Gesellschaft | Nachruf
Löwin
Foto: Privat
Vreni, liebste. Heute nehme ich unseren leuchtenden Gesprächsfaden, den wir über all die Jahre zu einer innigen Freundschaft versponnen haben, allein auf. Es ist schwer, doch ich will es versuchen. Zuallererst für dich, für die Menschen, die du geliebt hast – Familie, Freundinnen und Freunde – und für jene, die dich lieben, das sind viele.Zahllose Stunden haben wir am liebsten in deiner Werkstatt im verwunschenen Garten deines Heimathauses am Waltherplatz verbracht, mit Gesprächen über deine Arbeit, in die du mich eingeweiht hast, über Bücher, Kunst und Kultur, über Schweres und Leichtes in unseren Leben und über die großen Themen, denn du liebtest das Philosophieren und ich auch. Oft sind uns beiden Wasserfrauen die Stunden verflogen, bis sich unsere Lieben sich gemeldet haben, um uns zurückzuholen aus unserem „hortus conclusus“, sie wollten unsere Aufmerksamkeit zurück.
Bei dir waren es Wolfi, dein geliebter Mann und deine Lea, dein Herzele, deine kleine Löwin. Jedes Mal, wenn du ihre Namen ausgesprochen hast, hat sich das Blau deiner Augen vertieft, ein lichter Sommerhimmel.
Diese Werkstatt war dein ureigenster Ort zum Köcheln und Mischen, zum Radieren und Tupfen umgeben von rätselhaften Fläschchen und Pülverchen und zahllosen Pinseln – reine Magie und dein reiches Wissen. Verena Mumelter Piller – Restauratorin, das war nicht nur ein Beruf, es war eine Bestimmung für all deine reiche Begabung.
Bei dir waren es Wolfi, dein geliebter Mann und deine Lea, dein Herzele, deine kleine Löwin. Jedes Mal, wenn du ihre Namen ausgesprochen hast, hat sich das Blau deiner Augen vertieft, ein lichter Sommerhimmel.
Diese Werkstatt war dein ureigenster Ort zum Köcheln und Mischen, zum Radieren und Tupfen umgeben von rätselhaften Fläschchen und Pülverchen und zahllosen Pinseln – reine Magie und dein reiches Wissen. Verena Mumelter Piller – Restauratorin, das war nicht nur ein Beruf, es war eine Bestimmung für all deine reiche Begabung.
Dein Strahlen und die Schönheit einer kraftvollen Löwin, dein Lachen und die liebevolle Tiefe, die dir eigen war, haben viele Menschen in dein Licht gezogen, und du hast viele tiefe Freundschaften gepflegt. Zu den Menschen, von denen du lernen durftest – wie von deiner verehrten Gabriella Gräfin Serra -, zu den Kolleginnen und Kollegen deines edlen Berufes, den du als Mitbegründerin und Präsidentin des Restaurator*innenverbandes in Europa vertreten hast, als Kraftfeld der Südtiroler Kultur. Auch all den Orten des Lebens und Lernens bist du verbunden geblieben. Immer hast du Netzwerke geknüpft und Jüngere großzügig unterwiesen und gefördert. Immer ging es dir um die Schönheit und das Wahre, und nie um dich.
Kraftvoll hast du den Walterhplatz überquert wie deinen ureigensten literarischen Salon und wenn es um ihn ging, warst du kämpferisch, hast ihn mit Transparenten und Krallen verteidigt, gegen die Oberflächlichkeit und den Kitsch, auch als streitbare Stadtviertelrätin.
Aber dort in deiner Werkstatt, die Wolfi dir voller Liebe gestaltet hat, kamen deine wunderschönen sprechenden Hände in Bewegung und entfalteten ihre Kraft und Sensibilität. Sie legten sich auf Leinwände, Stoffe und Putze, spürten der Schönheit nach und dem Wesen der Dinge. Es war dir gegeben, mehr zu spüren, mehr zu sehen, das war mitunter schwer für dich und manchmal sehr schön. Meinen Johannes hast du herbeigeträumt, bevor ich wusste, dass ich ihn erwarte.
Deine Hände einer heilkundigen Saligen konnten so vieles, liebste Freundin. Sie konnten lieben und trösten, sie konnten Dinge zu seelenvollen Wohnräumen fügen, sie konnten liebevoll mit zahllosen Gewürzen und Kräutern Speisen bereiten, als Nahrung für Körper und Herz.
Sie konnten vor allem Kunstwerken, die andere vor langer Zeit gestaltet hatten, achtsam und respektvoll ihre Würde zurückgeben und sie in ihre Zukunft entlassen. Auch hier im Bozner Dom, in dem wir heute stehen, hast du deine kundigen Spuren hinterlassen wie an so vielen der bedeutendsten Kulturorte in diesem Land. In St. Stephan in Obermontani, in St. Martin in Kampill und vielen anderen mehr. An all diesen Orten, die deine Seele berührt hat, können wir dich finden.
Kraftvoll hast du den Walterhplatz überquert wie deinen ureigensten literarischen Salon und wenn es um ihn ging, warst du kämpferisch, hast ihn mit Transparenten und Krallen verteidigt, gegen die Oberflächlichkeit und den Kitsch, auch als streitbare Stadtviertelrätin.
