Schulamt will nicht den Schwarzen Peter
Die Informationen auf der Internetseite des Schulinformationssystems sind derart zahlreich, dass sie so manch einen überfordern und verwirren. salto.bz hat bei Arthur Pernstich, Abteilungsleiter des Deutschen Schulamtes, nachgefragt. Er ist der Hüter der Südtiroler Klassenbücher, die in die Schlagzeilen geraten sind, da das digitale Klassenbuch des ehemaligen Schülers Stefan Raffeiner einem ähnlichen Landesprojekt Konkurrenz macht. Was ist an den daraufhin laut gewordenen Vorwürfen am behäbigen und aufgeblasenen Landesapparat dran? Welche Rolle spielen die Landesgesellschaften im IT-Bereich?
Vier Jahre, knapp 200 Leute, für die Planung ein einheitliches Schulinformationssystem – braucht es wirklich den ganzen Aufwand?
Arthur Pernstich: Das stimmt so nicht. 2010 wurde von den Verantwortlichen des Bildungssystems der Beschluss gefasst, ein großes Schulinformationssystem zu entwickeln. Das Projekt umfasst sechs große Computerprogramme, an denen das Projektteam in mehreren Untergruppen und mit Einbeziehung von Experten arbeitet. Die Realisierung soll nach detaillierten Analysen per Wettbewerb ausgeschrieben werden.
Auch wir im Schulamt lesen salto.bz. Und der Schulamtsleiter ist fuchsteufelswild darüber, dass nun einer von 15 Projektpartnern plötzlich Schuld sein soll.
Bei vielen Menschen herrscht Unverständnis darüber, warum nicht bereits bestehende Programme – wie jenes von Stefan Raffeiner im Falle des geplanten digitalen Klassenregisters – herangezogen werden.
Das Schulamt wird jetzt als Bösewicht dargestellt. Kleinkariert seien wir, heißt es, und wir würden dem jungen Genie seine Zukunft in Südtirol verbauen. So, dass der junge Mann nach Amerika auswandern musste. Dabei haben sich die Projektleiter Raffeiners Projekt angeschaut – sie sind extra nach Meran gefahren. Sie haben es für durchwegs brauchbar befunden.
Aber als einheitliche Lösung taugt es nicht?
Nein. Es gibt in Südtirol 150 verschiedene Schulen und das Ziel ist, ein für alle Stufen und Typen funktionierendes Programm zu erstellen. Dieses muss mit bereits bestehenden Datenverarbeitungsprogrammen, wie etwa POPCORN, kompatibel sein.
Die "Schuld" liegt daran, dass vereinbart und beschlossen worden ist, das Projekt in Form eines sehr großen ESF-Projektes anzugehen.
Welche Anforderungen stellt das Projektteam an ein solches Online-Klassenbuch?
Zugegeben, ich bin technisch nicht sehr versiert. Die Ausschreibungskriterien werden sehr genau definierte Bedingungen sowie Qualitätsmerkmale beinhalten. Zuletzt wird der Auftrag zur Umsetzung der Programme dem gegeben, der das Beste bietet.
Die SIAG (Südtiroler Informatik AG) wird auf der Internetseite des Schulinformationssystems als "Lieferant" aufgelistet. Ist da nicht von vornherein klar, an wen der Auftrag schlussendlich gehen wird?
Nein, nein. Auch Private können am Wettbewerb teilnehmen. Und auch der junge Mann. Das wurde schon des öfteren betont. Es werden nicht von vornherein junge Ideen im Kern erstickt.
Gemeinsam mit Leuten aus der Praxis sind die Bedürfnisse aller Schulstufen ermittelt und analysiert worden.
Welche Rolle spielt die SIAG dann?
Vor zwanzig Jahren wurde die Abteilung 9 "Informationstechnik" gegründet, mit dem Auftrag, die Informatisierung der Verwaltung voranzutreiben. Die SIAG ist eine private Firma, an der das Land beteiligt ist und die jene Programme umsetzt, die das Land braucht. Seit ungefähr einem Jahr ist eine Umstrukturierung der Abteilung 9 im Gange, im Zuge derer einiges an Arbeit und viel an Personal an die SIAG gehen wird. Diese wird bald abgeschlossen sein.
A propos Abschluss, wann werden die im Schulinformationssystem geplanten Programme ausgeschrieben werden?
Wenn so flott weitergearbeitet wird, dann wird die Ausschreibung für das Online-Einschreibeprogramm und das Elektronische Klassenregister bis Weihnachten stehen. Aber ich muss schon zugeben, dass alles sehr lange gedauert hat. Zu lange.
Die Projektleiter haben sich Raffeiners Projekt angeschaut und es für durchwegs brauchbar befunden. Aber es ist keine einheitliche Lösung.
Woran liegt das?
Die "Schuld", wenn Sie so wollen, liegt daran, dass vereinbart und beschlossen worden ist, das Projekt in Form eines sehr großen ESF-Projektes anzugehen. Das macht vieles umständlich. Dass aber nun hergegangen wird und dem deutschen Schulamt die Schuld für den langwierigen Prozess gegeben wird, darüber sind wir nicht erfreut. Der Schulamtsleiter ist fuchsteufelswild darüber, dass nun einer von 15 Projektpartnern plötzlich Schuld sein soll.
Ein weiterer Vorwurf besteht darin, dass Leute ohne Kontakt zur Schulwelt an der Planung der Programme sitzen.
Der gesamte Prozess ist von Leuten aus der Praxis begleitet worden. 70 bis 80 der Mitarbeitenden kommen aus der Schule, sind Sekretäre, Direktoren, Lehrer. Zusammen sind die Bedürfnisse aller Schulstufen ermittelt und analysiert worden. Auf den Analysebericht aufbauend finden dann eben die Ausschreibungen statt.
Zuletzt wird der Auftrag zur Umsetzung der Programme dem gegeben, der das Beste bietet.
Werden alle sechs Programme gemeinsam ausgeschrieben?
Nein, jedes Projekt einzeln.
"Die SIAG ist eine private
"Die SIAG ist eine private Firma."
XD. Der war gut.
Das ist die Privatwirtschaft die sich die Etatisten Südtiroler Prägung vorstellen: mit Steuergeldern aufgebaut und gestützt und optimal zur Unterbringung von Freunden und Freunderln. Diese "privaten Firmen" machen dann zu allem Überfluss noch der realen Wirtschaft Konkurrenz, mit deren Steuerleistungen sie aufgebaut und finanziert werden.
Pernstich ist ganz offenbar noch knietief in der Durnwalder-Doktrin gefangen. Erneuerung? Fehlanzeige.
Antwort auf "Die SIAG ist eine private von Alfonse Zanardi
Oder anders gesagt dienen
Oder anders gesagt dienen diese Projekte dazu Arbeitsstelen im (halb)öffentlichen Dienst zu erstellen oder zumindest zu erhalten.