Gemischte Gefühle
Die kurzfristig beschlossene Impfpflicht für Schul- und Lehrpersonal trifft die Schulwelt hart: Noch ist ungewiss, ob und wie die drohenden Ausfälle von bis zu 4.000 Lehrpersonen an Südtirols Schulen kompensiert werden können. Es gibt Kritik, Lob und vor allem eines: Ratlosigkeit. Salto.bz hat mit der Landesdirektion der deutschen Schule, Sigrun Falkensteiner, der Vorsitzenden des Landesbeirats der Eltern, Heidrun Goller sowie mit der Vorsitzenden des Landesbeirats der Schüler, Nadia Zuggal gesprochen.
Salto.bz: Ab dem 15. Dezember greift die Impfpflicht für das Schul- und Lehrpersonal. Können Sie diese kurzfristige Entscheidung nachvollziehen?
Sigrun Falkensteiner: Die Einführung der Impfpflicht in dieser Form und in dieser Kurzfristigkeit hat uns alle überrascht. Dennoch kann ich nachvollziehen, dass der Gesetzgeber versucht, mit zusätzlichen Maßnahmen der Pandemie Herr zu werden. Kritisch sehe ich die Tatsache, dass wieder bei Kindergarten und Schule begonnen wird.
Heidrun Goller: Wir vom Landesbeirat der Eltern sind total unglücklich mit dieser kurzfristigen Entscheidung. Wenn tatsächlich 4.000 Stellen nachbesetzt werden müssen, dann ist das ein komplettes Desaster. Wir sind nicht gegen die Impfpflicht, aber eine Impfpflicht zum jetzigen Zeitpunkt und nur für bestimmte Berufsgruppen finden wir nicht zielführend. Warum schon wieder die Schule, die vorausgehen muss? Am Ende trifft es die Schüler. Und zwar mitten im Schuljahr! Wo Klassenkonstellationen und Unterrichtsdynamiken jetzt schon seit Monaten aufgebaut wurden. Das verstehen wir nicht. Die Frage ist jetzt nicht: Impfung ja oder nein, sondern mit wem wird jetzt wertvolles pädagogisches Personal ersetzt?
Falkensteiner: Kritisch sehe ich die Tatsache, dass wieder bei Kindergarten und Schule begonnen wird.
Nadia Zuggal: Ich kann zu dieser Entscheidung zu diesem Zeitpunkt lediglich meine eigene Meinung preisgeben, da ich das Thema im Landesbeirat noch nicht angesprochen habe. Ich stimme dieser Entscheidung zu und finde es auch eine gerechte Maßnahme. Die Lehrpersonen und das Schulpersonal ist tagtäglich in Kontakt mit verschiedensten Schülern*innen und sind somit auch eine gewisse Gefahr, natürlich ist es andersrum auch so. Wichtig finde ich es, dass die Lehrpersonen, welche sich nicht impfen lassen können, auch die Möglichkeit (durch das Testen) haben, weiterhin zu unterrichten. Ich bin überzeugt, dass die Impfpflicht in den Schulen für das Schulpersonal/ die Lehrpersonen äußerst gerechtfertigt ist. Durch die Impfung gibt es etwas mehr Gewissheit, dieser Pandemie und dem Ganzen Chaos endlich ein Ende zu setzen.
Wie sollen mögliche Ausfälle kompensiert werden?
Falkensteiner: Aktuell werden verschiedene Maßnahmen geprüft, die dazu beitragen können, Personal zu rekrutieren und den Dienst aufrecht zu erhalten, z.B. die Möglichkeit zur Erhöhung von bestehenden Aufträgen (mit Einverständnis des Personal), die Anstellung von Pensionist*innen, die externe Unterstützung für Tätigkeiten in der Verwaltung usw.
Goller: Wenn wir ehrlich sind, 4.000 Lehrpersonen sind mitten im Schuljahr nicht mehr da.
Goller: Ich sehe kein großes Potenzial, in diesem Moment neue Lehrkräfte zu rekrutieren. Wenn wir ehrlich sind, 4.000 Lehrpersonen sind mitten im Schuljahr nicht mehr da. Man hat sich bereits im September schwer getan, Lehrpersonen zu finden. Alles was eine Matura hat, ist jetzt in der Klasse. Wir haben im Bildungsbereich schon seit Jahren einen Personalmangel und viele, die Bildungswissenschaften studieren, werden auch schon eingesetzt. Ein zentralistischer Staat kennt diese Probleme nicht und weiß nicht, worauf wir zusteuern! Vor allem im deutschen Schulamt wird es hier immense Probleme geben. Das können wir uns nicht leisten.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Lehr- und Schulführungskräften?
Falkensteiner: Im Moment erreichen uns zahlreiche Fragen, auch zu ganz spezifischen Situationen. Es ist eine gewisse Verunsicherung zu spüren, da das Dekret sicher noch weiterer Klärungen von Seiten der zuständigen Ministerien bedarf.
Was sagen die Eltern?