Ich sehe dich noch im Arbeitsgewand bei jedem Wetter auf deinem Gerüst mit Maurerkelle und Schwämmen hantieren, was deiner selbstverständlichen Eleganz überhaupt nichts anhaben konnte. Immer war es ein Geschenk dich an diesen Orten über deine Arbeit sprechen zu hören. Die gemalten Gestalten haben zu erzählen begonnen, weil du sie im Zwiegespräch daran erinnert hast, dass sie es können.
Deine letzte große Arbeit im Bozner Waaghaus, ging fast schon über deine Kraft, doch du hast sie noch abgeschlossen, mutig wie du warst. Der hämische Narr dort mit der Schellenkappe und sein memento mori haben dir zugesetzt, wie immer hast du alles Kommende gespürt.
Als die Krankheit kam, sinnlos und mächtig, hast du dich für deinen Weg entschieden, den der verwundeten Löwin, die sich an einen Ort zurückzieht, den sie liebt. Du warst trotz allem glücklich am Ritten. Das schöne schlichte Haus, das Wolfis Vater gebaut hat, hat sich wie ein Mantel um dich gelegt, umgeben von der Berglandschaft. Du hast dich dort zu Hause gefühlt, hast du mir in unserem letzten Gespräch gesagt, das wir beide weinend genossen haben.
Ich sehe dich noch im Arbeitsgewand bei jedem Wetter auf deinem Gerüst mit Maurerkelle und Schwämmen hantieren, was deiner selbstverständlichen Eleganz überhaupt nichts anhaben konnte.
Du warst dort nicht allein, geliebte Vreni, deine Familie und hilfreiche Menschen sind den schweren Weg mit dir in Liebe gegangen, haben dich in das warme Licht ihrer Liebe gehüllt und in Gedanken in kühle Seide zur Linderung deiner Schmerzen, bis deine Kraft zu Ende war.
Jetzt bist du dort, Löwin, in all deiner strahlenden Stärke, und wir sind hier, halten die Leuchtfäden, die zu dir führen, in Dankbarkeit in den Händen und hüten dein Licht in unseren Herzen. „Das Wesentliche bleibt vorher und nachher.“ Wie unsere Liebe.
Karin Dalla Torre ist Direktorin des Abteilung Denkmalpflege in der Südtiroler Landesverwaltung.
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Danke Frau Dalla Torre für
Danke Frau Dalla Torre für diesen eindrucksvollen Nachruf. Selbst wer Verena Mumelter nicht persönlich gekannt hat, wird dadurch in die Lage versetzt, zu begreifen, welch markante Persönlichkeit uns kürzlich verlassen hat. Schon der Beruf einer Restauratorin hat mich immer fasziniert, weil er zwei Welten verbindet. Die Vergangenheit, welcher das Kunstwerk wiedergegeben wird und der Zukunft, welcher dieses erhalten bleibt. Und die Denkmalpflege deckt sich wohl zu hundert Prozent mit dieser Absicht. Ich habe im Beitrag diese tiefe Freundschaft nachempfunden und sage: Der Tod, ein Augenblick, aber ewig die Erinnerung.
We were born before the wind
We were born before the wind
Also, younger than the sun
'Ere the bonnie boat was won
As we sailed into the mystic
Hark now, hear the sailors cry
Smell the sea and feel the sky
Let your soul and spirit fly
Into the mystic
Yeah, when that fog horn blows
I will be coming home
Yeah, when that fog horn blows
I wanna hear it
I don't have to fear it
And I wanna rock your gypsy soul
Just like way back in the days of old
Then magnificently we will float
Into the mystic
When that fog horn blows
You know I will be coming home
Yeah, when that fog horn whistle blows
I gotta hear it
I don't have to fear it
And I wanna rock your gypsy soul
Just like way back in the days of old
And together we will float
Into the mystic
Come on, girl
Too late to stop now
Van Morrison: into the mystic
Ein schöner Nachruf für eine
Ein schöner Nachruf für eine wunderbare Frau.
Vielen Dank Frau Dalla Torre
Vielen Dank Frau Dalla Torre für Ihren wunderbaren, berührenden und innigen Nachruf für Verena, der mir sie noch näher gebracht hat. Sie war wahrlich eine außergewöhnliche und beeindruckende Frau mit ihrer Herzlichkeit und großen Ausstrahlung. Auch ich darf mich glücklich schätzen, sie schon vor längerer Zeit bei Veranstaltungen oder Architektur- und Kunstreisen kennengelernt zu haben. Ihr privates wie berufliches Engagement für das Schöne und ihr streitbarer Einsatz für die wahren kulturellen Werte werden nun sehr fehlen. Ich bin sehr betrübt.
Auch ich möchte mich bei Frau
Auch ich möchte mich bei Frau Dalla Torre für diesen so treffenden Nachruf bedanken. Ich erinnere mich an die Restauration der Fresken in der Terlaner Pfarrkirche, die Vrena Mumelter in wunderbarer Weise zum Leuchten gebracht hat. Ihren Lieben gilt mein Mitgefühl und mein Dank.