Am frühen Abend des 17. Juni fand im Haus Sexten gleich eine doppelte Preisverleihung in memoriam Claus Gatterer statt. Zum ersten Mal wurde die Auszeichnung für hervorragenden Journalismus im Gedenken an Claus Gatterer vom Presseclub Concordia und der Michael Gaismair Gesellschaft Bozen verliehen. Der Preis wurde von der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol gestiftet und von der Gemeinde Sexten unterstützt.

Bereits zum dritten Mal wurde der Schülerpreis CLAUS für journalistisches Arbeiten 2021 vergeben. Dieser ist ein Gemeinschaftsprojekt des Schulverbundes Pustertal, der Pädagogischen Abteilung der deutschen Bildungsdirektion Südtirol, der Gemeinde Sexten und des ORF.

Dieser Preis war im Rahmen eines Begabungsförderprogrammes für Oberschüler*innen vor drei Jahren im Gedenken an Prof. Claus Gatterer eingerichtet worden. Das Projekt richtet sich an Schüler*innen der 3. und 4. Klassen der weiterführenden Schulen aus Südtirol und dem Bundesland Tirol. Die 11 teilnehmenden Schüler*innen wurden von zwei Coaches betreut. Es waren dies die Filmemacherin und Radiomoderatorin Karin Duregger, die den Teilnehmer*innen vor allem bei der Themenfindung und der inhaltlichen Aufbereitung der Beiträge hilfestellend zur Seite stand und der Medientechniker und Filmproduzent Jiri Gasperi, der die Schüler*innen bei der technischen Umsetzung beriet.

 

 

Nach einem einführenden Workshop im Herbst wurden die Teilnehmer*innen in Kleingruppen und zum Teil auch einzeln gecoacht. Den eigentlichen Beitrag gestalteten sie aber völlig selbständig, von der Idee bis zur Konzeptentwicklung, vom Drehbuch bis zu den Interviews, dem Filmen, Schneiden, der Musikauswahl bis zum fertigen Produkt. Abgabetermin war Ende April. Die Jury setzte sich aus zwei Frauen und zwei Männern zusammen: Barbara Bachmann, mehrfach ausgezeichnete freie Reporterin, Teresa Indjein, die Leiterin der Auslandskultur im Außenministerium in Wien, Wolfgang Mayr, der viele Jahre für Rai Südtirol gearbeitet hat, und Andreas Pfeifer, Chef der Auslandsredaktion beim ORF in Wien.

Als Vertreterin der Jury wies Barbara Bachmann darauf hin, dass von den Schüler*innen äußerst vielfältige Themen bearbeitet wurden, die ein durchaus beachtliches Niveau aufwiesen. Als Gewinnerin des Claus 2021 ging die 17-jährige Maria-Ramona Engl, eine Schülerin der Klasse 3A des Sprachengymnasiums in Sterzing hervor. Sie setzt sich in ihrem Siegerfilm „Fast Fashion vs. Second Hand“ (Länge: 7.40 Minuten) auf sehr hohem Niveau und durchaus ironisch mit dem Massenkonsum, mit den Folgen der Fast Fashion Industrie und dem Handel mit Second Hand Bekleidung in Bayern und Südtirol auseinander.

Als Preis dafür erhält sie ein einwöchiges Praktikum beim ORF in Wien und einen Gutschein über 500 € zur Deckung der Spesen für die Reise nach Wien sowie Unterkunft und Verpflegung.

 

 

Zudem bekommt die Gewinnerin eine Bronzestatuette des Innsbrucker Künstlers Georg Loewit. CLAUS – so nannte das Initiatorenteam des Schülerpreises die Bronzeplastik, die in ihrer Schlichtheit und Gradlinigkeit die Visionen eines Claus Gatterer zum Ausdruck bringt. Der Name steht für mutigen und engagierten Journalismus. Das Kunstwerk erinnert an eine Wächterfigur, die in ihrer Abstraktion auch menschliche Wesenszüge aufzuweisen scheint.

„Wo anfangen? Bei seiner Sensibilität und Verletzlichkeit? Bei seiner Tapferkeit? Nicht nachgeben in einem Konflikt, wenn man von einer Sache überzeugt ist und wenn der Konflikt noch so schmerzhaft ist und seine Folgen verheerend. Tapferkeit heißt: Das Schlimme, das kommt, vorhersehen, sich sogar fürchten davor, aber dennoch beharren. Ganz genau zu wissen um die Gefahr und trotzdem. Das konnte man von Claus Gatterer lernen. In der Demokratie bezeichnet man das als Zivilcourage“, schreibt Peter Huemer in seinem Beitrag Erinnerungen an Claus Gatterer in der Zeitschrift Kulturelemente (Nr. 151, 03/2020).

Mut und Tapferkeit, Durchhaltevermögen und Beständigkeit, soziales Engagement und Empathie, ein feines Gespür für die Nöte und Sorgen der Schwachen und Benachteiligten, all diese Eigenschaften verkörpert auch die zweiteilige Bronzefigur.

 

 

Trägt sie eine Last auf den Schultern oder sind es Charaktereigenschaften, die der Figur das Rückgrat stärken? Sie steht aufrecht da, um den Stürmen der Zeit standzuhalten und  scheint unbeirrbar ihren Weg zu gehen.

Seit 2021 gibt es die Figur in einer weiteren Ausführung, den „großen“ CLAUS, der der  Gewinnerin bzw. dem Gewinner der neu gegründeten Auszeichnung für hervorragenden  Journalismus im Gedenken an Prof. Claus Gatterer vom Presseclub Concordia, vom Land Südtirol und der Gemeinde Sexten verliehen wird.

Zwei Figuren, zweiteilig und doch zu einer Einheit verschmolzen. Und auch der ursprüngliche Name wirkt wie ein Programm. Aus dem DUO | EDITION 2003 wird nun tatsächlich ein Duo, der kleine und der große Claus.