Goller: Wir sind irritiert und beängstigt. Wir haben Angst, dass sich der Zustand weiter verschlechtert. Es ist im Moment mit Quarantäneregelungen, Testen und so weiter alles bereits sehr aufwändig und schwierig. Mit Blick auf die Impfpflicht ab dem 15. Dezember sind wir jetzt noch mehr beängstigt und besorgt. Es ist nicht realistisch, dass diese ganzen Stellen jetzt nachbesetzt werden. Es fällt jetzt plötzlich viel wertvolles pädagogisches Potential weg. Das besorgt uns.
Zuggal: Wir haben kaum mehr Tage ohne Supplenzen.
Und die Schülerinnen und Schüler?
Zuggal: Viele von uns sind überzeugt, dass es bis zum nächsten Fernunterricht wahrscheinlich nicht mehr lange dauern wird. Dadurch würden sich unsere sozialen Kontakte wieder minimieren und die Motivation nachlassen. Es gibt aber schon jetzt viele Supplenzen und Ausfälle durch Quarantänefälle. Wir haben kaum mehr Tage ohne Supplenzen. Man merkt am Ende des Schultages, dass man eigentlich nicht sonderlich viel gemacht hat. Natürlich nutzen wir die Supplenzstunden konstruktiv und erarbeiten beispielsweise Hausaufgaben und lernen auf Schularbeiten, dennoch hat man das Gefühl, dass nicht sonderlich viel passiert ist, wenn Sie verstehen, was ich meine. Einige glauben, dass es sinnvoller wäre, frisch in den Fernunterricht umzusteigen, denn so ist es relativ schwer, sich mit den Schülern in Kontakt zu setzen, außerdem gibt es ja auch Schüler*innen, die in Quarantäne sind. Als einzelner Schüler zuhause ist es viel schwerer dem Unterricht in der Klasse zu folgen.
Was erwarten Sie sich von den politischen Führungskräften in den kommenden Wochen und Monaten?
Falkensteiner: Weiterhin Klarheit in der Kommunikation und Unterstützung für die Kindergärten und Schulen bei den notwendigen Schritten.
Goller: Ich erwarte mir, dass jetzt das Verhandlungspotential ausgelotet wird. Es braucht einen Dialog mit den staatlichen Institutionen und den Betroffenen, um Handlungspotential zu schaffen. Zudem baucht es eine rasche Lösung für die 3G-Pflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, die auch Schülerinnen und Schüler betrifft. Wir haben hier bereits mit dem Landesrat gesprochen. Ein Aufschub oder die Validierung der Nasenflügeltests an den Schulen wären eine Möglichkeit. Der Schulweg gehört zum Bildungsweg dazu und muss genauso gesichert sein.
Zuggal: Ich erwarte mir, dass mehr auf das psychische Wohlergehen der Schüler*innen geschaut wird. Wir sind alles Menschen und leiden auch unter der Situation, vor allem, da uns lange Zeit die sozialen Kontakte gefehlt haben. Ich wünsche mir, dass wir Schüler mehr und vor allem frühzeitig in die Entscheidungen mit einbezogen werden. Die Entscheidungen kamen meist von heute auf morgen und wir mussten uns einfach anpassen. Das andauernde Hin und Her ist äußerst ermüdend und seeehr demotivierend. Auch wünsche ich mir, dass wir nicht immer erst zum Schluss behandelt werden. In den vergangenen Lockdowns wurde immer alles geöffnet und erst zum Schluss dachte man an die Schulen. Das kann nicht normal werden. Wir Schüler*innen haben auch das Recht als wichtig empfunden zu werden. Wir hatten nicht wirklich das Gefühl, dass wir wichtig sind in den vergangenen Jahren (oder zumindest nicht gleich wichtig wie wirtschaftliche Teile).
"Wir vom Landesverrat der
"Wir vom Landesverrat der Eltern sind total..." Wie bitte? Heißt das nicht noch immer "Landesbeirat"?
Die Politik täuscht vor, dass
Die Politik täuscht vor, dass durch allgemeine Impfpflicht die Pandemie besiegt werden könnte, weil die durch die "Ungeimpften" verschuldet sei. Momentan scheint statistisch erwiesen zu sein, dass fast alle jetzigen Intensivpatienten nicht geimpft gewesen seien. Wer garantiert aber, dass diese Patienten nicht von Geimpften infiziert worden seien? Wer garantiert, dass ein solcher Geimpfter nicht eine unbekannte Variante im Urlaub innerhalb oder außerhalb des hochgeimpften Westens (im Vergleich zum untergeimpften Rest = Großteil der Welt) unwissentlich aufgeklaubt, proliferiert und zusätzlich über sein Abwehrsystem weitervariiert hat? Wodurch er auch vermeintlich geschützte weil Geimpfte in Gefahr bringen würde. Zugegeben, das sind Hypothesen, aber denkbare.
Ich denke, die Politiker wissen nicht wie weiter und täuschen eine Lösung vor, indem sie die Ungeimpften als trotzige Verursacher in die Ecke stellen und bestrafen. Hat nicht erst das RKI öffentlich erklärt, es handle sich NICHT um eine Pandemie der Ungeimpften? Das Problem kann nur durch bedingungslose Offenheit, Überzeugungs- und Zusammenarbeit auf allen Ebenen, zuallererst wissenschaftlich! gelöst werden. Nicht durch Zwang.
