Politik | Sri Lanka/Expo

Schatten im grünen Paradies

Am 1. Mai hat die Weltausstellung "Expo Milano 2015" begonnen. Auch Sri Lanka ist mit einem Länderpavillon vertreten. Sind Tourismus und Menschenrechte vereinbar?
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Am Freitag, den 1. Mai hat die Weltausstellung "Expo Milano 2015" begonnen. Auch Sri Lanka ist mit einem Länderpavillon vertreten. Daneben plant das "Sri Lanka Tourism Promotion Bureau" eine Zusammenarbeit mit großen italienischen Reiseanbietern. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zeigt jedoch in einem kürzlich erschienenen Bericht "Schatten im Sonnenparadies - Tourismus und Menschenrechte in Sri Lanka", dass es in Sri Lanka aufgrund der touristischen Entwicklung des Landes zu systematischen Menschenrechtsverletzungen kommt. Sri Lanka benötigt wirtschaftliche Entwicklung im Tourismus - diese darf aber nicht auf Kosten von Menschenrechtsverletzungen, Landenteignungen oder Vertreibungen gehen.

Sri Lanka präsentiert sich in seinem Pavillon "A Green Paradise" an der Expo Milano von seiner strahlenden Seite. Exportprodukte wie Gewürze, Edelsteine und Tee werden angepriesen und das Sri Lanka Tourism Promotion Bureau bewirbt die Insel als attraktives Touristenziel. Die Marketingmaßnahme soll gemäß der sri-lankischen Regierung vor allem dazu dienen, die Exportwirtschaft und den sri-lankischen Tourismus anzukurbeln. Zudem ist eine Zusammenarbeit mit großen italienischen Reiseanbietern geplant. In dem von der GfbV Schweiz kürzlich veröffentlichten Bericht "Schatten im Sonnenparadies - Tourismus und Menschenrechte in Sri Lanka" zeigt sich aber, dass es aufgrund der touristischen Entwicklung des Landes zu systematischen Menschenrechtsverletzungen kommt: Fischern wird der Zugang zum Meer versperrt, es kommt zu Landenteignungen. Von diesen negativen Auswirkungen sind in den untersuchten Regionen über 1200 Familien direkt betroffen.

Der Bericht der GfbV untersuchte in den drei neu erschlossenen Tourismusregionen Kuchchaveli, Passikudah und Kalpitiya, ob und inwieweit Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Tourismusprojekten vorkommen und in welchem Maße die lokale Bevölkerung tatsächlich vom Tourismusboom profitiert. Die Bilanz ist ernüchternd: In den untersuchten Regionen versperren Hotels und Resorts Fischern den Zugang zum Meer, was die wirtschaftliche Existenz ganzer Familien massiv gefährdet. Des Weiteren kommt es zu Landenteignungen, und nur ein kleiner Teil der lokalen Bevölkerung findet im Tourismus ein Auskommen. Besorgniserregend ist auch die massive Präsenz und Beteiligung des Militärs in der "neuen" Tourismusbranche.

Die GfbV fordert Reiseanbieter auf Sorgfaltspflicht wahrzunehmen
Im Jahre 2014 reisten über 1,5 Mio. TouristInnen nach Sri Lanka, davon kamen 21.116 TouristInnen aus Italien. Während die sri-lankische Regierung knapp 6 Jahre nach Beendigung des Bürgerkrieges nach außen hin ein Bild von einem scheinbar zur Normalität zurückgekehrten Land verbreitet, sieht die Realität anders aus. Die GfbV fordert daher italienische Reiseanbieter mit Angeboten in Sri Lanka auf, die im Zusammenhang mit der Expo stattfindenden Marketingmaßnahmen des Sri Lanka Tourism Promotion Bureau kritisch zu hinterfragen und ihre menschenrechtliche Sorgfaltspflicht in ihrer gesamten Wirkungskette wahrzunehmen. Die Sorgfaltspflicht in Zusammenhang mit Menschenrechten wird auch durch die Richtlinien der vereinten Nationen zu Wirtschaft und Menschenrechten (UN Guiding Principles on Business and Human Rights) festgelegt.

Des Weiteren fordert die GfbV die neue sri-lankische Regierung auf, ihre Tourismusstrategie zu revidieren, die bestehenden Gesetze und Vorgaben durchzusetzen und die Bevölkerung, inklusive aller Minderheiten, vor Menschenrechtsverletzungen zu schützen. Sri Lanka benötigt wirtschaftliche Entwicklung im Tourismus - diese darf aber nicht auf Kosten von Menschenrechtsverletzungen, Landenteignungen oder Vertreibungen gehen.

Der ausführliche Bericht kann hier heruntergeladen werden.
Die Zusammenfassung auf deutsch finden Sie hier, Bildmaterial hier.

Kontakt für weitere Informationen: Angela Mattli, Kampagnenleiterin GfbV Schweiz, [email protected], 0041(0)793785430.