsinn und bleibt Unsinn zu behaupten, Biobauern würden keine Pestizide verwenden. Punkt. Und wenn man du dann hier jetzt von mittel- bis langfristiger Abbaubarkeit redest und von Verträglichkeit in Dosierung und Konzentration usw. dann solltest du hoffentlich merken, dass deine Argumentation schon ganz erstaunlich ähnlich zu der von den integrierten und konventionellen Bauern klingt ;-)
Antwort auf "Und genau hier fängt das von Albert Hofer
Es gibt, für mich gesprochen,
Es gibt, für mich gesprochen, nicht den schlechten konventionellen Bauern oder den guten Biobauern, die wirtschaften Beide in den Ihn vorgegebenen Richtlinien und Verordnungen. Die Gesellschaft ist hier mit Ihren gewählten Politikern (Lobbyisten) gefordert die nötigen Voraussetzungen zu erarbeiten und dann auch wirklich umzusetzen. Oftmals mangeld es ja auch nur an der Ausführung und Durchsetzung dieser bereits bestehenden Verordnung durch löchrige Gesetzgebung und auch Kontrolle.
Antwort auf Es gibt, für mich gesprochen, von Stefan S
Oftmals mangeld es ja auch
"(Oftmals mangeld es ja auch nur an der Ausführung und Durchsetzung dieser bereits bestehenden Verordnung durch löchrige Gesetzgebung und auch Kontrolle.)"
= FILZ
Und den gibt es in Europa reichlich mit einem sichtbaren Nord Südgefälle, der Süden inkl. D würde schon viel erreichen wenn wir diesbezüglich mehr am Norden orientieren.
Auch zum schmunzeln wenn man sich selbst zitiert. :-)
Antwort auf Sorry, das ist Wortklauberei, von Stefan S
pestizide im Bioanbau: haben
pestizide im Bioanbau: haben selbstverständlich auch wiedereintrittszeiten!
sind z.T. auch bienengefährlich ... !
...
wer besser das warme wasser verkauft, tut .. sich! leichter
Wie man doch alles verdrehen
Wie man doch alles verdrehen und schönreden kann...Gift wird auf einmal zu "Pflanzenschutzmittel". Es gibt kein "Pflanzenschutzmittel", lediglich Gift.
Antwort auf Wie man doch alles verdrehen von S. Bernhard
Fast 20% aller
Fast 20% aller Pflanzenschutzmittel (also Ihrer „Gifte“) werden in Privathaushalten, Gärten und Zierpflanzen verwendet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pflanzenschutzmittel
Antwort auf Fast 20% aller von Peter Gasser
Mit Sicherheit nicht von mir,
Mit Sicherheit nicht von mir, Herr Gasser. Im übrigen ist es immer einfach abzulenken und den Schwarzen Peter an die Privathaushalte zu schieben. Sind ja nicht die braven Bauern, die die Biodiversität zerstören, nicht wahr? Wovon sollte man die Pflanzen denn "schützen" Ihrer Meinung nach? Vor Insekten? Vor Unkraut? (das Unwort schlechthin in der Landwirtschaft). Alles in Einem, Herr Gasser.
Antwort auf Mit Sicherheit nicht von mir, von S. Bernhard
Wie bei allen Diskursen geht
Wie bei allen Diskursen geht es um eine sachliche, faktenbezogene und umfassende Betrachtung der Problematik. Es geht nicht um Sie oder mich.
Sie haben Recht, es sind nicht die Bauern, es sind unsere Gesellschaft und unsere neoliberale Politik, welche die Biodiversität zerstören.
Antwort auf Wie bei allen Diskursen geht von Peter Gasser
Ja klar. Ebenso ist die
Ja klar. Ebenso ist die Gesellschaft daran schuld, dass Unmengen an Gülle ausgebracht werden, übrigens auch Gift für Umwelt, Biodiversität und nicht zuletzt für die Gesundheit. Aber die Gesellschaft will es ja so, nicht wahr? Schönen Tag noch.
Antwort auf Ja klar. Ebenso ist die von S. Bernhard
Solange Kühe und Schweine
Solange Kühe und Schweine gehalten werden gibt es Mist und/oder Gülle! - und die Tierexkremente nimmt der Konsument von Milch/Käse nicht mit nach Hause, die landen halt wieder am Feld.
Vielleicht löst der Bär ja das Problem...
Antwort auf Solange Kühe und Schweine von Günther Mayr
Lieber Herr Mayr, trockener
Lieber Herr Mayr, trockener Mist ist auch nicht das Problem, das Problem ist die Gülle, vielleicht wissen Sie um den Unterschied Bescheid? Und die Gülle landet nicht einfach bloß auf dem Feld. Schon mal was von einem Grundwasser gehört? Und würde sie "bloß auf dem Feld landen", für die Biodiversität ist das reines Gift, nichts anderes. Früher wurde trockener Mist gestreut und es gab Blumenwiesen, heutzutage wird Gülle betoniert und was sehen Sie auf den Wiesen?
Und ja, hoffentlich löst der Bär das Problem, andere sind dazu ja nicht fähig.
Großes Kompliment wie Herr
Großes Kompliment wie Herr Gasser sehr geduldig kompetent und sachlich diese teilweise neunmalklugen,unsachlichen Kommentare beantwortet.
Antwort auf Großes Kompliment wie Herr von Christoph Walcher
Stimmt, der Peter hat eine
Stimmt, der Peter hat eine Engelsgeduld und verbreitet auf ruhige Art evidenzbasiertes Fachwissen. Dass dies bei so manchen emotionsgetriebenen Scheuklappenträgern nicht so gut ankommt, war leider zu erwarten. Für alle anderen sind sie bereichernd, auch wenn sie ein festgefahrenes Weltbild in seiner Statik gefährden.
Ich würde das nicht als
Ich würde das nicht als sachlich bezeichnen sondern als Lobbyismus für die Chemieindustrie
Antwort auf Ich würde das nicht als von Christoph Gatscher
Hallo Christoph,
Hallo Christoph,
bitte lies meinen letzten Satz bei
hier 11.05.2021, 22:08
und meinen vorletzten Satz bei
hier 12.05.2021, 08:07.
Ich denke, das ist eine klare Aussage.
Demeter ist ein Paar Schuhe
Demeter ist ein Paar Schuhe,zwischen den anderen Formen von Biologischen PS und integrierten PS ist mittlerweile von Jahr zu Jahr weniger Unterschied.,was ist für gut befinde.
Es freut mich, daß es noch
Es freut mich, daß es noch vernünftige Menschen gibt. Einen Dank an Herrn Bradlwarter.
Die chemischen Produkte können nicht der richtige Weg sein, wenn Landwirte durch Spritzmittel die sog. Winzerkrankheit bekommen oder beispielsweise ihre Unterarme voller Ekzeme sind, usw. usw.
Wenn wir nicht neue Wege gehen, werden wir irgendwann feststellen, daß man Geld nicht essen kann (indianische Weisheit). Viele Produkte aus der Landwirtschaft sind heute schon nicht mehr gut verträglich. Auch wenn versucht wird die Gründe überall zu suchen außer bei den Spritzmitteln und den Zusätzen die bei der Verarbeitung verwendet werden , sollte man doch langsam beginnen darüber nachzudenken.
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