Politik | öffentliche hand

Sparen bei den Schwachen

Auch der Alzheimer-Vereinigung werden öffentliche Beiträge gestrichen. ASAA-Präsident Seitz kritisiert die Entscheidung scharf. Auch die Grünen zeigen kein Verständnis.
Alzheimer
Foto: Pixabay

Nach der Südtiroler Parkinson-Vereinigung muss auch die Alzheimer-Vereinigung eine Kürzung öffentlicher Beiträge hinnehmen. “Uns wurden von der Landesabteilung Gesundheitswesen ohne Vorankündigung die Beiträge für 2021 gestrichen”, teilt die Vereinigung Alzheimer Südtirol Alto Adige, kurz ASAA mit. Dass in Zeiten einer Pandemie gespart werden muss, sei zu erwarten gewesen, aber dass gerade im Sozialbereich und damit bei vielen Ehrenamtlichen und Freiwilligen der Sparstift angesetzt wird, sei nicht zu rechtfertigen, meint Vereinspräsident Ulrich Seitz. Zumal es sich um Summen handelt, die für den Landeshaushalt durchaus verkraftbar sein dürften: 15.000 Euro für die Parkinson-Vereinigung, 9.000 Euro für ASAA. “Tatsache ist: Wer keine laute Lobby hat, wird in diesen Zeiten nicht nur an den Rand, sondern über den Rand hinaus gedrängt! Das gilt in der Wirtschaft, aber auch und immer öfters im Südtiroler Gesundheitswesen. Die Alzheimer Vereinigung hat es ohnehin nicht leicht: Für Demenzkranke und ihre Familien einzustehen, ist nicht besonders lohnenswert! Denn wer es nicht in der eigenen Familie erlebt, nimmt das Problem und seine Tragweite kaum wahr, geschweige denn überhaupt ernst.”

Auf RAI Südtirol erklärte Veronika Rabensteiner, Direktorin des Landesamtes für Gesundheitsordnung, am Wochenende, dass die Beiträge nur vorerst gestrichen würden und forderte die Vereine auf, sich zu überlegen, “wo sie vielleicht etwas weglassen können, was vielleicht eine lieb gewonnene Gewohnheit, aber nicht mehr sinnvoll ist”. Zum Beispiel auf Online-Veranstaltungen umstellen. Für diesen Vorschlag hat Ulrich Seitz kein Verständnis: “Bei der Unterstützung von Menschen mit Demenz sowie ihren Angehörigen – und hier geht es nicht nur um soziale Aspekte, sondern sehr wohl auch um sanitäre Thematiken in der Pflege – von ‘vielleicht liebgewonnenen Gewohnheiten, auf die man unter Umständen verzichten könnte’, zu sprechen, macht echt traurig. Nichtsdestotrotz werden wir unserer Aufgabe in der Alzheimervereinigung mit noch mehr Elan nachkommen – wohlwissend, dass gewisse logische Partnerschaften im Gesundheitswesen die Selbsthilfe, die immerhin auch in der Pandemie-Zeit überall dort Löcher landesweit gestopft hat, wo der Öffentliche Dienst aufgrund der Infektionsfälle verständlicherweise nicht imstande war zu reagieren, diese ehrenamtliche Arbeit völlig anders wahrnehmen.”

Eine deutliche Kritik dieser Sparmaßnahmen kommt von den Südtiroler Grünen. Co-Sprecher Felix von Wohlgemuth schreibt in einer Aussendung: “Nicht etwa bei Dorfumfahrungen, Kreisverkehren, oder sonstigen mannigfaltigen ‘Leuchtturmprojekten’ der Landesregierung muss gespart werden, sondern immer bei den Schwächsten der Schwachen! Bei jeder Gelegenheit wird die Bedeutung des Ehrenamtes unterstrichen und es darf für ‘schöne’ Pressefotos mit Politiker:innen die Kulisse liefern. Wenn es aber darauf ankommt, wichtige Projekte konkret zu unterstützen, werden die üblichen Finanzprobleme vorgeschoben. Gerade die fachliche Versorgung von Parkinsonerkranken, aber auch jene der Demenz- und Alzheimerbetroffenen hat unter Pandemie und Lockdown sehr gelitten. Klare und einfach zugängliche Information zu Selbsthilfegruppen und Anlaufstellen sind daher heute wichtiger denn je. Bei Einsparungen und Kürzungen sind von der Landesregierung transparente Prioritäten zu setzen und die Menschen müssen hier ganz klar an erster Stelle stehen.”

Und vor allem die Verhältnismäßigkeit! 15.000 €!! Das entspricht 50 cm Tunnelbau! Aber das Auto gewinnt in Südtirol immer noch und immer weiter!

Mo., 31.05.2021 - 09:02 Permalink

Ein so reiches Land wie Südtirol darf die Schwächsten nicht zur Seite schieben ! Die Landesregierung wird dringend ersucht, diesen Ausrutscher zu korrigieren und der Alzheimer-Vereinigung die für sie notwendigen Finanzmittel zur Verfügung zu stellen !

Mo., 31.05.2021 - 09:55 Permalink

Spostare tutto online con persone anziane e malate? Ma che idea hanno delle malattie croniche i funzionari della nostra Provincia? E dirci di tagliare le attività inutili significa punire quelle associazioni che lo fanno da sempre e che ora saranno costrette a tagliare l'utile e il necessario.

Mo., 31.05.2021 - 10:33 Permalink