Politik | Sprachdiskussion

Arno Kompatscher und der Wirbel der Entrüstung

Kurz weg von zu Hause und schon ist der Teufel los. Arno Kompatscher sagt in Wien: "Das Prinzip des Muttersprachenunterrichts ist wichtig, um die Sprachkompetenz in der eigenen Muttersprache zu erlangen." Der Aufschrei ist da, unter PolitikerInnen, LiteratInnen und BürgerInnen.

Die Kommentare häufen sich, Arno Kompatschers Aussage in Wien, "der muttersprachliche Unterricht darf gemäß des Autonomiestatuts nicht angerührt werden. Das wäre kontraproduktiv", lässt die Wogen hoch gehen. Immer dasselbe Spiel, Erneuerung ja, aber...
Von "peinlich", "schade", über "deppert", "incredibile" und "geht das schon wieder los" bis hin zu Literaturempfehlungen an die Adresse des Landeshauptmanns. Waltraud Mittich postet auf Facebook: "Er lese den "Simplicius".

Dass man Kompatscher nicht über den Weg trauen könne in Sachen Mehrsprachigkeit, sei mit den Wiener Aussagen belegt, "Kompatschers Meinung zur mehrsprachigen Schule ist mir schon unmittelbar nach der Wahl unangenehm aufgefallen. Sie passte so überhaupt nicht zu seinen anderen fortschrittlichen Ansichten. Aber (...) vielleicht lernt er noch dazu", postet eine Userin.

Im Interview mit "Die Presse" klang Kompatscher entschieden. Wird der muttersprachliche Unterricht angerührt, "würden wir uns langfristig zur Einsprachigkeit entwickeln. Deshalb zweifeln wir an gemischten Schulen." Zuerst müssten die Kinder mal die Standarsprache lernen, "wir sprechen ja unseren schönen Dialekt."

Wird der muttersprachliche Unterricht angerührt, würden wir uns langfristig zur Einsprachigkeit entwickeln.

Dass Sprache in Südtirol ein Politikum bleibt und nicht neutral betrachtet wird, enttäuscht viele. Sybille Atz postet: "Aus neurologischer Sicht gibt es auch bei Volksschülern bzgl. Erlernen mehrerer Sprachen gleichzeitig keine Bedenken. Kinder sollen mehrere Sprachen gleichzeitig lernen. Die Südtiroler Gesellschaft scheint aber noch nicht dafür bereit zu sein."
Kompatschers proklamierte Öffnung und Erneuerung bleibt in Sachen Sprache eine leere Floskel. Sprache definiert Kompatscher wohl als Kulturgut. Das es zu verteidigen gilt. Auch 2014 noch.