Wirtschaft | Banken

Tausende Kläger

Das Aktionärskomitee Südtirol hat auf einer Pressekonferenz heute eine „Maxi-Beschwerde“ von mehr als 1.000 Aktionären gegen die Südtiroler Volksbank vorgestellt.
aktionär
Foto: Salto.bz
„Jeden Tag erhalten wir Dutzende von Vollmachten und wir erwarten, dass wir bis zum Sommer mehr als 2.000 Beschwerden an die Volksbank übermitteln werden“, sagt Walther Andreaus.
Der Präsident des „Aktionärskomitees Südtirol“ hat am Mittwoch im Bozner Hotel „Laurin“ zu einer Pressekonferenz geladen. Zusammen mit dem Rechtsberater Massimo Cerniglia stellt der Kopf der Verbraucherschutz-Organisation, die sich der Interessenvertretung der von Südtiroler Banken geschädigten Sparer und Aktionäre verschrieben hat, eine durchaus Aufsehen erregende Aktion gegen die Südtiroler Volksbank vor.
Mehr als 2.000 Aktionäre der Volksbank haben dem Aktionärskomitee Südtirol ihr Interesse bekundet, bei einer Schadenersatzklage gegen die Bank unterstützt zu werden. Die betroffenen Sparer haben im Laufe der Jahre Aktien der Volksbank für einen Wert von etwa 20 Millionen Euro erworben, wobei ihnen zum Zeitpunkt des Kaufs die extreme Solidität der Aktien und die Tatsache, dass sie ihren Wert im Laufe der Zeit beibehalten würden, zugesichert wurde.
Die Aktien wurden unter anderem dabei zu, einem im Vergleich zum realen Wert, deutlich überhöhten Preis abgegeben und haben sich im Verlauf der Zeit stark entwertet, sodass den Aktionären ein Schaden von auch mehr als 50 Prozent entstanden ist“, sagt der römische Anwalt Massimo Cerniglia. Zudem sind die Volksbank-Aktien praktisch unverkäuflich, da wiederholte Versuche, sie zu verkaufen, gescheitert sind.
 
 
Am Donnerstag haben 1008 Volksbank-Aktionäre der Bank eine formale Beschwerde (reclamo) kommen lassen. "Es ist die größte Aktion die jemals gegen eine lokale Bank eingelietet worden ist", sagt Walther Andreaus. Dass die Verbraucherschutzorganisation bei dieser Aktion mehr als nur zuversichtlich ist, liegt auch an der Vorgeschichte. Denn die Volksbank wurde bereits im über drei Dutzend Fällen vom Schiedsgericht für Finanzstreitigkeiten (Arbitro per le Controversie Finanziarie – ACF), das bei der italienischen Börsenaufsicht CONSOB eingerichtet wurde, zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt. Das ACF wirft der Volksbank dabei Verstöße gegen die Bestimmungen zur Vermittlung von Wertpapieren vor.
Weil die Entscheidungen des ACF für die Banken nicht bindend sind, hat sich die Volksbank bisher geweigert den Schadenersatz zu bezahlen. Deshalb hat sich Massimo Cerniglia in einem Fall an das Zivilgericht in Rom (Sitz des Schiedsgerichtes) gewandt, dass mit einer einstweiligen Verfügung die Volksbank zur Zahlung aufgefordert hat. Ansonsten würde die Bank gepfändet. „Die Bank hat in der Zwischenzeit, um die Vollstreckung zu vermeiden“, hieß es heute auf der Pressekonferenz.
Laut Walther Andreaus haben sich nicht rund 2.000 Sparer und Sparerinnen Innen an das Komitee um die Unterstützung gewandt, sondern über 1.000 davon haben auch eine Vollmacht an Rechtsanwalt Massimo Cerniglia und Rechtsanwalt Alessandro Caponi unterschrieben, um eine formale Beschwerde an die Bank zu schicken. Dabei werden von der Bank die Vertragsunterlagen und die Zahlung von Schadensersatz gefordert. Aufgrund der Antwort und der Prüfung der Dokumente wird der Rechtsausschuss unter dem Vorsitz von Massimo Cerniglia entscheiden, welche rechtlichen Schritte einzuleiten sind.
Die Volksbank sollte angesichts der Dutzenden von ungünstigen Entscheidungen des ACF und des laufenden Rechtsstreits ernsthaft darüber nachdenken, die Angelegenheit mit vereinbarten Entschädigungsverfahren zu lösen“, sagt Walther Andreaus.
In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie die Volksbank-Führung auf die drohende Klagelawine reagieren wird.
 
 
 
Bild
Profil für Benutzer Steuer Zahler
Steuer Zahler Fr., 11.06.2021 - 16:17

Für dieses Desaster können sich die Aktionäre beim alten Generaldirektor Schneebacher und beim alten Präsident Michaeler bedanken. Jahrelang haben sich diese zwei als einzigartige Ausnahmemanager und besonders talentierte Könner im Bankgeschäft präsentiert, als ob nur sie die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Vorgänge in und um die Südtiroler Volksbank herum korrekt einschätzen konnten.
In Wirklichkeit war einer der beiden am Konkurs der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria mit ca. 150 Millionen nicht zurückgezahlten Schulden beteiligt, der andere hingegen hatte die Volksbank jahrelang als sein privates Unternehmen geführt und völlig unfähige Manager von außen an Spitzenpositionen der Bank geholt, nur um sich selbst unanfechtbar an der Spitze zu behaupten. Und in der Tat: Nur wenige Wochen nach dem Rausschmiss von Schneebacher wurden auch der Vertriebschef und die Personalchefin, die er ein paar Jahre vorher von weit weg geholt hatte, rausgeschmissen. Auch der COO zu Zeiten Schneebachers wurde gewechselt, und ebenso der langjährige Kreditchef, der schon seit langem in Pension war, aber trotzdem mit teuren Beratungsverträgen trotz Pensionierung in seiner Rolle gehalten wurde. Praktisch wurde zusammen mit Schneebacher auch das Management verabschiedet (mit nur wenigen Ausnahmen).
Zum Zeitpunkt der Ausgabe der Volksbank-Aktien gab es viele in- und außerhalb der Volksbank, die vor einem zu hohen Ausgabepreis der Aktien warnten, vor allem weil damals schon das Aktiendesasters der Sparkasse in allen Zeitungen zu lesen war. Es hätte damals also ausgereicht, die Zeitungen zu lesen um zu verstehen, dass Bankaktien im Markt mit einem Preis von ca. 30%-40% vom Ausgabepreis gehandelt wurden, den Schneebacher & Co. total übertrieben festgelegt hatten.
Das schlimmste an der gesamten Sache ist, dass sich Schneebacher und Michaeler mit dem Geld davon gemacht haben (der eine ca. eine halbe Million pro Jahr, der andere fast 200‘000 pro Jahr), und den Aktionären, Kunden und Mitarbeitern den Schaden hinterlassen haben. Wenn wenigstens der heutige Verwaltungsrat den beiden eine Schadensersatzklage anhängen würde ! Aber nein, im heutigen Verwaltungsrat sitzen zu drei Viertel dieselben Leute wie vor 6 Jahren, und deshalb werden sie ja nix tun um zu riskieren, das auch sie selbst zur Rechenschaft gezogen werden.
Im Endeffekt ist dieser Fall also ein riesiger Betrug von Kleinaktionären, sprich Kunden und Mitarbeitern, nur eben völlig legal und sauber, mit dem einzigen Ziel, das Ego und die Geldtaschen von Schneebacher und Michaeler zu befriedigen.

Fr., 11.06.2021 - 16:17 Permalink