Antwort auf Die Politik täuscht vor, dass von Klaus Griesser
Dieser Kommentar erscheint
Dieser Kommentar erscheint etwas schwammig und unkonkret; auch werden Vorhaltungen gemacht, welche tendenziös eher zornige Behauptungen zu sein scheinen, denn fundierte Kritik, was im folgenden gezeigt werden soll:
Zitat 1: „Die Politik täuscht vor, dass durch allgemeine Impfpflicht die Pandemie besiegt werden könnte, weil die durch die "Ungeimpften" verschuldet sei“:
das tut die Politik mitnichten, hier wird nichts „vorgetäuscht“. Die Inzidenz ist lediglich eine Kennzahl, ein Richtwert, welcher anzeigt, wohin die (exponentielle) Entwicklung geht und gehen kann/wird; die Pandemie selbst ist durch die Hospitalisierung bedingt. Und hier leistet die Impfung großartiges und genau das, was man erwartet: sie verhindert in weiten Teilen schwere Krankheitsfälle und entlastet die Krankenhäuser, kann also den pandemischen Zustand des Krankheitsgeschehens beenden. Mit ähnlich hoher Inzidenz gab es vor einem Jahr etwa 5 Mal soviele Hospitalisierungen und Intensivpatienten!
In diesem Sinne also, nämlich der Hospitalisierung, ist es eine „Pandemie der Ungeimpften“: die Anzahl der schweren Krankheitsverläufe bedingt die Pandemie. Es geht um die Hospitalisierung, nicht um die Inzidenz.
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Zitat 2: „Momentan scheint statistisch erwiesen zu sein, dass fast alle jetzigen Intensivpatienten nicht geimpft gewesen seien“: richtig muss das heißen: Momentan IST statistisch nachgewiesen, dass fast alle jetzigen Intensivpatienten nicht geimpft gewesen SIND. Wieso Fakten in die Möglichkeitsform setzen?
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Zitat 3: „Ich denke, die Politiker wissen nicht wie weiter und täuschen eine Lösung vor, indem sie die Ungeimpften als trotzige Verursacher in die Ecke stellen“: Meiner Information nach denken Sie da eben falsch: die Politik setzt endlich zeitnah und konkret um, was die Wissenschaft an neuen Erkenntnissen vorgibt. Da die Ungeimpften die Spitäler füllen, sind diese die Verursacher der Belegung der Spitäler, dies ist doch unstrittig; wer die zweite Dosis schon länger als 5-6 Monate hinter sich hat, kann nach Auftreten der Deltavariante und nach neuen Erkenntnissen leider nicht mehr zu den „Geimpften“ gezählt werden.
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In dem einen stimme ich Ihnen zu: auch wenn geimpft, ist es leichtfertig, in Länder mit geringer Impfrate zu reisen. Wir sehen ja, was gerade (leider wieder) geschieht.
Antwort auf Die Politik täuscht vor, dass von Klaus Griesser
Genau das sagt auch Sarah
Genau das sagt auch Sarah Wagenknecht in ihrem YouTube-Kanal. Die Misere ist zurzeit, dass die Pandemie auf zurückgestutzte Krankenhäuser und Intensivabteilungen trifft, vor allem personell. Damit sind nicht so viele Betten und qualifiziertes Personal da, wie man in einer Pandemie bräuchte. Dazu kommen die Ansteckungen Geimpfter, die meist einen harmloseren Verlauf haben als Ungeimpfte. Aber dennoch Geimpfte wie Ungeimpfte anstecken können. Einziger Unterschied: Durch die 3G-Regelung werden Ungeimpfte ständig getestet, damit sie überhaupt arbeiten dürfen. Geimpfte hingegen nicht, was bedeutet, dass Geimpfte oftmals nicht wissen können, dass sie positiv sind.
Antwort auf Genau das sagt auch Sarah von Stereo Typ
Das hätten wir ohne Stereo
Das hätten wir ohne Stereo Typ und S. Wagenknecht niemals geschnallt.
Antwort auf Das hätten wir ohne Stereo von Elisabeth Garber
Ja dann, ab zum Testen.
Ja dann, ab zum Testen.
Antwort auf Ja dann, ab zum Testen. von Stereo Typ
Naja, weder die Geimpften
Naja, weder die Geimpften noch die getesteten Geimpften füllen die Intensivstationen, sondern die Ungeimpften bzw. unzureichend Geimpften.
Wenn Sie also die Geimpften zum Testen auffordern, fordern Sie umso mehr die Ungeimpften zum Impfen auf?
....die verschiedenen
....die verschiedenen Ansichten und Stellungnahmen der Lehr- und Schulführungskräfte, Eltern und Schüler*innen zur Impfproblematik in den Schulen zeigen die großen Probleme auf, welche die Schulen und Kindergärten zusteuern.