Politik | Almdorf Schnals
Privates Abendessen
Foto: LPA/ohn
Es war Punkt 8 auf der Tagesordnung der Landesregierungssitzung an diesem Dienstag. „Projekt zur Errichtung der Hotelanlage Almdorf Schnals in der Gemeinde Schnals - Antragsteller: Athesia Druck Gmbh.“
Der zuständige Landesrat Giuliano Vettorato ersuchte dann aber auf der Sitzung der Landesregierung um eine Vertagung. Die Begründung: Es sollen noch einige Aspekte vertieft werden.
Verlangt der Einbringer oder die Einbringerin eines Antrages dessen Vertagung ist es innerhalb der Landesregierung allgemeiner Usus, diese ohne Diskussion zu genehmigen. So war es auch an diesem Dienstag.
Es geht dabei um eine Entscheidung zu einem der größten jemals in Südtirol geplanten Tourismusprojekte.
Das Projekt
Die „Athesia Druck GmbH“ will über einer ihrer Töchterunternehmen im Talschluss in Kurzras ein Mega-Projekt realisieren. Neben der Talstation der Gletscherbahn soll das „Almdorf Schnals” entstehen. Auf einem 1,7 Hektar großen Areal soll ein Hotelkomplex mit einem zentralen Mehrzweckgebäude – samt Sport-, Pool- und Wellnessbereich – sowie sechs Zimmertrakten mit 600 Zimmern entstehen. Veranschlagt ist ein oberirdisches Bauvolumen von rund 55.000 und ein unterirdisches Bauvolumen von rund 26.000 Kubikmeter, die vor allem für zwei Garagengeschosse verwendet werden sollen.
Das Projektgebiet ist als Tourismuszone ausgewiesen und umfasst eine Naherholungszone samt Wanderweg, Tennisplätzen, einem Parkplatz und Weideflächen. Um den Hotelkomplex zu realisieren, müssten unter anderem ein Bach verlegt und Lawinenschutzdämme von 6 bis 8 Metern Höhe errichtet werden. Für die Eingriffe in die Umwelt sind Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen.
Einstimmiges Nein
Das Athesia-Tourismusprojekt musste einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterzogen werden. Zu diesem Schluss kamen 2020 die zuständigen Ämter der Landesumweltagentur. Bereits in der Umweltvorstudie (UVS) treten aber verschiedene Problematiken dieses Großprojektes zu Tage. Etwa ein äußerst sensible Moorgebiet das direkt an das Projektgebiet grenzt oder die nachteiligen Auswirkungen auf das Landschaftsbild im subalpinem Gelände.
Der für die UVP zuständige Umweltbeirat hat sich auf seiner Sitzung vom 11. August 2021 mit dem Projekt befasst und ein negatives Gutachten abgeben. Die Entscheidung war einstimmig. Zudem gibt es auch ein negatives Gutachten des Landesbeirats für Baukultur.
Weil sich die Landesregierung meistens an die Gutachten der Fachbeiräte hält, geht man davon aus, dass man das Projekt versenken wird. Trotz der mächtigen und politisch einflussreichen Bauherren.
Ein privates Essen
Vor diesen Hintergrund mutet die Vertagung der Entscheidung in der Landesregierung etwas merkwürdig an. Vor allem dann, wenn man weiß, dass es am vergangenen Freitag zu einem hochprominenten Abendessen kam.
Am Tisch dabei: Die beiden Lega-Landesräte Giuliano Vettorato und Massimo Bessone, Regierungskommissär Vito Cusumano und Athesia-Patron Michl Ebner.
„Es war ein privates Essen, bei dem nicht über die Arbeit geredet wurde“, bestätigt Giuliano Vettorato Salto.bz gegenüber das Treffen. Vor allem aber habe Michl Ebner weder das Thema Schnals angesprochen habe, noch sei der „Onorevole“ an diesem Abend mit einem Anliegen vorstellig geworden.
Am Ergebnis und am Beschluss der Landesregierung wird sich nach meinem Dafürhalten inhaltlich aber kaum mehr etwas ändern."Landesrat Giuliano Vettorato
Die Vertagungen in der Landesregierung habe einen einfachen Grund. „Im Promemoria der Ämter waren für mich einige Punkte nicht ganz klar“, sagt Giuliano Vettorato. Weil Vettorato als zuständiger Landesrat in der Landesregierung eine Ablehnung begründen muss, will er hier - laut eigener Aussage - bestens vorbereitet sein.
Giuliano Vettorato legt aber auch Wert auf eine Feststellung. „Am Ergebnis und am Beschluss der Landesregierung wird sich nach meinem Dafürhalten inhaltlich aber kaum mehr etwas ändern“, meint der Lega-Politiker.
Die Entscheidung wird am kommenden Dienstag fallen.
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Unabhängig von dem, was bei
Unabhängig von dem, was bei diesem Essen tatsächlich geredet, gegessen oder auch getrunken wurde, ist das Ganze eine politische Unanständigkeit. Angesichts der Beteiligten keine Überraschung.
War da nicht mal was mit
War da nicht mal was mit einem Bettenstop?? Und das Märchen von every day for future??
was war/ist dabei suspekt:
was war/ist dabei suspekt: ein privates Essen in einem öffentlichen Raum oder ein öffentlicher Raum für ein privates Essen ? Der Regierungskommissär sollte darüber befinden !
Antwort auf was war/ist dabei suspekt: von alfred frei
Der Regierungskomissar soll
Der Regierungskommissar soll überhaupt nichts befinden. Das Essen war ja von rein rechtlichen Standpunkt aus vollkommen legal, von politischen Standpunkt aus suspekt und vom moralischen Standpunkt aus verwerflich.
Mich würde sehr interessieren
Mich würde sehr interessieren, wer die Rechnung bezahlt. Und ob, und wenn ja, wie diese Spesen dann verrechnet wurden.
Ein Schelm der böses denkt...
Ein Schelm der böses denkt...
Ach Gott, welche Kommentare
Ach Gott, welche Kommentare wegen eines privaten Abendessens. Wir alle setzen uns jeden Tag an den Tisch zum Abendbrot. Und vielleicht reden wir dabei sogar über die Pläne für den nächsten Tag oder die Vorhaben in der nächsten Zeit. Klarerweise müssen auch Lega-Leute essen, genau wie die Ebners und auch der Regierungskommissär. Nun kann es schon mal passieren, dass die Genannten gemeinsam essen und dabei vereinbaren, nicht über Großprojekte oder ähnlichem zu reden. Sollte ein politischer Hintergrund für das gemeinsame Essen gewesen sein, dann kann ich versichern, dass sich den Koalitionspartner 2018 ganz bestimmt nicht die SVP ausgesucht hat. Aus dieser Sicht ist ein gemeinsames Abendessen mit der Lega überhaupt nicht erwähnenswert. Umso mehr, weil sie nicht miteinander gesprochen haben. Die Kontakte werden unter dem Tisch gewesen sein, wahrscheinlich. Gehört ja in die Kategorie "Privacy". Der Tisch war grün gedeckt und übrigens frag ich mich, was der Adler im Beitrag zu suchen hat, ist doch der falsche Vogel.
Antwort auf Ach Gott, welche Kommentare von Sebastian Felderer
so ist es !
so ist es !
Ich staune.
Ich staune.
Dass hier die Beteiligten exklusiv Salto im Einzelnen über ein rein privates Abendessen informieren, hätte ich jetzt so gar nicht erwartet.
Getoppt wird das nur noch dadurch, wenn ich es richtig verstanden habe, dass am nächsten Dienstag dann ganz offiziell das Aus des derzeitigen Alm-Dorf Projekts verkündet wird.
Das nenn ich mal einen
Das nenn ich mal einen lesenswerten Artikel!
Kompliment dem Autor.